Eingangs- und Besuchergebäude für die Museumsinsel in Berlin

Lichtdecke und Spots für die James-Simon-Galerie

Die von David Chipperfield Architects geplante James-Simon-Galerie erschließt als Eingangs- und Besuchergebäude die Museen der Berliner Museumsinsel und steht gemeinsam mit der Archäologischen Promenade im Mittelpunkt des Masterplans von 1999. Die Lichtplanung unterstreicht die Architektur und geht individuell auf die Ausstellungsobjekte ein.

Gallerie

Umgeben von Geschichte

Die Museumsinsel mit fünf historischen, architektonisch sehr heterogenen Museumsgebäuden ist seit 1999 UNESCO-Welterbestätte im Zentrum Berlins. Vier der solitären Baukörper werden durch die James-Simon-Galerie als Service- und Infrastruktur zusammengefasst: Der Neubau erschließt das Pergamonmuseum und verknüpft es auf der Höhe des Sockelgeschosses über die Archäologische Promenade mit dem Neuem Museum und zukünftig auch mit dem Alten Museum und dem Bode-Museum. Benannt nach dem Unternehmer und Mäzen James Simon, steht der Neubau auf einem schmalen Grundstück und ist Richtung Lustgarten, Schlossbrücke und Kupfergraben ausgerichtet. Weil die Bauvolumen gestaffelt angelegt sind, bieten sich schöne Ausblicke auf die historische Bebauung. Ursprünglich hatte sich an dieser Stelle der Neue Packhof von Karl Friedrich Schinkel befunden, der 1938 abgerissen wurde.

Museumsinsel reloaded

Der Neubau ist inspiriert von architektonischen Motiven, wie sie bei den historischen Bauten der Museumsinsel, vor allem in der Freiraumarchitektur, vorkommen. Bestimmendes Element ist neben der Freitreppe das historische Motiv der Kolonnaden, das ins Hier und Jetzt übersetzt wird: als westliche Fassade und als Fortsetzung der Kolonnaden des Neuen Museums von Friedrich Stüler. Auch die verwendeten Materialien – Natursteinzuschläge im Betonwerkstein sowie glattgeschalter Ortbeton im Inneren – sind eine Referenz an die Materialvielfalt der historischen Museumsbauten.

Schinkel und Stüler im Blick

Besonders markant ist die Ansicht der James-Simon-Galerie zum Kupfergraben hin: Ein hoher, steinerner Sockel ist mit einer Hochkolonnade aus hohen und schmalen Stützen versehen. Man betritt das Gebäude über eine breite Freitreppe, die zwischen dem Sockel und der unteren Kolonnade angelegt ist. Das Foyer mit dem Informations- und Kassenbereich ist direkt mit dem Hauptausstellungsbereich des Pergamonmuseums verbunden. Auf gleicher Ebene ist das Café-Restaurant untergebracht, das über einen Zugang zur Terrasse verfügt. Sie erstreckt sich entlang der gesamten Gebäudelänge zum Kupfergraben hin und erweitert die James-Simon-Galerie in den öffentlichen Raum. Im Mezzaningeschoss unter dem Foyer, das durch ein beeindruckendes Treppenhaus erschlossen wird, finden sich weitere Serviceräume wie Museumsshop, Garderobe, WCs und Schließfächer, während im Sockelgeschoss das Auditorium und die Sonderausstellungsräume untergebracht sind.

Lichtplanung: Individualität und Flexibilität

Aufgrund der langen Entwicklungs- und Bauzeit musste die Lichtplanung für das Projekt kontinuierlich den neuen Entwicklungen in der LED-Technik angepasst werden. Die eingesetzten Licht- und Medienkanäle ziehen sich durch die Betondecke des gesamten Gebäudes und integrieren neben der kompletten Technik der Leuchten und deren Steuerung auch Lautsprecher und Sprinkleranlage. Das natürliche Licht wird tagsüber von einer indirekten Beleuchtung ergänzt, die im Dunkeln das Gebäude dezent von innen heraus beleuchtet. Für die Raum- und Exponatbeleuchtung in den Ausstellungsbereichen und im Auditorium stand die flexible Anwendung im Fokus.

Für eine gleichmäßige Beleuchtung im Raum für Sonderausstellungen kommt eine Lichtdecke mit einer Farbtemperatur von 3.800 Kelvin zum Einsatz. Sie besteht aus rechteckigen Gewebemodulen mit einem sanften Lichtverlauf zur Mitte hin. Der Tiefeneffekt entsteht durch die Verwendung von zwei Gewebelagen. Die Lichtdecke mit Doppelmembran bewirkt nicht nur eine diffuse Lichtverteilung und sorgt so für eine gleichmäßige Grundbeleuchtung im Raum, sondern ist auch schallabsorbierend, und damit akustisch wirksam. Die Ausstellungsobjekte werden mit kompakten LED-Strahlern akzuentuiert, die durch eine hohe Farbqualität und -wiedergabe (Ra > 90) gekennzeichnet sind. Die Farbtemperatur ist durch die Tunable-White-Technologie individuell einstellbar, das UV- und IR-freie Licht schont die Kunstwerke.

In lineare Stecksysteme eingehängt, beleuchten die Spots im schwarzen Metallgehäuse, die auch im Ausstellungsbereich zum Einsatz kommen, das obere und untere Foyer sowie den Museumsshop sowie das Auditorium. Im hohen Eingangsbereich am Ende der Freitreppe sorgen Hallenleuchten für die Grundbeleuchtung, während die Tische im Café-Restaurant von filigranen, schwarzen Pendelleuchten erhellt werden, die von der mit Kupferplatten verkleideten Decke hängen. -csh

Bautafel

Architektur: David Chipperfield Architects, Berlin
Projektbeteiligte: Ernst & Young Real Estate, Berlin/ Kemmermann Projektmanagement im Bauwesen GmbH & Co. KG (Projektsteuerung); Wenzel + Wenzel Freie Architekten, Berlin (Bauleitung, Lph 6-8); IGB Ingenieurgruppe Bauen, Berlin (Tragwerksplanung); Duncan McCauley, Berlin (Ausstellungsgestaltung Dauerausstellung); Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin (Landschaftsplanung); Zumtobel, Dornbirn (Lichtdecke Cieluma, Strahler Arcos, Hallenleuchte Craft); Matí, Adliswil (Lichtberatung); Conceptlicht, Traunreut (Lichtplanung Außenbeleuchtung)
Bauherrschaft: Stiftung Preußischer Kulturbesitz vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin
Fertigstellung: 2019
Standort: Bodestraße, 10178 Berlin
Bildnachweis: David Chipperfield Architects, Berlin; Simon Menges, Berlin; Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects, Berlin; Zumtobel, Dornbirn

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