Kita Keltenweg in Baden-Baden
Spiel von offen und geschlossen
Die Stadtverwaltung von Baden-Baden setzt sich konsequent für die Schaffung von Betreuungsplätzen für kleine Kinder ein. So bietet die Kindertagesstätte im Keltenweg, das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, den das erst 2017 gegründete Büro Schweikert und Schilling gewann, Platz für 64 Kinder. Die Kinder werden in fünf Gruppen aufgeteilt, und zwar von ganz kleinen in der Krippe bis zu den Kindern, die kurz vor der Einschulung sind. Die Betreuung ist über den ganzen Tag möglich und beinhaltet sogar ein auf die Eltern angepasstes flexibles Schichtsystem.
Gallerie
Klinkerwand mit Eingangsfeld und „Elternblick"
Zur Straße und zu den seitlichen Nachbarn, überwiegend
Wohngebäude in Einzel- und Reihenbauweise, zeigt sich das
zweigeschossige Gebäude zurückhaltend bis verschlossen. Eine
halbhohe Mauer fasst die nordwestliche Grundstücksecke ein, der
Schriftzug „Kindertagesstätte im Keltenweg" weist auf die Nutzung
hin. Die konzeptionelle Trennung zwischen Außen und Innen ist hier
architektonisches wie auch auf die tatsächliche Nutzergruppe,
nämlich die Kinder, abgestimmtes Prinzip. Eine helle
sandsteinfarbene Klinkerwand mit nur wenigen, aber sorgfältig
platzierten Fensteröffnungen bildet eine Art schützende Schale um
ein kompaktes Volumen. Der Grundriss, auf dem sich die beiden
Geschosse erheben, ist trapezförmig, da der Baukörper so auf die
Topographie des Hanggrundstücks, auf die Belichtung durch die
Morgensonne aus dem Osten und schützend auf die vorherrschende
Windrichtung ausgerichtet ist.
Der Eingang befindet sich mit einem Vorplatz an der namensgebenden Straße im Norden. Die Eingangstür ist in ein breites Feld aus massiver transparent geölter Eiche und Verglasung integriert, das wie ein Filter das Äußere mit dem Inneren – Windfang und Mehrzweckbereich – verknüpft. Oberhalb des Eingangs ist ein liegendes und zudem auskragendes Holz-Alu-Fenster in die Klinkerwand geschnitten. Dieses Fenster nimmt eine besondere Rolle im Tagesablauf der Kinder ein. Innen ist es mit einer sehr breiten hölzernen Sitzlaibung verkleidet, auf der die Kinder bequem sitzen, knien oder lagern können, um hinauszuschauen, den Eltern zu winken oder auf sie zu warten. Dieses Fenster erhielt deshalb auch einen eigenen Namen, die Architekten tauften es „Elternblick".
Bodentiefe Fenster und Oberlichter
Im Inneren ist die Kita sehr übersichtlich organisiert. Ein Mittelflur erschließt und trennt zugleich in bediente und dienende Räume. Nach Osten liegen alle bedienten Räume, nämlich die Gruppenräume mit raumgroßen Fenstern und Fenstertüren, die den Ausblick und Zugang zum Garten erlauben. Im Westen, an der Klinkerwand, befinden sich die dienenden Räume wie Küche, Toiletten, Abstellräume und Haustechnik. Im Obergeschoss wird der Mittelflur zusätzlich mit mehreren Oberlichtfenstern belichtet.
Materialwahl
Die Auswahl hochwertiger und langlebiger Materialien mit sorgfältiger Detaillierung setzt sich auch im Inneren fort. Mit dem Motto „Harte Schale – weicher Kern" dominieren im Inneren helle und natürliche Holzoberflächen aus Birkensperrholz, Tanne und Eiche. Holz findet sich in den Türen des Flurs, bei raumhohen Wandelementen mit Regalen, Fächern und Stauraum, bei einer auch als Treppengeländer dienenden Lamellenwand sowie bei Handläufen und Laibungen.
Die gesamte gartenseitige Fassade ist als Holz-Elementfassade aus transparent geölter Weißtanne, vorgehängten Holz-Glas-Elementen und Blindpaneelen beim Wand- und Deckenanschluss konstruiert. Statisch wirksame Stahlstützen sind jeweils in die Innenwände eingefügt, also nicht mehr sichtbar, damit die transparente Wirkung dieser hölzernen Fenster und Türen hervorgehoben wird.
Laubengang als Spielbereich
Zwischen den Gruppenräumen und dem Garten ist ein Laubengang angeordnet, der als überdachter Spielbereich genutzt wird. Dieser Laubengang, der zugleich im Obergeschoss als Rettungsweg dient, ist ein Skelett aus Stahlstützen und Gitterrosten, das den geometrischen Rhythmus der Fenster und Türen wiederholt.
Die verzinkten und graubraun lackierten Metalloberflächen, der farblich darauf abgestimmte textile Sonnenschutz, die hellen Klinker und die verschiedenen natürlich belassenen Hölzer sind farblich zurückhaltend und lassen den Kindern den Vortritt.
Mit der Anordnung des kompakten Baukörpers an der Straße gelang
es, viele der vorhandenen Bäume zu erhalten. Zusammen mit einer
Spielwiese und einem Spielhügel entstand hier tatsächlich ein
Kindergarten.
Im Rahmen der bundesweiten Bildungsinitiative „Haus der kleinen
Forscher“, ein spielerisches, kindgerechtes und pädagogisch
unterstütztes Erforschen von Themen aus Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik (MINT), wurde diese Kita im Januar
2021 zertifiziert. -sj
Bautafel
Architektur: Schweikert Schilling Architekten, Karlsruhe
Projektteam: Nicolai Schweikert, Alexander Schilling, Wiebke Weidner, Sebastian Stadter, Elias Ewald, Suna Maria Knell
Projektbeteiligte: Stahlbau Frank, Bebra (Stahlbau); Klinkerzentrum Weigel, Mellrichstadt (Klinkerfassade); Göbes, Hardheim-Schweinberg (Innentüren); Innenausbau Kuppinger, Karlsruhe (Garderoben und Gruppentüren); Schwarzwald Akustik, Oberkich-Nußbach (HWL-Decken); Trüb Fensterbau, Karlsruhe (Fensterelemente, der Elternblick sowie der Windfang)
Bauherr/in: Stadt Baden-Baden, Gesellschaft für Stadterneuerung und Stadtentwicklung
Fertigstellung: 2020
Standort: Keltenweg, Baden-Baden
Bildnachweis: Dirk Altenkirch, Karlsruhe: www.atelier-altenkirch.de
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