Museum Barberini in Potsdam

LED-Spanntuchdecken und Linearstrahler rücken Kunst ins richtige Licht

Am Alten Markt in Potsdam entsteht viel Neues. Der Platz gilt als historischer Kern der Residenzstadt, die ursprüngliche Architektur jedoch wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Nachdem in den 1970er-Jahren ein Neubau für die Fachhochule am Platz errichtet und in den 80er-Jahren die Schinkelsche Kirche St. Nikolai wieder eröffnet wurde, schwappt eine Woge des Wiederaufbaus über den Alten Markt: Das Stadtschloss und mehrere vormalige Bürgerhäuser sind rekonstruiert worden. So auch das Palais Barberini, das seit Januar 2017 das gleichnamige Museum beherbergt. Hilmer & Sattler und Albrecht Architekten planten das Museum Barberini als modernes Ausstellungshaus mit einer detailliert ausgearbeiteten Hülle gemäß der erhaltenen Originaldokumente – eines Gebäudes, das Friedrich II. 1771/72 nach dem Vorbild des barocken Palazzo Barberini in Rom errichten ließ.

Gallerie

Die Schauseite des dreigeschossigen Baus ist nach Norden zum Alten Markt gerichtet. Die Fassade aus Elbsandstein erhebt sich vis-à-vis der Kirche, ein fünfachsiger Mittelrisalit mit Portikus und Rundbogenfenstern betont Symmetrie und zentrale Ausrichtung. Die als Balustrade, mit schmückenden Vasen gestaltete Attika bildet den oberen Abschluss dieses Gebäudeteils. An den Haupttrakt schließen die etwas schmaleren Seitenflügel mit längsrechteckigen Fenstern und barocktypischen Verdachungen an. Die Rückseite der einen Innenhof umfassenden Dreiflügelanlage richtet sich zur Alten Fahrt. Zwischen dem Havelgewässer und der Rekonstruktion verläuft eine Promenade. Während der Öffnungszeiten des Museums ist der Hof von dort über eine breite Treppe zugänglich.

Der Haupteingang führt in eine Säulenhalle – dem Foyer mit Kasse und Café. Beidseitig erschließen repräsentative Treppenhäuser die drei Ausstellungsebenen auf insgesamt rund 2.200 Quadratmetern. Zu sehen sind Werke aus der privaten Kunstsammlung von Hasso Plattner, Mitbegründer der Softwarefirma SAP; darüber hinaus gibt es Raum für Wechselausstellungen. Im ersten Obergeschoss des Haupttraktes befindet sich ein Veranstaltungssaal, darüber Ausstellungsräume. Die Seitenflügel beinhalten auf jeder Etage zwei große Ausstellungsräume, die sich über die volle Gebäudetiefe erstrecken und nur zum Innenhof bzw. zur Wasserseite hin Fenster aufweisen. Durch Blindfenster an den Fassaden zu den Nachbargrundstücken entsteht im Inneren ausreichend Hängefläche für großformatige Bilder. Im Untergeschoss, das die gesamte Grundstücksfläche ausfüllt, sind die Museumspädagogik, ein Shop, die Garderobe, Schließfächer und Toiletten sowie weitere Funktions- und Technikräume untergebracht.

Beleuchtung
17 Ausstellungssäle galt es auszuleuchten – das Konzept dafür stammt vom Berliner Büro Licht Kunst Licht. Für die Raumbeleuchtung wurden LED-Lichtdecken mit Spanntuch und LED-Linearstrahler gewählt. Die Flächenleuchten an den mindestens 5,50 Meter hohen Decken schaffen eine gleichmäßige Lichtverteilung; ihre Einbautiefe beträgt nur 120 mm. Die unter dem Spanntuch einzeln nicht erkennbaren Lichtquellen sorgen für eine blendfreie, schattenarme Beleuchtung ähnlich wie Tageslicht. Die Farbtemperatur lässt sich zur fein abgestimmten Ausleuchtung einzelner Exponate von Warmweiß bis Kaltweiß einstellen. Dieses sogenannte Tunable-White-Spektrum reicht von 2.650 bis 5.850 Kelvin. Farbnuancen und Linienführung der präsentierten Kunstgegenstände sind damit detailliert wahrnehmbar. Für eine besonders gute Raumakustik wurden die Lichtdecken mit Spanntuch zusätzlich mit Schallabsorptionsmatten bestückt.

Einige Ausstellungsräume im Erdgeschoss verfügen über Voutendecken. Wegen deren Wölbung übernehmen anstelle einer Flächendecke verdeckt montierte Linearstrahler die indirekte Raumausleuchtung. Die filigranen Lichtleisten mit LED im Alurahmen sorgen für ein streiflichtfreies Einfluten der Deckenstrukturen. Auch bei diesen Strahlern ist die Farbtemperatur von 2.650 bis ca. 5.850 Kelvin einstellbar. Das digitale Steuersystem sorgt für eine annähernd flackerfreie Beleuchtung. Über Vorschaltgeräte lassen sich die Stromparameter und der Wirkungsgrad jederzeit nachregeln. Ebenso ist eine Einzeladressierung möglich. Für die akzentuierte Beleuchtung der einzelnen Exponate kommen dimmbare Strahler zum Einsatz, die in Schienen an der Decke montiert sind.

Auch digitale Abbildungen der Gemälde und ergänzende Texte werden präsentiert. Ein interaktiver Großbildmonitor (Abmessungen: 3,00 x 5,00 m) im Veranstaltungssaal bietet den Besuchern zusätzliche multimediale Informationen und hoch aufgelöste Bilder. -jb

Bautafel

Architekten: Hilmer & Sattler und Albrecht, Berlin
Projektbeteiligte: Licht Kunst Licht, Berlin (Lichtplanung); Lichtobjekte Estol, Dortmund (Lichtdecken und Linearstrahler); Ingenieurgesellschaft Scheel, Berlin (Technische Gebäudeausrüstung); Georg von Gayl Landschaftsarchitekten, Berlin (Außenanlagen)
Bauherr:  Hasso Plattner Förderstiftung und Lelbach Stiftung
Fertigstellung: 2016
Standort: Alter Markt/Humboldtstraße 5–6, Potsdam
Bildnachweis: Helge Mundt, Hamburg und Stefan Müller, Berlin für das Museum Barberini, Potsdam

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