Hochschulbibliothek FHöV Köln
Lernen und studieren im White Cube
Im Neubau der Kölner Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV), die nach Plänen von Heinle, Wischer und Partner im Stadtteil Deutz entstanden ist, hat das Büro Andreas Schüring Architekten eine luftig wirkende Bibliothek ganz in Weiß gestaltet. Im Fokus: eine offene Metallrasterdecke, die die gesamte Haustechnik birgt.
Gallerie
Das Interieur: Schwarz-Weiß-Kontraste
Die rund 2.500 Studenten der Fachhochschule recherchieren, arbeiten
und lesen nicht nur in einem hellen, sehr einladenden Interieur;
auch wird die Konzentration in der 700 Quadratmeter großen
Bibliothek, die vom Münsteraner Architekturbüro als White Cube
gestaltet wurde, durch nichts gestört. Denn neben den Wänden und
Decken sind auch die Möbel und Leuchten in Weiß gehalten. Dazu
gehören neben den Bücherregalen auch die markanten Stühle nach
einem Entwurf von Arne Jacobsen sowie die Akustikvorhänge.
Kontrastierend dazu sind der Fußboden, einige Regale und
Zeitschriftenablagen in Schwarz gehalten, ebenso wie die
Fensterrahmen.
Der Grundriss: klar und übersichtlich
Die Bibliothek mit 54 Einzelarbeitsplätzen und 56
Gruppenarbeitsplätzen verfügt über einen rechteckigen Grundriss und
ist an beiden Längsseiten mit Fenstern versehen. Der Raum gestattet
eine flexible Nutzung, wobei die Lichtdecke
und der weiße Anstrich als gestalterische Klammer wirken. Die
Übergänge zwischen dem Loungebereich, dem Empfang, der
kommunikativen Lernlandschaft im Zentrum, dem Arbeitstresen entlang
des Innenhofes und den dreiseitig mit Bücherregalen umstellten,
gläsernen Studierboxen sind fließend und greifen ineinander über.
Für die Zonierung sorgen weiße Akustikvorhänge, die bei Bedarf
kleinere, private Räume bilden. Während zu Semesterbeginn die
Freiflächen dominieren, bieten die Vorhänge in der geschäftigen
Prüfungsphase Rückzugsmöglichkeiten für unterschiedliche
Gruppenarbeiten. Als Inspiration für die Gestaltung mit textilen
Vorhängen nennt Andreas Schüring das Café Samt und Seide,
das Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich 1927 für einen
Auftritt der Krefelder Seidenindustrie auf der Berliner Messe
entwarfen.
Lichtplanung: offene Rasterdecke
Den sehr niedrigen Raum optisch und vom Raumgefühl weiter und
offener zu gestalten, war der Ansatz für das Lichtkonzept. Dank der
offenen Rasterdecke aus eloxiertem Aluminium vergrößert sich die
Raumhöhe von 2,90 Meter auf 3,72 Meter. Da die gesamte Haustechnik
in die Decke integriert ist, mussten Stromleitungen wie auch Zu-
und Abluft optisch ansprechend organisiert werden.
„Die Haustechnik verschwindet in der Fernwirkung im Himmel“ fasst
Andreas Schüring die Idee zusammen. Auch hier ist Weiß bestimmend,
sodass das Konzept noch klarer zum Ausdruck kommt. Einzig die
Rettungswegleuchten ragen aus der Decke heraus.
Von Projektleiter Andreas Schüring als eine Art Gewebe betrachtet, wurden die preisgünstigen T5-Leuchtstoffröhren teils längs, teils quer und dabei auf unterschiedlichen Höhen über der Rasterdecke installiert. Im Kontrast zu einer ansonsten gleichmäßigen Belichtung verdichten sich die Leuchten im Bereich des großen Akustikvorhangs, der einen abgeschlossenen Besprechungs- und Arbeitsraum bildet. Ergänzend hat das Architekturbüro für die abgeschlossenen Raumeinheiten Bibliothekstischleuchten mit Anschlussmöglichkeiten für Laptops und Mobiltelefone entwickelt, sodass eine zweite Leuchtenebene zwischen den Regalen entsteht. Die patentierte Leuchte wird inzwischen auch in anderen Bibliotheken eingesetzt.
Die Bibliothek zeichnet sich durch eine große räumliche
Anpassungsfähigkeit aus. Die offenen Raster von Decke und
Buchregalen sowie das stringent in Weiß und Schwarz gehaltene
Interior sorgen für Klarheit und Ordnung. Die gläserne Einfassung
der Studierboxen und die Akustikvorhänge sorgen für ständig
wechselnde, interessante Ein- und Ausblicke. -csh
Bautafel
Innenarchitektur und Bibliotheksplanung: Andreas Schüring Architekten, Münster
Hochbauplanung: Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart u.a.
Projektbeteiligte: Andreas Schüring Architekten, Münster; Durlum, Schopfheim (Lichtplanung); Gerriets, Umkirch (Akustikvorhänge); Luzidus, Lüdinghausen (Bibliothekstischleuchten); Durlum, Schopfheim (Metallrasterdecke)
Bauherrschaft: Land Nordrhein-Westfalen
Fertigstellung: 2019
Standort: Erna-Scheffler-Straße 4, 51103 Köln
Bildnachweis: Andreas Schüring Architekten, Münster