Promenade Aldilonda in Bastia

Zwischen Felsen und Meer

Unterhalb der mächtigen Festungsmauer prallen in Bastia im Küstenabschnitt der Altstadt Wellen an Felswände. Eine Promenade, die von Norden und Süden an diesen Bereich heranführt, endete bisher abrupt – der Felsen, auf dem die korsische Stadt gegründet ist, fällt unterhalb der hoch aufragenden Mauer stellenweise steil ins Meer ab und erschwerte dadurch die Verbindung. 

Gallerie

Nach einem Entwurf von Dietmar Feichtinger Architectes wurde die Lücke vor Kurzem geschlossen. Der neue Promenadenabschnitt namens Aldilonda – korsisch für „über dem Meer“ – folgt der Küste fünf Meter über dem Meeresspiegel. Der geschwungene Weg steht im Kontrast zu den ruppigen Felsen und erinnert durch seine auskragende Form an einen Balkon.

Dem Wasser kein Hindernis

Mit einer Breite von drei Metern bietet er auch in Pandemiezeiten genug Raum, um in beide Richtungen zu flanieren, zu joggen oder mit dem Hund Gassi zu gehen. Stellenweise weitet sich die Promenade zudem auf und bietet Plätze zum Verweilen. Der Bereich, der an die Felsen grenzt, ist mit einem Edelstahlgitterrost belegt – dadurch kann das Meerwasser, wenn es über den Weg schwappt, problemlos zurück ins Meer fließen. Die Kräfte des Wassers können der Konstruktion dadurch nur bedingt zusetzen.

Wie widerstandsfähig die Bauteile ausgelegt werden mussten, prüfte man anhand von hydraulischen Versuchen in einem Becken in La Seyne sur Mer. Die Kraft des auf den Weg einwirkenden Wellenschlags wurde dort mit 14 Tonnen pro Quadratmeter bestimmt. Diesen enormen Kräften stellte man eine beständige Konstruktion gegenüber. So liegt die Bewehrungsdichte in den am stärksten exponierten Bereichen bei etwa 400 kg/m³.

Auf der dem Meer zugewandten Seite bilden sich nach oben verjüngende Steher aus Corten-Stahl die Absturzsicherung. Sie sind in einem Abstand von 11 Zentimetern angeordnet. Alle drei Meter ist in die Steher eine LED-Leiste integriert, mit denen sich Weg und Felsen dezent beleuchten lassen. Das Gestein, in dem die Konstruktion der Promenade ankert, ist eisenhaltig und zeigt einen rötlichen Farbton – die Rostspuren, die der Corten-Stahl durch die Einwirkung des Meerwassers auf Beton und Felsen hinterlässt, korrespondieren damit.

Barrierefrei verbunden
Nach Norden hin schließt der Weg mit einer Treppe an die bestehende Promenade an. Ältere Personen, Fahrrad-, Rollschuh- oder Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer sowie Eltern mit Kinderwägen können den neuen Abschnitt des Küstenwegs über einen kleinen Umweg erreichen: Sie bewegen sich entlang der Kaimauer in Richtung des Leuchtturms „Jetée du Dragon“ und erreichen auf halber Strecke eine Rampe, die in entgegengesetzter Richtung nach oben führt.

Im Süden sollte die weit ins Meer ragende Bastei freigehalten werden. Die Promenade führt daher nicht um diesen Teil der Festungsmauer herum, sondern durchsticht den Felsen in Form eines Tunnels. Ein flach geneigter Weg verbindet am Ende dieser Passage den Balkon über dem Meer mit der bestehenden Uferpromenade. Die Seitenwände und die Decke des Tunnels sind in brettgeschaltem Sichtbeton ausgeführt, ein vertikaler Lichtschacht bringt natürliches Licht ins Innere. Von dort aus führt auch eine Treppe auf das erhöhte Plateau der Festung.

Gerüste: Im Felsen verankert
Die Vorbereitung des Untergrundes sowie die Herstellung der Fundamente war aufwendig. Dort, wo der Felsen steil ins Meer abfällt, musste das Tragwerk im Gestein verankert werden. Von den am Bau Beteiligten erforderte das stellenweise akrobatisches Können: Die Arbeiten wurden dort abgehängt von der Festungsmauer durchgeführt.

Die Konstruktion besteht in diesen steil abfallenden Bereichen aus 25 Meter langen Zugstäben, die im Felsen ankern, daran anschließenden keilförmigen Fertigteilkonsolen sowie ebenfalls vorgefertigten Hohlkasten-Trägerelementen mit dreieckigem Querschnitt. Verbindende beziehungsweise ausgleichende Elemente sowie der Belag wurden in Ortbeton, teilweise mit einer Körnung aus lokalem Gestein, gegossen.

Als Traggerüst für die Montage der Fertigteile nutzte man Kragarmkonsolen eines Ingenieurbaukastensystems. Diese wurden im Felsen verankert und mit Schalungsträgern belegt. Für die weiteren Arbeiten wurde die Konstruktion je nach Bedarf modifiziert. Mit aufgelegten Schaltafelelementen etwa ließ sich die Kragarmkonsole auch als Arbeitsplattform nutzen. Auf persönliche Schutzausrüstungen (PSA) gegen Absturz konnten die Ausführenden aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten, ein diesbezüglich sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen, dennoch nicht verzichten. -chi

Bautafel

Architektur: Dietmar Feichtinger Architectes, Montreuil
Projektbeteiligte: Buzzo Spinelli Architecture, Bonifacio (Partnerbüro vor Ort); IN SITU  paysage et urbanisme, Lyon (Landschaftsarchitektur); SBP France BET structure, Paris (Tragwerksplanung); SAS Antoniotti + NGE Fondations, Borgo (geotechnische Arbeiten und Fundamente); Peri, Weißenhorn (Kragarmkonsolen, Schalungsträger) 
Bauherr/in: Gemeinde Bastia
Standort: Bastia, Korsika, Frankreich
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: David Boureau; Ariavista; Dietmar Feichtinger Architectes

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