Serpentine Pavillon 2023
Zu Tisch unter luftigem Holzdach
Anfang Juni 2023 wurde der 22. Serpentine Pavillon in den Londoner Kensington Gardens eröffnet. In diesem Jahr hat die in Paris lebende französisch-libanesische Architektin Lina Ghotmeh das temporäre Bauwerk entworfen. Die runde Holzstruktur, die aus der Vogelperspektive ein wenig an einen Sonnenschirm erinnert, trägt den Namen À table – ein Aufruf im Französischen, sich am Tisch zu versammeln, um gemeinsam zu essen und miteinander zu reden.
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Alljährlich wechselnder Pavillon
Was im Jahr 2000 mit einer Arbeit von Zaha Hadid begann, hat sich zu einem jährlich vergebenen, prestigeträchtigen Auftrag entwickelt: die Gestaltung des Pavillons auf dem Gelände der Londoner Serpentine South Gallery in den Kensington Gardens. Die jährlich neu errichteten, temporären Strukturen werden im Rahmen der sommerlichen Veranstaltungsreihen der Serpentine Gallery von Anfang Juni bis Mitte Oktober genutzt. Nicht nur bei Menschen aus London stoßen sie auf lebhaftes Interesse, auch von internationalen Fachmedien erhalten sie viel Aufmerksamkeit. Frühere Serpentine-Pavillons wurden von Architekten wie Frida Escobedo, Bjarke Ingels und Sou Fujimoto entworfen. À Table folgt auf die Black Chapel im vergangenen Jahr, die von dem Künstler und Designer Theaster Gates.
Lina Ghotmeh ist bekannt für Projekte, die an der Schnittstelle von Architektur, Kunst und Design angesiedelt sind. Gemeinsam mit ihrem Team verfolgt sie einen ganzheitlichen Ansatz, dem stets eine gründliche Erforschung der Geschichte des Ortes, der Gewohnheiten der Nutzer*innen sowie der ortstypischen Materialien vorausgeht.
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Am Tisch versammelt
Inspiriert ist der Pavillon von der Geschichte der benachbarten Serpentine South Gallery, die bis in die frühen 1960er-Jahre als Teehaus diente. Genauso beeinflusste der mediterrane Hintergrund der Architektin, in dem gemeinsames Essen und lebhafte Gespräche in großer Runde einen hohen Stellenwert haben, ihren Entwurf. Ghotmeh versteht dementsprechend ihren Pavillon als Einladung, sich im an den großen Tisch zu setzen, um zusammenzukommen, nachzudenken, sich auszutauschen und neue Beziehungen aufzubauen. Die Architektin sieht im gemeinsamen Essen einen Ausdruck von Fürsorge. Der Pavillon soll symbolisch für Erdung und Reflexion über die menschliche Beziehung zu Land, Natur und Umwelt stehen. Ghotmeh möchte die Besucher*innen dazu anregen, Ideen, Sorgen, Freuden, Verantwortlichkeiten, Traditionen und Unzufriedenheiten miteinander zu teilen.
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Durchlässige Holzkonstruktion
Die Konstruktion des Pavillons besteht aus einem Holzrahmen mit einem gefalteten Dach. In der Mitte befindet sich ein Oberlicht. Von dort aus strahlen radiale Dachbalken aus, zwischen denen Rippen die gefalteten Dachsegmente stabilisieren. Sie verleihen der Decke einen leicht dramatischen Schwung und lassen so Gedanken an ein Zirkuszelt oder an einen aufgespannten Cocktailschirm aufkommen. Das Sperrholzdach ragt über die Fassade hinaus und wurde an den Kanten gefräst, sodass es so dünn wie Pappe wirkt. Unter der Dachkante lagern die Träger auf Fichtenleimholzsäulen auf, die den überdachten Raum wie eine Kolonnade umschließen.
Die Außenwände, die ursprünglich als Holzständerkonstruktion mit Plexiglasfüllungen geplant waren, wurden aus an den Deckenbalken montierten Sperrholzplatten gefertigt, in die ein an Pflanzenblätter erinnernde Öffnungen CNC-gefräst wurde. Leicht gefaltet und durchlässig erinnern sie an einen Paravent und schaffen einen luftigen, halb geschlossenen Raum mit einigen Einblicken und Durchgängen. Der Boden im Innern besteht aus tiefrot gebeizten Dielen. Ausgestattet ist der Pavillon mit dem kreisförmig angeordneten Tischen und Hockern aus Eichenholz. Konzipiert wurde der Pavillon im Baukastensystem, sodass er nach dem Ende der Installation im Sommer auseinander- und woanders wieder zusammengebaut werden kann.
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