Kultur- und Gewerbehaus ELYS in Basel

Recyclingfassade in Holzrahmenbauweise

Lysbüchel ist nicht etwa die Schweizer Variante von „Lausebengel“, sondern vielmehr der Name eines neuen Stadtteils im Nordwesten von Basel. Die Bezeichnung geht auf einen Elsass-Ausläufer zurück, einen ehemals kleinen „Buckel“ vor den Stadtmauern. Heute liegt er zwischen französischer Grenze, Novartis-Campus und dem Arbeiterquartier St. Johann. Auf dem knapp 12 Hektar großen Konversionsareal wurde aus einem ehemaligen COOP-Verteilzentrum mit Großbäckerei das Kultur- und Gewerbehaus ELYS. Für den Umbau verantwortlich war das ortsansässige baubüro in situ. Für die rund 1.000 Quadratmeter neue Fassadenfläche nutzten die Architekturschaffenden überwiegend wiederverwendete Materialien.

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Die Basis für das ELYS, dessen Name auf die Lage zwischen Elsässerstrasse und Lysbüchelstrasse verweist, bildet ein überwiegend zweigeschossiger Bestandsbau aus den 1980er-Jahren, auf dem einige große Dachaufbauten sitzen. Unterirdisch befinden sich zwei als Tiefgarage genutzte Geschosse. Das Stahlbetonskelett erstreckt sich auf einer Grundfläche von insgesamt fast 90 mal 90 Metern. In das flächige Volumen wurde ein 12 mal 14 Meter großer Lichthof eingeschnitten. 

Durch den Rückbau der beiden südöstlichen von insgesamt vierzehn Achsenfeldern erhielten die beiden Straßen eine Querverbindung, den Backstubenweg. Die neue Schneise trennte die Halle auch von einem historischen Kopfbau mit Walmdach und Gauben und sein angrenzendes Lagergebäude aus den 1950er-Jahren. Letzteres wurde nach Plänen von Itten+Brechbühl zur Grundschule umgebaut.

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Das ehemalige Verteilzentrum beherbergt heute vor allem Bildungs-, Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen: Darunter sind Trainingshallen für Bouldern und Trampolinspringen, für Kampfsport, Hindernisparcours und Luftakrobatik. Hinzu kommen zwei Sporthallen für die benachbarte Schule sowie ein Café, Vereins- und Probenräume, Ateliers, Geschäfte und Gewerbe – unter anderem eine Uhrenmanufaktur. Durch den Erhalt der Tragstruktur konnten 7.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden, weitere 91 Tonnen durch die Wiederverwendung der Baumaterialien.

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Bauen mit Bestand

Die Erdgeschossfassaden wurden als Aluminium Pfosten-Riegel-Fassade ausgebildet. Als außenliegender Sonnenschutz wurden helle Jalousien vor die Fensterbereiche und im Innenhof auch vor die Pfosten-Riegel-Fassade im Erdgeschoss vorgehängt. Für die neuen Obergeschossfassaden an der Südostseite und im Lichthof griffen die Planenden im großen Umfang auf vorhandene Bauteile zurück. Pfetten, Sparren und Leimbindern von Abbruchobjekten in der Umgebung wurden gesammelt, zu Lamellen gesägt und zu verwindungssteifen Bindern verleimt. 

Die bis zu neun Meter hohen Holzrahmenelemente wurden mit insgesamt 150 Kubikmetern Steinwolleresten gefüllt. Dabei handelte es sich um Verschnitt neuwertiger Dämmplatten oder sauberes, schadstofffreies Abbruchmaterial von nahegelegenen Baustellen. Üblicherweise landen solche Reste wieder beim Hersteller, der sie mit hohem Energieaufwand zu neuer Dämmwolle einschmilzt. Um diese Energie zu sparen, wurden das Material direkt weiterverwendet und verbleibende Hohlräume mit Steinwollegranulat aufgefüllt.

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Bauen mit Überproduktion

Darüber hinaus fanden die Architekturschaffenden Verwendung für 200 neuwertige Fenster, die von verschiedenen Herstellern im Umkreis von 100 Kilometern stammten. Sie befanden sich dort aufgrund von Überproduktion oder Fehlbestellungen im Lager und wären aus Platzgründen alsbald entsorgt worden. Entsprechend wurden die Fassaden um den Lichthof und am Backstubenweg so konzipiert, dass sich all diese Fenster mit ihren unterschiedlichen Größen, Proportionen, Materialien und Farben zu einem lebhaften Bild zusammenfügen. Um den Lichthof beträgt der Öffnungsanteil 50 Prozent.

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Vereinende Trapezbleche

Die geschlossenen Flächen sind hellgrün verputzt, an der Südostseite teils zu vertikalen Bändern zusammengefasst, die mit graugrünen Trapezblechen auf einer Holzunterkonstruktion verkleidet sind. Auch die Fassadenverkleidung hatte ein erstes Leben und stammt sogar direkt vom Areal: Insgesamt rund 2.000 Quadratmeter wiederverwendetes Blech bekleideten einst die Dachaufbauten des Verteilzentrums und wurden weder neu lackiert noch gereinigt. Folglich passen sie perfekt zur Bestandsverkleidung an der langen Nordostfront zur Elsässerstrasse, die allerdings weit weniger Öffnungen aufweist. Das bisherige Erscheinungsbild wurde auf diese Weise in die neue Querpassage hinein fortgeführt und zugleich durch das Fassadenthema der locker angeordneten, verschieden großen Lochfenster variiert.

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Um die beiden neu geschaffenen Gebäudeecken herumziehen sich hinterleuchtete, übereinander angeordnete Großbuchstaben: Der Gebäudenamens ELYS steht dort. Das Obergeschoss der Südwestfront, an der Lysbüchelstraße, hat dagegen Trapezbleche in Beige. Die ebenfalls beigen Bleche der neu erstellten Dachaufbauten stammen vom wenige Schritte entfernten ehemaligen COOP-Weinlager, das mithilfe des Büros Esch Sintzel in ein Wohngebäude transformiert wurde.

Bautafel

Architekten: baubüro in situ, Basel
Projektbeteiligte: Oliver Seidel, Marco Sirna, André Santos, Ria Saxer, Eric Honegger (Projektteam baubüro in situ), Jauslin Stebler, Basel (Bauingenieure), HKG Engineering, Pratteln (Elektroplanung), RMB Engineering, Basel (HLKS-Planung), HUSNER Holzbau, Frick, Hans Emmenegger (Fassadenbau), Lengsfeld, designkonzepte gmbh, Basel (Signaletik)
Bauherr: Immobilien Basel-Stadt, Immobilienmanagement des kantonalen Finanzdepartements
Fertigstellung: 2020
Standort: Elsässerstrasse 215, 4056 Basel, Schweiz
Bildnachweis: Martin Zeller, Basel (Fotos); baubüro in situ, Basel (Pläne)

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