Sonnenstandsdiagramme berechnen den Tages- und Jahreszyklus der
Sonne für die jeweils benötigten geographischen Koordinaten. Daraus
lassen sich zum Beispiel unerwünschte Verschattungen oder die
Notwendigkeit von Sonnenschutzvorrichtungen ableiten.
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Ort und Zeit eines Sonnenstandes sind miteinander verknüpft. Bei
gegebener geografischer Breite können sie wechselseitig berechnet
werden, wobei die folgenden Bestimmungsgrößen von Belang sind:
Für den Ort: das Azimut A und die Höhe h über dem Horizont
Für die Zeit: die Deklination δ und der Stundenwinkel τ.
Azimut und Horizont
Es ist üblich, den Horizont, vom Nordpunkt ausgehend, über
Ost-Süd-West in 360 Winkelgrade einzuteilen, sodass jeder Punkt des
Himmelsrandes in Gradteilen festgelegt ist. Diesen Winkel auf dem
Horizontkreis nennt man das (oder den) Azimut. Nur in seltenen
Fällen haben wir es mit einem ebenen Horizont zu tun, zum Beispiel
auf See. Meist gehen die Gestirne hinter Bergen und Gebäuden unter,
die vom Beobachter aus eine bestimmte Höhe (gemessen in Grad) über
dem idealen Horizont erreichen. Dann verspätet sich ihr Aufgang
bzw. es verfrüht sich ihr Untergang gegenüber den Verhältnissen bei
ebenem Horizont und auch das Azimut verändert sich in Abhängigkeit
von der jeweiligen tatsächlichen Höhe des Himmelsrandes.
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Deklination und Stundenwinkel
Die Deklination ist der Abstand des Gestirns – hier der
Sonne – vom Himmelsäquator. Sie ändert sich je nach Jahreszeit
und ist positiv, wenn die Sonne nördlich, negativ, wenn sie südlich
des Äquators steht. Wie sich die Deklination von Tag zu Tag ändert,
ist astronomischen Jahrbüchern zu entnehmen. Dabei wird die
Deklination an einem bestimmten Datum als Winkelmaß dargestellt. Um
den Stundenwinkel zu ermitteln, wird die Tageszeit auf eine 360
Grad umfassende Skala übertragen. Dabei gilt der Mittagsmeridian
als Nullpunkt. 13 und 11 Uhr „wahre Ortszeit“ (WOZ) entsprechen
Stundenwinkeln von ± 15°, 14 und 10 Uhr WOZ entsprechen ± 30°, und
so weiter.
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Berechnung des Sonnenstandes
Der Sonnenstand wird ausgedrückt durch Azimut A und Höhe h. Die
sphärische Trigonometrie liefert die Formel, um ihn für eine
bestimmte geografische Breite Ф und bei vorgegebener Tages- und
Jahreszeit (τ und δ) zu berechnen:
sinh = sinФ × sinδ + cosФ × cosδ × cosτ
Umgekehrt lassen sich, ausgehend von einer Sonnenbeobachtung in
einer bestimmten Richtung und Höhe über dem Horizont, die
zugehörige Deklination und der Stundenwinkel ausrechnen. Aus diesen
Angaben kann wiederum auch das Datum ermittelt werden, wobei es
meist zwei Möglichkeiten gibt. Damit lässt sich entsprechend auch
der Termin des Sonnenuntergangs herausfinden, beispielsweise an
einer bestimmten Bergkuppe. Dazu müssen vom Standort Azimut und
Höhe bekannt sein, das heißt, sie wurden mit Kompass und Sextant
gemessen oder mithilfe von Karten ermittelt. Die benötigte Formel
lauten:
sinδ = sinФ × sinh + cosФ × cosh × cosA
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Berechnung von Beschattungszeiten
Bedacht werden muss, dass errechnete Werte für wolkenfreien
Himmel gelten. Zur Berechnung realistischer, mittlerer
Beschattungszeiten muss aber auch der Einfluss der Bewölkung
berücksichtigt werden: Die Sonne scheint tatsächlich – je nach
Region, Jahres- und Tageszeit – im Durchschnitt nur etwa 5 bis
40 Minuten pro Stunde. Der reale Abschattungseffekt durch ein
Bauwerk wird dadurch zumeist erheblich reduziert.
Für reale Zeitangaben zum Eintreten und zum Ende von Schatten muss
die wahre Ortszeit (WOZ) des Diagramms und die gesetzliche Zeit
(Mitteleuropäische Zeit MEZ bzw. Mitteleuropäische Sommerzeit MESZ)
umgerechnet werden. Dabei ist zu beachten, dass die WOZ keine
gleichförmig laufende Zeit ist. Dies ist astronomisch bedingt,
durch die ungleichförmige Winkelgeschwindigkeit der Erde auf ihrer
Bahn um die Sonne sowie durch die Schiefe der Ekliptik (scheinbare
Sonnenbahn). Zuerst muss deshalb die WOZ mittels der sogenannten
Zeitgleichung in die mittlere Ortszeit (MOZ) umgerechnet
werden.
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Zieht man von der mittleren Ortszeit eine von der geografischen
Länge des Beobachtungsortes abhängigen Differenz ab, so erhält man
die gesetzliche Zeit:
Dabei ist die geografische Länge L in Grad (°) östlicher Länge
einzusetzen.
Exaktheit von Auf- und Untergangszeiten
Für die Ermittlung exakter Auf- und Untergangszeiten muss auch
die Refraktion des Sonnenlichtes durch die Atmosphäre
berücksichtigt werden. Sie bewirkt eine scheinbare Hebung des
Gestirns und beträgt in Horizontnähe etwa ein halbes Grad: Wenn die
Sonnenscheibe abends mit ihrem unteren Rand den Horizont berührt,
ist sie streng geometrisch bereits untergegangen.
Quelle: Deutscher Wetterdienst,
Offenbach
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