Kirche St. Maria in Storkow bei Berlin
Wilde Deckung in Moselschiefer
Die geometrische Grundform des Fisches als Symbol des
Urchristentums und Zeichen der Christen in der Diaspora, war die
Grundidee für einen Ersatzneubau der Kirche in Storkow bei
Berlin.
Auf der Nordseite der Kirche bilden Fassade und Dach eine Einheit.
Das Dach geht übergangslos aus der Fassade hervor, wobei es sich um
zwei Achsen krümmt. Den Abschluss zum First bildet ein markanter
Zinkkragen. Die senkrechten Wände aus
Brettschichtholz-Fertigelementen auf der östlichen Seite folgen mit
ihrer Krümmung der Form des Fisches. Nach Westen ist das Dach ohne
Durchdringungen geschlossen und vollständig mit Schiefer
eingedeckt. Hier kommt zum gekrümmten Grundriss die Krümmung der
Gebäudehülle hinzu. Von einer fast senkrechten Wand geht die
Dachdeckung in die gewölbte Dachfläche über. Diese Fläche läuft zum
First hin mit einer Dachneigung von 22° aus.
Gallerie
Das Innere der kleinen, 50 Sitzplätze fassenden Kirche ist von
der gewölbten Brettschichtholz-
Konstruktion geprägt. Wie die Gräten eines großen Fisches wölben
sich die gebogenen Leimholzbinder über den Kirchenraum. Durch die
helle Holzlasur wird die Dominanz des Holzes gebrochen. In
Anlehnung an die Außenhaut entstand der Altar mit eingebettetem
Lesepult aus einer einzigen durchgehenden, 8 cm dicken
Schieferplatte. Ein hinter dem Altar angeordnetes, senkrecht
stehendes Glasfenster mit Marien-Motiv durchbricht die sonst
geschlossene Ostwand. Es öffnet sich schalenförmig nach oben und
lässt Tageslicht in den Kirchenraum hinein.
Auch die Einordnung der kleinen Kirche in ihre Umgebung wurde nach
dem gleichem geometrischen Muster geplant.
Schiefer
Mit einer Mindest-Dachneigung von 22° erwies sich Schiefer als
geeignetes Material für das Gebäude, trotz vielfältiger
Schwierigkeiten hinsichtlich der komplizierten Krümmung. Mit seinem
Glanz und den Erscheinungsmerkmalen einer Schuppenfläche folgt es
ideal dem Bild des Fisches. Für die Fassade wurde die Wilde
Schieferdeckung in Moselschiefer gewählt, bei der je nach
Dachdecker und Größe der Steinrohlinge verschiedene Grundmuster
entstehen können. Eine Wilde Deckung kann von Typ her rundlich,
eckig, scharfkantig, langgezogen, in der Steingröße gleichmäßig
oder lebhaft und variierend sein.
Auf den gekrümmten Brettschichtholz-Bindern liegt eine
Sichtschalung von 3 x 18 cm, die mit rund 1 cm Luftspalt verlegt
und mit einem schwarzen Rieselschutz und einer V13-Dichtungsbahn
als Dampfsperre abgedeckt wurde. Darauf liegt eine 12
cm dicke Aufsparrendämmung aus Mineralwolle, die mit einer
dampfoffenen Unterspannbahn abgedeckt ist.
Oberhalb der Dämmlage musste der Dachschub, der sich aus der
Dachdeckung ergibt, abgefangen werden. Die tragende Konstruktion
für die Dachdeckung oberhalb der weichen Dämmung besteht aus 4 x 8
cm dicken Konterlatten. Diese leiten die Dachlasten über lange
Schrauben, die gerade und diagonal, wie ein Gitterträger, durch die
Mineralwolle ragen, in den darunter liegenden
Brettschichtholzbinder ab. Diese Schubsicherung ist für ein
Aufsparren-Dämmsystem, das die Dachdeckung vom eigentlichen
Tragwerk trennt, statisch von großer Bedeutung. Die so gegen
Abrutschen fixierten Konterlatten bilden oberhalb der Dämmung das
Tragwerk für den folgenden schieferüblichen Aufbau.
Oberhalb der Konterlatten wurde aus 3 cm dicken Schalungsbrettern
eine Vollschalung aufgebracht. Auf einer
V13-Vordeckung ist dann schließlich der Schiefer genagelt.
Bautafel
Projektbeteiligte: Günther Fischer, Niedercunnersdorf (Dachdeckerei); Helge Warme, Berlin (Entwurf des Glasfensters); Glaswerkstatt Andreas Walter, Berlin
(Glasarbeiten); Burgbacher GmbH & Co., Trossingen (Brettschichtholz); Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen (Dachschiefer)
Bauherr: Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Maria, Storkow-Hubertushöhe
Fertigstellung: 1998
Standort: Robert-Koch-Str. 11, Storkow
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen
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