Wohntürme Novy Haj in Bratislava
Mitbestimmung und gutes Miteinander als Konzept
Während sich nördlich der Donau die pittoreske Altstadt von Bratislava befindet, erstreckt sich südlich des Flusses mit dem Stadtteil Petržalka eine sozialistische Planstadt. Das weitläufige, von einer Autobahn gerahmte Gebiet ist geprägt von Punkthochhäusern und Zeilenbauten, Schulen, Krankenhäusern, Einkaufszentren und dazwischen Grünflächen. Am östlichen Rand sticht aus den Gebäuden der 1970er- und 80er-Jahre ein farbenfroh durchsetzter Neubau heraus: An einer Straßenecke ragen die Wohntürme Nový Háy mit gelben, grünen und orangefarbenen, vor- und zurückspringenden Loggien in die Höhe. Der zehngeschossige Wohnbau wurde vom Architekturbüro Šebo Lichý in Zusammenarbeit mit dem Architekten Drahan Petrovič entworfen.
Gallerie
Die Besonderheit liegt in dem flexiblen Konzept, denn die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner sollten im Mittelpunkt stehen: Sie konnten außer den Grundrissen auch die Anzahl und Größe der Fenster oder Balkone ihrer Wohneinheit mitbestimmen. Dies führt zu der lebendigen Fassadengestaltung mit verschiedenen Balkonen und Loggien. Die beiden verschachtelten, weiß verputzten Wohntürme haben ein gemeinsames, mit bunten und grauen Platten unterschiedlicher Formate verkleidetes Sockelgeschoss. In dieser rechteckigen Basis befinden sich im Erdgeschoss Ladengeschäfte, darunter eine Tiefgarage.
Flexible Raumaufteilung
Über dem Einkaufszentrum und den Parkplätzen erheben sich die neun Wohnebenen mit vier bis sechs Einheiten pro Geschoss. Die insgesamt 72 Wohnungen verfügen über ein bis fünf Zimmer. Die Erschließung erfolgt über zwei zentrale Einheiten mit Treppen und Aufzügen. Diese führen bis zu den insgesamt 83 Parkplätzen und den Kellerräumen hinunter. Für jede Einheit konnte während der Planungsphase neben der Raum- und Badanzahl eine offene oder geschlossene Grundrissgestaltung gewählt werden. Dieses variable Konzept ermöglicht auch künftige Veränderungen der Wohnungen. Aufgrund dessen lag es nahe, die Innenwände aus einem modularen Baumaterial zu fertigen: Die Wahl fiel auf Mauersteine.
Erhöhte Anforderungen an die Schalldämmung
Wohnungsbau mit vielen Einheiten bringt häufig eines mit sich: durchdringende Geräusche der Nachbarn. Lärm wirkt sich negativ auf das Verhältnis der Bewohner untereinander sowie auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus. Während die Außenwände und Stützen aus Beton bestehen, mit Mineralwolle gedämmt und verputzt sind, sind sämtliche Trennwände deshalb aus Ziegeln gemauert. Zum Einsatz kommen zwei Sorten Ziegel mit erhöhter Schalldämmung. Die Bauweise und das ökologische Material schützen die Bewohner vor Lärm von außen und dämmen die Schallübertragung zwischen den Wohnungen.
Die gewählten Hochlochziegel aus den Hauptbestandteilen Lehm, Ton und
Sand sorgen nicht nur für eine verringerte Schallübertragung,
sondern bringen auch positive Regulierungseigenschaften
hinsichtlich Feuchte und Wärme mit – und tragen so zu einem
angenehmen Raumklima bei. Temperaturschwankungen können durch die
Aufnahme und Abgabe von Wärme ausgeglichen werden. Zudem geben
Ziegel keine schädlichen Stäube, Fasern oder Gase ab. Sie lassen
sich umweltschonend entsorgen und sind wiederverwertbar.
Bautafel
Architektur: Sebo Lichy Architekten, Bratisliva, mit Drahan Petrovič
Projektbeteiligte: Me&Co, Bratislava (Generalunternehmer); Kone, Bratislava (Aufzugtechnik); wienerberger Slowakei (Porotherm 11,5 AKU und Porotherm 25 AKU)
Bauherrschaft: ITB Development, Bratislava
Fertigstellung: 2014
Standort: Bratislava / Slowakei
Bildnachweis: Dano Veselsky, Olja Triaska Stefanovic, Lubo Stacho