Stadttore
Eingänge als architektonische und symbolische Inszenierung
Stadttore sind im Prinzip monumentale Eingangstüren in eine Stadt, nämlich bildmächtige Symbole für Kraft und Reichtum. Ebenfalls dienten sie als Schutz, Abwehr, Kontrolle, als Zoll-Station und als Markierung von Besitz und Abgrenzung zwischen Autoritäten. Die eigentliche Tür oder Pforte wird mit verschiedensten architektonischen Elementen – von Säulen, Pilastern, Architraven, Giebeln, Kuppeln bis zu Doppel-Türmen – gerahmt und so zu beeindruckenden Gebäuden vergrößert und wortwörtlich überhöht. Wie die folgenden Beispiele zeigen, werden häufig Referenzen aus anderen Zeiten zitiert, um den eigenen Repräsentationsanspruch zu verdeutlichen. Damit stehen diese Beispiele auch als Basis für Eingangstüren bzw. Portalen zu Headquartern von Konzernen, politischen Institutionen, aber auch gates communities, Villenparks, Entertainmentparks wie z. B. Disneyland, Luna Parks und Tivoli Kopenhagen.
Gallerie
Porta Nigra in Trier
Die Porta Nigra, das schwarze Tor, in Trier stammt aus dem Jahr 170 n. Chr. als Teil einer römischen Befestigungsanlage und ist heute UNESCO-Weltkulturerbe sowie Wahrzeichens Trier. Dieses massive Tor aus ca. 7.200 Sandsteinquadern, das zwischenzeitlich auch als Mönchsklause und als Kirche genutzt wurde, hat im Inneren vier Geschosse, die besichtigt werden können.
Holstentor in Lübeck
Das Holstentor ist das Wahrzeichen Lübecks. Es wurde 1464 bis 1478 als Teil eines Verteidigungsrings mit ursprünglich vier Stadttoren erbaut und ist heute UNESCO-Weltkulturerbe. Zwei wuchtige Flügeltore in den 3,50 m dicken Mauern sollen den Durchgang verschlossen haben, existieren jedoch heute nicht mehr. Die lateinische Inschrift "Concordia Domi Foris Pax" bedeutet „Eintracht innen, daußen Frieden", eine Verkürzung von Concordia domi et foris pax sane res est omnium pulcherrima = Drinnen Eintracht und draußen Friede sind in der Tat für alle am besten. Das Stadttor hatte seit Baubeginn Probleme mit den Fundamenten und sackte schräg ab. Nach mehreren umfangreichen Restaurierungen ist es heute stabilisiert und beherbergt ein Museum, das auch Führungen durch das Innere anbietet.
Brückentor in Heidelberg
Das Brückentor in Heidelberg, das auf der Alten Brücke steht, stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde im Barock verschönernd ergänzt. Als Teil der Stadtbefestigung diente dieses Tor als Kontrolle für den Stadtzugang, hatte sogar als Schuldturm drei kleine Gefängniszellen und eine Wohnung für den Wächter. Die Falltür hängt heute fest im Bogen und ist eher ein Fotomotiv.
Osthofentor in Soest
Das Osthofentor in Soest ist dagegen ein echtes Tor aus dem Mittelalter. Etwa um 1180 wurde als Stadtbefestigung eine mächtige ca. 10 m hohe Wallanlage mit einem ca. 20 m breiten Wassergraben, der Gräfte, angelegt. 1523 bis 1526 wurde das Osthofentor als östliches Stadttor errichtet. Die Erker als Spähfenster sowie die Schießscharten, aus denen mit Armbrustpfeilen geschossen wurde, zeigen die Zweckbestimmung dieses Bauwerks, nämlich Beobachtung möglicher Feinde sowie Schutz und Verteidigung der Stadt. Das eigentliche Tor, also der Durchgang in die Stadt, ist ein Spitzbogen, der hier tatsächlich konstruktiv die bauliche Masse aus Grünsandstein trägt. Das Osthofentor ist das letzte erhaltene von ursprünglich 10 Stadttoren. Reste von Wall und Gräfte sind heute eine Grünanlage rund um die historische Altstadt.
Brandenburger Tor in Berlin
Das Brandenburger Tor ist das letzte erhaltene Stadttor Berlins, 1789 bis 1793 nach Plänen von Carl Gotthard Langhans erbaut, und befindet sich mittlerweile mitten in Berlin. Oben auf dem Tor steht die Quadriga – die Siegesgöttin in einem Streitwagen, der von vier Pferden gezogen wird – von Johann Gottfried Schadow, und sie zieht nach Osten in die Stadt Richtung Schloss, nicht wie oft kolportiert aus der Stadt heraus Richtung Westen. Dieses Tor gilt als das Symbol für 200 Jahre deutsche Geschichte. Das Tor ist ein Ensemble aus dem eigentlichen Tor, das an die Propyläen, dem antiken Eingangstor zur Akropolis in Athen erinnert, und zwei seitlichen Torhäusern, sowie flankiert von Haus Sommer und Haus Liebermann als Zwillings-Palais, beide 1995 bis 2000 rekonstruiert und neuinterpretiert von Josef Paul Kleihues.
Stadttore in Potsdam
Brandenburger Tor, Nauener Tor und Jägertor sind drei der
ursprünglich sieben Stadttore der Potsdamer Stadtmauer aus dem 18.
Jahrhundert. Durch das Hauptportal des Nauener Tores, das mit
seinen beiden Rundtürmen und Zinnen wie ein mittelalterliches
Relikt aussieht, fährt heute die Straßenbahn. Neben den Spitzbögen
der Arkaden hängen Fratzenköpfe mit Nasenringen als weitere
mittelalterliche Dekoration. Da könnte der Ritter dann gleich neben
der Haustür sein Pferd festbinden. Das Brandenburger Tor sieht
dagegen wie ein römischer Triumphbogen aus, eine andere Art des
Spiels mit historischen Assoziationen. Dieses Tor wurde als
Kontroll- und Zollstation genutzt. Nach dem Abbruch der Stadtmauer
1869 steht dieses Tor heute als Schmuck-Solitär vor dem
Luisenplatz. Das Jägertor, das 1733 gebaut wurde und tatsächlich an
eine große steinerne Türlaibung mit geschmücktem Sturz erinnert,
war ebenfalls ein kontrollierter Ein- und Ausgang für die Soldaten
der Garnisonstadt. Auch dieses Tor ist heute ein freistehendes
Schmuckstück in einer grünen Promenade, die in etwa den Verlauf der
alten Stadtmauer nachzeichnet.
Fachwissen zum Thema
Solarlux GmbH | Kontakt +49 5422 9271-0 | www.solarlux.com