Umbau zum Kulturhaus in Amsterdam
Historisches Bauwerk und zeitgenössische Kronleuchter
MATH Architecten und das Interiordesignbüro i29 haben in Amsterdam ein historisch bedeutsames Gebäude aus dem 18. Jahrhundert in ein technisch avanciertes Kulturhaus verwandelt. Die Zutaten: klare Linien, ein gewagter Umgang mit Farbe und maßgefertigte Kronleuchter, die markante Akzente setzen.
Gallerie
Keizersgracht 324: Das Cultuurhuis Felix Meritis liegt an einem der berühmten Grachtengürtel in der Stadtmitte von Amsterdam. Das imposante Gebäude wurde im 18. Jahrhundert von Jacob Otten Husly im Louis-Seize-Stil erbaut und ist als Rijksmonument gelistet.
Bewegte Geschichte
1788 eröffnet, befand sich in dem Gebäude die Philanthropische Gesellschaft, im 19. Jahrhundert wurde dann der Konzertraum zum wichtigsten Konzertsaal der Stadt, es gab einen Hörsaal und ein astronomisches Observatorium. Zwischen 1947 und 1981 residierte hier die Kommunistische Partei der Niederlande samt partei-eigener Zeitung, ehe The Felix Meritis Foundation das Gebäude übernahm. Im Jahr 2014 wurde es von der Gemeinde Amsterdam gekauft, um ein spartenübergreifendes Kulturhaus zu etablieren.
Gestalterisches Update
Nach der aufwendigen Sanierung des 4.500 Quadratmeter großen Gebäudes unter Leitung des Architekturbüros MATH Architecten eröffnete das Kulturhaus im letzten Jahr. Dabei wurde es gestalterisch und technisch auf den neuesten Stand gebracht, wobei alle Installationen von außen unsichtbar unter dem Dach untergebracht sind. Die gestalterische Idee des Amsterdamer Interiordesignbüros i29: Jeder Saal reflektiert eine bestimmte Periode des Gebäudes – so wie zur Entstehungszeit jeder Raum nach Künsten und Funktionen gestaltet war.
Farben und Muster
Das Interior ist gekennzeichnet durch klare Linien, maßgefertigte Einbauten (wie der metallene Bartresen) sowie Möbel und Bodenbeläge von designaffinen Herstellern. Besonders gelungen ist der Umgang mit kräftigen Farben wie Rot, Gelb und Blau für Wände, Böden und Architekturelemente, zu denen sich zeitgenössische Möbelentwürfe in korrespondierenden Farben gesellen. i29 arbeiten mit Referenzen an den Ort, so finden sich im Restaurant textile Tapeten mit dem Motiv eines holländischen Himmels, während im Empfangsbereich eine historische Radierung an der Wand erscheint – beide Textilentwürfe entstanden in Zusammenarbeit mit Buro Bélen. Historische Elemente wie Treppengeländer, Balkonbrüstungen und Stuckaturen wurden erhalten und restauriert.
Lichtplanung: Eyecatcher und LED-Systeme
Das niederländische Büro Lichtconsult Koen Smits hat neben
Standardlösungen für einige Räume wie den Zuilenzaal, Shaffyzaal
und Konzertsaal auch spezielle Lichtinstallationen entworfen. So
gibt es beispielsweise im Restaurant und im Eingangsbereich
zeitgenössische Kronleuchter, die als Eyecatcher dienen, während
die funktionale Beleuchtung aus einem flexiblen Deckensystem mit
LED-Strahlern besteht. Im Restaurant Felix wird eine
indirekte, diffuse Beleuchtung mit einer direkten Akzentbeleuchtung
kombiniert, während die tunable-white-Technologie verschiedene
Lichtatmosphären schafft. Als Schalter kommt eine klassische Serie
in der Farbpalette Le Corbusier zum Einsatz. -csh
Bautafel
Architektur: MATH architecten, Den Haag; i29, Amsterdam
Projektbeteiligte: i29, Amsterdam (Interiordesign); Lichtconsult Koen Smits, Culemborg (Lichtplanung); Verlaan & Bouwstra, Vianen (Restaurierung); Magis, Torre di Mosto (Möbel); Hay, Horsens (Möbel); Bolon, Ulricehamn (Bodenbeläge); Bronnenberg; Eutrac; iGuzzini; LED Linear; TDE Lighttech; Qcat Lighting; XAL (Leuchten); Jung, Schalksmühle (Schalterserie L990, Version Les Couleurs Le Corbusier)
Bauherrschaft: Amerborgh/ Amerpodia, Amsterdam
Fertigstellung: 2020
Standort: Keizersgracht 324, 1016 EZ Amsterdam, Niederlande
Bildnachweis: Ewout Huibers, Amsterdam; i29, Amsterdam