Oberlichter: Funktion und Formen

Oberlichter werden insbesondere in Gebäuden mit ungünstiger Geometrie, großen Raumtiefen oder in Räumen eingesetzt, die mit einer seitlichen Befensterung keine ausreichende Belichtung erfahren würden.

Gallerie

Bei einem gleichmäßig bedeckten Himmel ist die Leuchtdichte aus dem Zenit dreimal höher als die des Seitenlichtes in Horizontnähe. Aus diesem Grund bewirkt der Einsatz eines Oberlichtes sowohl eine deutlich wahrnehmbare Anhebung der Tageslichtmenge als auch eine bessere Gleichmäßigkeit bei der Beleuchtungsstärkeverteilung im Raum. Mit geeignet dimensionierten Oberlichtern erreicht man an Sonnentagen bei guten Lichtverhältnissen Beleuchtungsstärken im Maximum von bis zu 10.000 Lux im Gebäude und liegt damit weit über denen des Kunstlichtes. Durch Oberlichter kann in den oberen Etagen eines Gebäudes während der täglichen Nutzungszeit weitgehend auf die Zuschaltung von Kunstlicht verzichtet werden.

Der architektonische Raum wird durch den Einsatz von Oberlichtern anders wahrgenommen. Das von oben einfallende Tageslicht betont bestimmte Zonen wirksamer als eine Seitenbefensterung. Überdies können innen liegende Flure oder Treppenräume, die in oberen Geschossen liegen, durch Oberlichter Tageslicht erhalten. Durch Galerien und Deckendurchbrüche lassen sich auch in darunter liegenden Geschossen interessante Sichtverbindungen und großzügige Raumeindrücke ermöglichen. Gerade hier zeigen sich durch den gezielten Einsatz von Oberlichtern Synergieeffekte zwischen Raumgestaltung und Tageslichtnutzung.

Konstruktion

Die Ausbildung eines Oberlichtes ist abhängig von der Geometrie des Deckenausschnitts, der Deckenform, der Dachneigung, der Materialbeschaffenheit, der bevorzugten Lichtrichtung bzw. der möglichen Ausblendung der Sonne sowie dem gewünschten architektonischen Erscheinungsbild. Vom Oberlichtschacht, der zur flächigen Ausleuchtung von fensterlosen Räumen oder zur Betonung besonderer Beleuchtungssituationen eingesetzt werden kann, Shedoberlichtern, die sich, je nach gewünschtem Lichteinfall, zu bestimmten Himmelsrichtungen orientieren lassen bis zu Oberlichtlaternen, die für eine gute Raumausleuchtung in Raummitte sorgen, sind unterschiedlichste Tageslichtkonzepte mit Oberlichtern denkbar.

Meist besteht das Oberlicht aus einer unterschiedlich geformten Lichtkuppel oder einem Glasdach, ggf. einer Streu- oder Filterschicht, die eine direkte Sonneneinstrahlung verhindern soll, einem Schacht im Bereich des Dachdurchbruchs sowie einer umlaufenden Blende, als innerem Abschluss im Raum. Oberlichter können auf die Deckenmitte des Raumes konzentriert sein, über die gesamte Deckenfläche reichen oder als mehrere Einzel- oder Bandoberlichter ausgebildet werden. Selbst die Geometrie des Deckenausschnitts ist variabel. Bei größeren Glasflächen im Dachbereich darf jedoch die Möglichkeit einer sommerlichen Überhitzung nicht außer Acht gelassen werden.

Anordnung und Lichtverteilung

Form, Anordnung und Ausbildung von Oberlichtern sind unter anderem abhängig von der Nutzungsart und dem gewünschten Tageslichtquotienten des darunter liegenden zu belichtenden Raumes. Sind Oberlichter mittig über dem Raum oder in regelmäßigen Abständen auf der Dachfläche verteilt angeordnet, sorgen sie für eine besonders hohe Gleichmäßigkeit der Lichtverteilung im Raum. Einzelne Oberlichter, die in regelmäßigen Abständen auf der Dachfläche angeordnet werden, können die Gleichmäßigkeit des einfallenden Lichtes, im Vergleich zu einem in der Mitte angeordneten Oberlicht, weiter verbessern.

Beim Einsatz eines mittig angeordneten Oberlichtes im Dachbereich ist der Tageslichtquotient in Raummitte hoch, an den Seitenwänden jedoch, je nach Größe der Oberlichtöffnung und der Raumproportion, eher gering. Werden mehrere Einzeloberlichter eingesetzt, liegt der Tageslichtquotient im Raum gleichmäßig hoch.

Wird ein Raum ausschließlich über Oberlichter belichtet, ist nach DIN 5034 Tageslicht in Innenräumen ein Mittelwert des Tageslichtquotienten in der Nutzebene von mindestens 4% einzuhalten. Bedrückend wirkt ein Raum, der ausschließlich von oben belichtet wird, wenn der Tageslichtquotient aufgrund von Verschattungen o.ä. geringer ist als 2% ist. Um eine Überhitzung des Raumes durch ein Oberlicht zu vermeiden, ist allerdings ein Tageslichtquotient von 10% keinesfalls zu überschreiten.

Quelle: D. Haas-Arndt, F. Ranft; Tageslichttechnik in Gebäuden, Verlag Hüthig Jehle Rehm, Heidelberg

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