Maisonettewohnung in Prag
Über der Treppe abhängen
Über den Dächern von Prag thront eine laternenartige Struktur mit vorgelagerter, hügeliger Grünfläche. Die nach den Plänen vom Architekturbüro Petr Janda / Brainwork umgebaute Maisonettewohnung vereint das Beste aus Urbanität und einem Stückchen Natur. Durch eine raffinierte Raumaufteilung im Inneren schufen die Planenden offene Räume mit Panoramablick über die tschechische Hauptstadt, zugleich bietet der Umbau private Rückzugsmöglichkeiten für seine Bewohner*innen. Der Hingucker ist eine filigran und federleicht wirkende gewendelte Faltwerktreppe mit spielerischem Abschluss.
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Ein Mix aus offen und privat
Der Grundriss des Hauptgeschosses lässt sich simplifiziert als ein spitzwinkliges Dreieck mit einem Hexagon am oberen Abschluss beschreiben. In der Mitte des Dreiecks befindet sich ein Erschließungskern mit Treppe und Aufzug, über den die Wohnung betreten wird. Um diesen Kern herum sind die privaten Räume der Bewohner*innen angeordnet: ein Schlaf-, zwei Kinder- und zwei Badezimmer sowie ein Hauswirtschaftsraum. Eine schwarze Stahlwand schlängelt sich durch den Innenraum und trennt die privaten von den offenen Bereichen. In der sechseckigen Spitze befindet sich das Wohnzimmer mit angrenzender Wohnküche und spektakulärem Blick über die Stadt. Die schwarze Küche mit abgerundeter Küchenzeile und Bartresen kann bei Bedarf hinter einem weißen Vorhang verschwinden.
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Versteckter Stauraum
Bei einer minimalistischen Innenraumgestaltung wie in der Prager Wohnung fragt man sich unweigerlich: Haben die Bewohner*innen keine persönlichen Gegenstände? Die Antwort lautet: Doch, allerdings sind diese gut versteckt. In den glatten schwarzen Innenwänden sind bündige Einbauschränke eingelassen, die per Push-to-open-Mechanismus geöffnet werden können. Außerdem bietet ein begehbarer Kleiderschrank, der sich hinter einer der fast unsichtbaren Türen verbirgt, viel Stauraum. Die Rückwand der Küche besteht ebenfalls aus Staumöglichkeiten, die sich mit leichtem Druck öffnen lassen. Auf Griffe wurde bei den Einbaumöbeln verzichtet, um eine cleane Ansicht zu waren. Auch der Technikraum wurde geschickt versteckt. Die notwendigen Geräte befinden sich unter der hochklappbaren weißen Treppe, über die die Wohnung erschlossen wird.
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Treppe oder Hängematte?
Die gewendelte Treppe, die vom Haupt- ins oberste Geschoss führt, gleicht einer filigranen Skulptur. Bei der Konstruktion handelt es sich um ein Faltwerk aus schwarzem Stahl, das an ein plissiertes Textil denken lässt. Der Treppenlauf wird auf einer Seite von einer Seilabhängung begrenzt, die gleichzeitig als Absturzsicherung fungiert. Auf der anderen Seite wurde ein filigranes Staketengeländer angebracht, das von einem geschwungenen Handlauf mit rundem Querschnitt bekrönt wird.
Neben ihrer eindrucksvollen Optik hat die Treppe zwei weitere
besondere Merkmale. Zum einen wurden in den elliptischen
Deckendurchbruch Bücherregale eingelassen, die eine ausgewählte
Bibliothek aufnehmen. Zum anderen wurde über der Treppe ein Netz
gespannt, auf das man sich wie in eine Hängematte legen
kann.
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Hügellandschaft auf dem Dach
Das Obergeschoss besteht lediglich aus der hexagonalen Spitze, deren Außenwände komplett verglast sind. Von hier gelangt man zu einem begrünten Dachgarten, der über eine Holzterrasse mit dem Innenraum verbunden ist. Für Schatten sorgt eine einziehbare Markise, die in die Fassade integriert ist. Die Mitte des Dachgartens über dem Aufzugschacht ist wie ein Hügel ausgebildet. Eine dickere Substratschicht ermöglicht hier eine intensive Begrünung mit Birken.
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Hin zu den Rändern geht der Garten in Blumenbeete und Rasenflächen über. Hier wurde eine Mischung aus Zier- und Nutzpflanzen gepflanzt. Ein dezentes Stahlgeländer mit einem Seil zieht sich um den Dachrand und verschwindet optisch in den hohen Gräsern und Stauden. Die Terrassen auf der unteren Ebene der Wohnung bestehen aus Holzdecks, die von Pflanzkästen mit Gräsern und Kräutern gesäumt werden. -np
Bautafel
Architektur: petrjanda/brainwork, Prag
Projektbeteiligte: GIGA LINE, Prag und EFF, Uherský Brod (Innenausstattung); OBSIDIAN, Otrokovice (Verglasung); Kurel (Stahltreppen und Geländer); EMPIRI Wood Design, Kunratice (Böden); Domus Aurea, Prag (Oberflächen); SALKOMA, Prag (Außenflächen); Active Elements, Fryšták (HLK-Anlagen); ATEH, Brünn (Beleuchtung); DIAMOND DESIGN, Brünn (Beschattung); SVP STAVEBNÍ (Bauunternehmen)
Bauherrschaft: privat
Standort: Prag, Tschechien
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: BoysPlayNice (Fotos); petrjanda/brainwork (Pläne)
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