Brutalism Reinvented
21st Century Modernist Architecture
Prestel Verlag München, London, New York 2021
240 Seiten, 250 Abbildungen und Fotografien
Text in englischer Sprache
Preis: 40 EUR
ISBN 978-3-7913-8811-3
Béton brut, wörtlich aus dem Französischen übersetzt roher Beton, ist ein besonders in den 1950er- bis 1970er-Jahren eingesetztes Material. Als Sichtbeton, also unverputzt und unverkleidet, prägte er nicht nur einen Stil, sondern auch eine architektonische Haltung. Brutalismus polarisiert bis heute und wird entweder hochgeschätzt oder aber rigoros als häßlich abgelehnt. Agata Toromanoff widmet sich mit ihrem Buch Brutalism reinvented. 21st Century Modernist Architecture jüngeren Sichtbetonbauten und stellt sie anschaulich vor.
Mehr als vierzig aktuelle Beispiele aus aller Welt hat die
Autorin ausgewählt; allesamt zeigen sie die Prinzipien des
Brutalismus – Einfachheit, Funktionalität und Rohheit – in heutigen
Standards und neu interpretiert. Mindestes zwei Doppelseiten widmet
Toromanoff jedem Projekt mit großen Fotos und textlicher
Erläuterung auf Englisch. Die in dem Buch gezeigten Gebäude sind in
den letzten 20 Jahren entstanden. Sie knüpfen zwar an die
brutalistischen Arbeiten von Le Corbusier, Louis Kahn oder Josep
Lluis Sert an, sind jedoch subtiler und eleganter proportioniert.
Unter den Projekten sind sowohl Umbauten wie zum Beispiel das
Wohnhochhaus im ehemaligen Getreidespeicher The Silo in Kopenhagen als auch Neubauten wie
beispielsweise das Museum für zeitgenössische Kunst in Taizhou
oder die French International School in
Hongkong.
Insbesondere mit den Fenstern wird ein visuell spannendes Spiel mit Licht, Schatten und Raum, mit Durchblicken und Sichtbeziehungen geschaffen. Mit den Details der Fensteröffnungen, deren Materialkombinationen und dem Verhältnis zur jeweiligen Kubatur wirken die 44 porträtierten Gebäude wie sorgfältig gestaltete Skulpturen, beispielsweise:
- Fensterbänder mit schwarzen Profilen, akzentuiert mit breiten Schiebetüren, die die einzelnen Geschosse des Sichtbetonkörpers gerade schwebend erscheinen lassen, bei einem Wohnhaus in der Nähe von Buenos Aires/Argentinien von Luciano Kruk,
- bis zu 7 m hohe Fenster mit vorgehängten Stahlbalkonen bei der Konversion des Silos in ein Wohnhochhaus in Kopenhagen/Dänemark von Cobe Architects,
- 22 unterschiedlich plastisch-trapezoid verformte Laibungen, eine Hommage an Felix Candela, mit grau gefärbter Verglasung in dunkelgrauen Alu-Profilen bei einem Wohnhaus in Mexico City/Mexiko von Young & Ayata mit Michan Architecture,
- zwei riesige Bullaugen in einer bauchig gewölbten Wand einer Galerie in der Nähe von Sydney/Australien von John Wardle Architects,
- rotbraun eingefärbte und nach außen geknickte Laibungen bei raumhohen aber unterschiedlich breiten Fenstern der Schweizer Botschaft in Nairobi/Kenia von Philipp Roeoesli und Christian Maeder.
Auf 240 bildreichen Seiten würdigt das Buch das Erbe der
brutalistischen Architektur und gibt Aufschluss darüber, wie
heutige Architekturschaffende die inhärente Ästhetik der
eindrucksvollen Betonvolumina entdecken, die im Mittelpunkt von Le
Corbusiers ursprünglicher Vision stand.