Platzgestaltung in Sant Feliu de Llobregat
Keramisches Gitterwerk aus 15.000 dreidimensionalen Keramikhohlelementen
Dass sich mit Keramik sehr viel mehr anstellen lässt, als nur Wände und Böden damit zu verkleiden, beweist ein kleines, aber feines Projekt im katalanischen Sant Feliu de Llobregat, einer Kleinstadt im Ballungsraum Barcelonas. Formal eine simple Mauer trägt es wesentlich zur Aufwertung des dicht besiedelten Arbeiterviertels Riera de la Salut bei, das um die früheren Industrieanlagen der Stadt herum gewachsen ist. Nach dem Abriss eines der letzten Fabrikgebäude blieb eine große Lücke zurück, die zunehmend verwahrloste. Durch ihre Umgestaltung konnte nicht nur der Verfall gestoppt werden, sie hat auch den Bewohnern des Viertels einen städtischen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität beschert.
Gallerie
Verantwortlich für die Umgestaltung ist der Architekt Pol Femenías Ureña aus Granollers; wichtigstes Gestaltungsmittel der Mauer sind dreidimensionale Keramikelemente in verschiedenen Farben. Auf einer Länge von 150 Metern fasst sie die ehemalige Brachfläche, die wie das Viertel Riera de la Salut heißt, ohne diese komplett abzuschotten. In der Höhe gestaffelt und teils gitterartig, passt sich die Mauer den Wänden der angrenzenden Häuser, aber auch den wenigen vorhandenen Bäumen an, indem sie an deren Baumkronen ausgeschnitten ist.
Die Mauer besteht aus rund 15.000 Einzelstücken in drei verschiedenen Ausführungen: einem Keramikwürfel mit einer Kantenlänge von 20 Zentimetern sowie zwei prismenförmigen Elementen mit den Abmessungen von 20 x 13,5 x 20 Zentimetern – eines von ihnen ist offen, das andere geschlossen. Hergestellt wurden sie von dem spanischen Unternehmen Ceràmica Cumella, das sich mit der Fertigung dreidimensionaler Fliesen auskennt (siehe Objekte zum Thema). Es waren mehrere Versuche nötig, bis letztendlich die geometrische Anordnung in einer Art Fischgrätmuster gefunden war. Die Umsetzung war dann recht einfach, da sich die glasierten Keramikelemente gut und schnell aufmauern ließen. In der Höhe wurde alle 25 Zentimeter eine Lage Bewehrungsstahl integriert, Stahlpfosten zwischen den bestehenden Hauswänden und der neuen Keramikmauer sorgen für die notwendige Standsicherheit.
Das Ergebnis ist eine nahezu organisch wirkende Wand, welche die Gegebenheiten der Umgebung wie selbstverständlich aufnimmt. Gleichzeitig ist sie aufgrund der technischen Eigenschaften des keramischen Ausgangsmaterials alterungs- und witterungsbeständig, darüber hinaus war sie auch noch kostengünstig. Die gelungene Umsetzung überzeugte auch die Jury des Tile of Spain Awards 2014, die das Projekt mit dem ersten Platz in der Kategorie Architektur ausgezeichnet hat.
Bautafel
Architekten: Pol Femenías Ureña, Granollers
Projektbeteiligte: Ceràmica Cumella, Granollers (Fliesenhersteller)
Bauherr: Ajuntament de Sant Feliu de Llobregat
Fertigstellung: 2013
Standort: Riera de la Salut, 08980 Sant Feliu de Llobregat, Barcelona, Spanien
Bildnachweis: OM Estudi, Granollers