Sporthalle in Chelles
Kupfertafeln hinter Glas als Blend- und Sonnenschutz
Im Osten des Großraums Paris, in unmittelbarer Nähe zur Marne, liegt die Stadt Chelles, die trotz ihrer tausendjährigen Geschichte über nur wenige charakteristische Bauten und Plätze verfügt. Ausgedehnte Wohnviertel mit kleinmaßstäblichen Häusern prägen das Stadtbild, durchbrochen von einigen wenigen Hochhausquartieren. Dem größten dieser Quartiere liegt die Stadtmitte gegenüber, die eigentlich durch das neoklassizistische Rathaus, das Gymnasium und eine kleine, zum Zentrum für moderne Kunst umgenutzte, mittelalterliche Kirche definiert sein sollte. Allerdings vermochten es die relativ niedrigen Bauten bisher nicht, den dazwischen liegenden, enormen Platz zu fassen und ein adäquates Zentrum zu formulieren.
Gallerie
Die Architekten des Pariser Büros LAN verstanden deshalb den Auftrag für den Entwurf einer Dreifeldsporthalle zwischen Schule und Rathaus als städtebauliche Aufgabe, bei der die gezielte Setzung eines weiteren Volumens den fehlenden Zusammenhang zwischen den zentralen Gebäuden herstellen sollte. Tatsächlich ist durch die Turnhalle ein attraktiver Platz entstanden, den die Architekten auch als Agora oder Esplanade bezeichnen und der heute eine klar definierte Mitte für Chelles darstellt.
Der lang gestreckte Neubau nimmt die Traufhöhe der parallelen Nachbargebäude auf, um hinter dem Rathaus mit einem gleich hohen Nebentrakt stumpfwinklig abzuknicken. Dort liegt der Eingang mit Foyer, Umkleiden, Trainings- und Nebenräumen. Die Winkelform schließt die Esplanade optisch ab, inszeniert den Zugang zur Sporthalle und schafft eine Überleitung zum hinter dem Rathaus liegenden Park.
Innenräumlich bietet die Sportstätte eine einladend helle Halle, die durch zwei Reihen schlanker Stahlstützen, weiße Wand- und Deckenoberflächen und vor allem durch das viele Licht geprägt ist, das über außermittig angeordnete Oberlichter und die umlaufende Glasfassade einfällt.
Fassade
Der Massivität der Nachbargebäude wollten die Architekten eine
immaterielle Leichtigkeit entgegensetzen, weswegen die Turnhalle
komplett verglast wurde. Die Vorhangfassade aus schmalen hohen Glasfeldern und
dunklen Pfosten lässt indes an klassizistische Kolonnaden denken.
Sie verleiht der Sporthalle eine fast monumentale Maßstäblichkeit -
und bietet der Esplanade eine angemessene Platzkante. Durch die
Spiegelung der Umgebung in den Glasflächen wird die Größe des
Neubaus wiederum kaleidoskopartig gebrochen.
Die monotone Reihung gleicher Glasfelder konterkarieren
unterschiedlich hohe Kupfertafeln, die von innen vor das Glas
gesetzt sind. Was nach außen als edle zweite Haut wirkt – die wegen
fehlender Bewitterung lange glänzen wird – zeigt sich im Innenraum
als nützliches Instrument, die Sonneneinstrahlung zu reduzieren,
den Schall zu absorbieren und die Verglasung gegen Anprall zu
schützen. Die Kupferbleche sind auf weiß lackierte Holztafeln
kaschiert, die sich zum Reinigen der Glasfassade beiseite klappen
lassen. Bei Dunkelheit kehrt sich das Fassadenbild der gut
frequentierten Sporthalle um. Dann strahlt statt der Kupferbleche
der beleuchtete Innenraum nach außen. -pn
Bautafel
Architekten: LAN Architecture, Paris
Projektbeteiligte: Isabelle Hurpy / Eco-R, Montreuil-sous-Bois (Energiekonzept und Gebäudetechnik); Betem Groupe Ile de France, Noisy le Grand (Ingenieurleistungen)
Bauherr: Betem Groupe Ile de France, Noisy le Grand
Fertigstellung: 2012
Standort: Place de l’Hôtel de Ville, Chelles
Bildnachweis: Julien Lanoo, Abele-Watou
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