Einfach Bauen: Holzfenster
Birkhäuser Verlag, Basel 2023
144 Seiten
Gebunden im Format 22 x 28 cm
65 farbige Abbildungen
Text in deutscher Sprache
auch als E-Book erhältlich
Preis: 38,00 EUR
ISBN 978-3-0356-2575-2
Die Autorin dieses Fachbuchs, Judith Resch, ist Schreinerin,
Architektin und ehemalige Dozentin an der TU München am Lehrstuhl
für Entwerfen und Konstruieren von Prof. Florian Nagler. Sie
thematisiert eine ihrer Meinung nach anzustrebende Vereinfachung
beim heutigen Bauen am Beispiel von Holzfenstern. Dazu porträtiert
und kommentiert sie 10 Projekte, um einen potenziellen Spielraum
bei Materialität, Konstruktion, Funktion und Gestaltung aufzuzeigen
und so kreative Anregungen für eben dieses einfache Bauen zu geben,
und zwar insbesondere in Zusammenarbeit mit kleineren
Handwerksbetrieben. Ihre kritische Haltung angesichts einer ständig
zunehmenden Komplexität sowie der Vielzahl geforderter Vorschriften
und Regulierungen beispielsweise zu Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit,
Widerstand gegen Windbelastung, Wärmedurchgangskoeffizienten,
Schallschutz oder Stoßfestigkeit ist in der Tat nachvollziehbar.
Die 10 Projekte werden mit sehr informativen Fotografien und
Detailzeichnungen sowie ausführlichen Erläuterungstexten
vorgestellt.
Beispielsweise werden die drei unter der Regie von Florian Nagler
realisierten Forschungshäuser in Bad Aibling gezeigt, bei denen mit
Fenstergrößen, Anschlüssen von Sturz und Laibung, Anzahl der
Scheiben und Öffnungsarten experimentiert wird.
Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit der Rekonstruktion etwa
200 Jahre alter Sprossenfenster in einem Bauernhaus, bei dem die
zwischenzeitlich eingebauten „modernen“ Kunststoff-Fenster
rückgebaut wurden. Bei einem anderen denkmalgeschützten Gebäude
wurden Kastenfenster mit Bascule-Beschlägen und Fensterläden
restauriert und behutsam ergänzt.
Bei einem Mehrfamilienhaus aus den 50er Jahren wird demonstriert,
wie die damals üblichen Verbundfenster in einem Stahlrahmen mit
integrierten Fenstergittern bauphysikalisch ertüchtigt wurden, ohne
das Gesicht des Hauses zu entstellen.
Sehr anschaulich ist auch der Bericht des Architekten Wolfgang Zeh
aus Köln, der sich eine Pfosten-Riegel-Vorhangfassade in einer nur
3 Meter breiten Baulücke kurzerhand selbst baute, nachdem ihn die
angebotenen Produkte weder gestalterisch noch finanziell überzeugt
hatten:
„Die gesamte Inneneinrichtung und alle Oberflächen sind von
mir. Ich habe die westliche Brandwand neu verfugt und abgewaschen,
die gegenüberliegende Wand geschlämmt. Für die
Pfosten-Riegelfassade ließ ich mir vom Sägewerk 2 m3
Douglasie sägerau liefern. Ich habe den Rohbau zwischen den
Brandwänden mit Planen abgehängt und in dieser provisorischen
Werkstatt dann das Holz zugeschnitten und hergerichtet. So habe ich
mich von unten nach oben hochgearbeitet. Als das Fassadengerüst
stand, kam der Glaser zum Aufmaß, später setzte er die Scheiben
ein. In dem Betrieb, in dem ich meine Ausbildung gemacht habe,
konnte ich die Schiebetüren fertigen. Auch das Bad, eine Raumkiste
aus Douglasie, ist selbst gebaut und die inneren Oberflächen sind
mit Kautschuk verkleidet. Durch die vielen Eigenleistungen warn die
Baukosten wirklich niedrig, neben der Baufirma waren noch ein
Elektriker, ein Installateur und ein Dachdecker für die
Zinkblecharbeiten beauftragt.“
Ein nicht unwesentlicher Nebenaspekt dieser mit großer Sorgfalt
handwerklich hergestellten Fenstern besteht darin, dass sie sich
alle reparieren lassen und damit zweifelsohne langlebige und
nachhaltige Bauteile sind. -sj