Lichtfleck statt Schattenzeiger
Sonnenuhr Arco del Tiempo in Houston
Mit dem Arco del Tiempo (Zeitbogen) wird ein neues Kunstwerk im öffentlichen Raum der texanischen Stadt Houston errichtet. Geht es nach dem italienischen Designer Riccardo Mariano und der Land Art Generator Initiative (LAGI), die den Pavillon finanziert, so soll er weit mehr sein als nur ein schönes Objekt: Zum einen wird er als Schattenspender im Guadalupe Plaza Park fungieren, zum anderen aber auch als Zeitmesser und Energiequelle und als Ort für Veranstaltungen und Erholung.
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LAGI wurde 2008 von Elizabeth Monoian und Robert Ferry gegründet. Seit 2010 schreibt die Organisation alle zwei Jahre einen Wettbewerb für ein Kunstwerk aus, das sich mit alternativen Energiequellen beschäftigt und im öffentlichen Raum einer ausgewählten Stadt stehen soll. Ursprünglich reichte Riccardo Mariano die ungewöhnliche Sonnenuhr 2019 ein, als ein Objekt für einen Standort in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) gesucht wurde. Doch dann wurde das Projekt von der Stadtverwaltung in Houston für den Guadalupe Plaza Park ausgewählt. Der Arco del Tiempo soll mit Photovoltaikmodulen von insgesamt 2.000 Quadratmetern Fläche schätzungsweise 400 MWh pro Jahr erzeugen. Diese werden an ein zweisprachiges Zentrum für darstellende Künste in der Nachbarschaft weitergeleitet, das Talento Bilingue de Houston.
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Zusammenspiel aus Bewegung, Form und Farbe
Das altbekannte Prinzip von Sonnenuhren, die in der Regel über ein Gnomon (Schattenzeiger) verfügen, kehrte der Künstler um: Statt durch einen wandernden Schatten wird die Uhrzeit durch einen Lichtfleck angezeigt. Dazu braucht es eine knapp 50 Meter breiten und 30,5 Meter hohen bogenförmige Stahlrahmenkonstruktion mit verzinktem Metalldach.
Das Lichtspiel soll so funktionieren: Die Strahlen fallen durch die mit getöntem Glas versehenen Öffnungen ein, treten auf der Unterseite, zwischen Lamellen wieder aus und treffen auf den Boden. Auf dem Pflaster erscheint dann ein heller Kreis. Dieser wandert durch den Schatten des Dachs – im Verlauf einer jeden Stunde von Westen nach Osten. Dabei verändert er sich in Farbton und Form: Die Mittagszeit wird durch einen vollen, intensiven Kreis dargestellt, die Stunden davor und danach durch einen andersfarbigen Sektor in der Kreisfläche.
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Ausgeklügelter Entwurf
Um das riesige Lichtspiel zu erzeugen, wurde zunächst der Sonnenverlauf über Houston bestimmt. Die daraus abgeleitete, mehrfach gekrümmte Fläche wurde dann zu einem bogenartigen Streifen vereinfacht. Dieser ist so gekippt, dass die Sonnenstrahlen während der Tagesbewegung bei den Tagundnachtgleichen senkrecht auftreffen. Die Bogenfläche wurde im nächsten Schritt verändert, damit sie dort breiter ist, wo die Strahlen zur Mittagszeit ankommen, und sich verjüngt gegen Sonnenaufgang und -untergang. Auf diese Weise sind die Solarzellen besser belichtet.
Geplant sind außerdem elf Öffnungen in der Dachhaut – ausgerichtet nach dem Sonnenstand einer jeden vollen Stunde eines Tages. Die Öffnungen sind elliptisch, um trotz der Neigung und Krümmung des Bogens ein kreisförmiges Bild auf den Boden zu projizieren. Zugleich ist das eingesetzte Glas so gefärbt, das links und rechts der Mitte kein monochromer Kreis auf dem Pflaster zu sehen ist, sondern die zwei verschiedenfarbigen Anteile an das Ziffernblatt einer Uhr erinnern. Die Farbe des Sektors liefert ein wichtiges Indiz: Rosa steht für die Morgenstunden, Blautöne sind den Abendstunden vorbehalten.
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An der Unterseite des Bogens befinden sich zu elf Gruppen zusammengefasste, in Nord-Süd-Richtung liegende Lamellen. Die Gruppen belegen jeweils einen 15°-Sektor des Bogens, entsprechend dem Anteil einer Stunde an einem Kreis (360° geteilt durch 24 Stunden). Die Lamellen sind außerdem in Ost-West-Richtung geneigt. So kommt es, dass die oben einfallenden Sonnenstrahlen jeweils nur eine Stunde lang genau zwischen den Lamellen einer bestimmten Gruppe hindurchfallen und auf den Boden treffen, während sie an allen anderen Stellen davon abgehalten werden. Auch das ist auf dem Platz sichtbar: Beginnt der Kreis seine Bahn, zerteilen ihn noch die Lamellenschatten. Zur Mitte hin nehmen sie ab, bis der Kreis vollständig zu sehen ist. Von hier an werden sie wieder größer, bis das Licht ganz vom Schatten geschluckt wird.
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