Überdachung der Bahnstation Elifelet in Tel Aviv
38 Membran-Segel als Sonnenschutz für die Fahrgäste
In Tel Aviv, dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zentrum Israels, wurde 2022 eine neue Stadtbahnlinie fertiggestellt, die Red Line, die sich nun in der Erprobung befindet. Sie ist als Hauptlinie des Stadtbahnsystems Danqal konzipiert und verbindet 24 Stationen – vom Süden Tel Avivs bis in den Nordosten. Aus dem Süden kommend verläuft die Linie zunächst oberirdisch, ab dem Bahnhof Elifelet dann unterirdisch. Seine luftige Überdachung wurde von dem ortsansässigen Architekturbüro Kolker Kolker Epstein entworfen.
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Der Stationsbau ist nach oben offen gestaltet, sodass der Bezug zur umgebenden Stadt nicht verloren geht. V-förmige, weiß glänzende Membransegel mit einer Fläche von insgesamt 2.500 Quadratmetern sorgen auf einer Länge von 100 Metern für die Beschattung der Bahnsteige. Diese befinden sich bereits im Untergeschoss, in einer Tiefe von 7,5 Metern. Die Segel schützen nicht nur die Reisenden auf dem Bahnhof vor der gleißenden Mittelmeersonne. Durch die Faltungen entsteht zugleich ein interessantes Spiel von Licht und Schatten und natürliches Licht gelangt in den tiefen Bahnhof. In der Nacht wirken die angestrahlten Segel wie ein spektakulärer Lichthimmel, der die Bahnsteige indirekt beleuchtet. Weiterhin sorgt die offene Konstruktion für eine gute Belüftung.
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Herausfordernde Detailplanung
Die mit der Ausführung beauftragte Firma Se Cover bat die Membranspezialisten von FormTL relativ spät um Unterstützung bei der Berechnung der Statik, der Konfektionierung des Membrandachs und der Ausführungsplanung. Enge Zusammenarbeit mit den Tragwerksplaner*innen war besonders bei der Planung der längsseits stehenden Stahlstützen, die das Membrandach halten, gefragt. Das Ergebnis: Die Einzelsegmente des Membrandaches sind an die auskragenden Stahlträger angeschlossen und spannen frei über die gesamte Bahnsteigbreite von 20 Metern.
Kompensation von Horizontallasten
Durch die sehr flache Spannung werden über die Randseile hohe Horizontallasten auf den Stahlbau übertragen, was zu Verformungen führen kann. Deshalb mussten die Horizontallasten innerhalb des Membrandaches kompensiert werden. Zu diesem Zweck ermittelten die Ingenieure von FormTL alle Seillängen individuell. Die Grat- und Kehlseile verfügen über einen Durchmesser zwischen 28 und 40 Millimetern, die kleinen Randseile sind 16 und 18 Millimeter stark.
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Membranbefestigung
Um die zuerst parallele und dann trapezartige Form des Grundrisses auszugleichen, verfügen sämtliche 38 Membran-Segmente über jeweils unterschiedliche Abmessungen. Insgesamt entwickelte und konfektionierte FormTL dafür 15 Typen im Detail. Jedes Segel ist einzeln aufgespannt, ohne direkte Verbindung zum nächsten. Die Halteseile der Membranen wurden jeweils im oberen Bereich mit Laschen an der Längsverbindung der Stahlkonstruktion fixiert. Der Kehlseiltiefpunkt, der sich im Knickpunkt der Auskragung befindet, verbindet wiederum die horizontalen Randseile mit dem Kehlseil. Bei Regen sammelt sich das Wasser in der Kehle des Membrantuchs und fließt dann in ein Rinnenprofil an der Stahlkonstruktion.
Bei dem Membranwerkstoff, der für das Dach ausgewählt wurde, handelt es sich um ein PVC-beschichtetes Polyester-Gewebe. Es zeichnet sich durch eine hohe Lichttransmission und Farbstabilität aus. Eine spezielle Beschichtung bildet zudem einen schmutzabweisenden Schutzschild. So soll das Dach lange weiß bleiben.
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