Hochwasserschutz in Persenbeug
Am linken Ufer der Donau liegt die niederösterreichische Gemeinde Persenbeug. Neben dem gleichnamigen Schloss prägt unter anderem das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug die reizvolle Landschaft des Nibelungengaus. Es wurde in den 1950er-Jahren zur Stromerzeugung erbaut und sollte zugleich die in diesem Abschnitt wilde Donau bändigen. Trotzdem kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Überschwemmungen. Nach einem extremen Hochwasser im Jahr 2002 entschloss man sich zur Errichtung von Schutzbauten. Angefangen von Untergrundabdichtungen über unterirdische Pumpwerke bis hin zu Fundierungen und Drainagen wurden verschiedene bauliche Maßnahmen ergriffen, die oberflächlich nicht in Erscheinung treten. Die Ausnahme bildet eine niedrige Mauer aus Sichtbeton, die – ähnlich der Spitze eines Eisberges – über die Oberfläche hinausragt.
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Gestaltet wurde sie von dem Architekten Karl Langer gemeinsam mit dem Landschaftsplaner Georg Schumacher. Statt der üblicherweise zwar nützlichen aber nicht gerade schönen Schutzmauern, fügten sie das Bauwerk in Lage, Form, Oberfläche und Materialität so harmonisch in das Landschafts- und Ortsbild ein, als wäre es schon immer ein Teil davon. Zugleich brachten die beiden Architekten den Baukörper in Einklang mit Einrichtungen wie Trafostationen und Schaltwarten und integrierten öffentliche WC-Anlagen und Sitzgelegenheiten an strategisch wichtigen Plätzen. Ein neu hinzugefügtes Pumpwerk dient zugleich als Rastinsel für Radtourist*innen. Dabei legten Langer und Schumacher Wert auf eine der Landschaft entsprechende Linienführung. Fertigteile aus Beton entlang der Überlaufstrecke wurden in Form von angedeuteten Wellen ausgebildet.
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Bei einer Breite von 0,57 m ist die Hochwasserschutzmauer insgesamt 1,6 km lang. Im Ortskern von Persebeug können im Hochwasserfall sogenannte Mobilelemente auf den Betonmauern aufgebaut werden. Hier beträgt die Wandhöhe nur bis zu 80 Zentimetern. In den Auen entlang der Donau wurde die Betonmauer teilweise durch eine Geländermodellierung überschüttet, um sie besser in die Naturlandschaft zu integrieren. Hier kommen keine mobilen Elemente zum Einsatz, die – teilweise eingeschütteten – Mauerhöhen betragen bis zu 2,3 Meter.
Großen Wert legten die Planenden auf die Haptik, Optik und Ausführung des Betons. Um ihn an die vorgefundene Kulturlandschaft anzupassen, wurde dem Beton Eisenoxid und Kantkorn aus dem nahen Steinbruch Loja zugefügt. Als Kantkorn wird eine Gesteinskörnung bezeichnet, deren Oberfläche zu mehr als 50 % aus Bruchflächen bestehen. Zusammen verleihen sie dem Beton eine Färbung, die jener des Felsens von Schloss Persenbeug nahekommt.
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Bautafel
Architekt: Karl Langer, Wien
Projektbeteiligte: Werner Consult, Wien (TragwerksplanungI); DDr. Bölcskey & Partner, Wien (Bauphysik); ARGE Habau, Perg und Strabag, Wien (Baufirma); Georg Schumacher, Wien (Landschaftsplanung)
Bauherr: Marktgemeinde Persenbeug-Gottsdorf
Standort: Donauufer, 3680 Persenbeug (Österreich)
Fertigstellung: 2009
Bildnachweis: Manfred Seidl, Wien; Atelier Langer, Wien
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