Erweiterung: Wohnhaus in Oberuzwil
Neues Raumkontinuum vom Bestand über Terrasse und Gartenhaus
Der Freudenberg in der St. Gallener Gemeinde Oberuzwil ist sonnenverwöhnt. Ein privater Bauherr wollte hier nun seine Doppelhaushälfte aus dem Jahr 1912 erweitern, um mehr Raum und einen Bezug zum Garten für Sommerfeste zu erhalten. Mit der Erweiterung ist ein gänzlich neues Raumkontinuum entstanden. Die ebenfalls neuen Heizkörper im Bestandsbau fügen sich in diesen Anspruch der räumlichen Klarheit elegant ein.
Gallerie
Der eigentlich schön gelegene Garten war stark verwachsen und unschön zoniert mit zusammenhanglosen, improvisierten Nebenbauten. Zwischen Innen und Außen fehlte der Bezug, nur mühsam gelangte man von der Küche auf eine kleine, halbrunde Terrasse. Die von der Bauherrschaft gewünschte Nutzung des Gartens war in dieser Situation nicht möglich. Die Aufgabe für Jom Architekten aus Zürich bestand also unter anderem darin, bauliche Klarheit zu kreieren und architektonische Additionen derart zu integrieren, dass eine ausgewogene Gesamtkomposition entsteht und die Symmetrie des historischen Wohnhauses andererseits doch leicht gebrochen wird.
Weiterentwickeltes Bestandsgebäude
Der Entwurf platziert gegenüber dem Haupthaus einen knapp dreißig Quadratmeter großen Pavillon. An der Grundstücksgrenze im Norden verbindet eine Mauer mit großen Öffnungen Haupthaus und Pavillon miteinander. Dazwischen spannt sich eine weitläufige, partiell überdachte und baulich an drei Seiten gefasste Terrasse mit Blick über das Tal im Süden auf. Durch diesen Eingriff entstand ein räumliches Kontinuum zwischen Erweiterung, Außenbereich, Wohnzimmer und Küche. Die Gestaltung lehnt sich nach außen gänzlich an den Duktus des Bestands mit grober hellbeigefarbener Kellenwurfputzfassade, braunen Fensterläden und Details aus Kupfer an. Terrassenseitig sind die Oberflächen hingegen fein verputzt und weiß, die sandfarbenen Natursteinplatten nehmen die Farbe des Parketts in den Innenräumen auf.
Klare Atmosphäre im Innenraum
Durch geringe Änderungen im Grundriss des Hauptgebäudes entstand im Erdgeschoss eine Enfilade vom Eingang über Küche und Terrasse bis ins neue Gartenhaus. Darin fügt sich vor allem die Küche als Dreh- und Angelpunkt des familiären Lebens ein, indem sich Fensterlaibungen, Abdeckungen, Seitenwände und Oberschränke zu einer weißen Skulptur verschränken. Alle Oberflächen im Innenraum des Hauptgebäudes wurden saniert, sodass Neu- und Altbau wie aus einem Guss erscheinen. Nur wenige, dafür hochwertige Materialien bestimmen die Innenraumatmosphäre, wie etwa die geölten Parkettböden, die grün hinterlegten Glasfliesen in den Bädern oder die mattweißen Wände und Decken sowie Fensterrahmen. Auf der Terrasse wehen leichte Leinenvorhänge im Wind.
Elegant eingefügte Heizkörper
In dem gestalterisch reduzierten Innenraum treten die neuen Rippenheizkörper (Höhe 110 cm, Breite 33 bzw. 38 cm, 3-säulig, 18 bzw. 19 Glieder) zwischen den ebenfalls neu eingebauten Fenstertüren elegant in der Wandfläche zurück. Die Heizkörpernische ist zudem mit feinen, quadratisch gelochten Metallabdeckungen verkleidet (Lochblech mit Lochgröße 5 mm, Teilung 8 mm, weiß gespritzt), wodurch die Klarheit des Raums so wenig wie möglich gestört wird. Da das zentrale Heizgerät – ein 300 W starkes Gas-Brennwertgerät, das im Jahr 2003 eingebaut wurde – sein Lebenszyklusalter noch nicht erreicht hat, hat die Bauherrschaft entschieden, dieses noch nicht auszutauschen. Entsprechend sind die einzelnen Heizkörper dezentral über herkömmliche Thermostatventile geregelt. Ein Umbau des Heizwärmeerzeugers ist natürlich jederzeit möglich. -tg
Bautafel
Architektur: JOM Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Trunz & Wirth, Uzwil (Baumanagement); BPA, St. Gallen (Bauingenieur); Studer & Strauss, St. Gallen (Bauphysik); égü Landschaftsarchitektur, Zürich (Landschaftsarchitektur)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Freudenbergstrasse 16, 9242 Oberuzwil
Bildnachweis: Thomas Stöckli, Amden; Elisa Florian, St. Gallen; JOM Architekten, Zürich
Fachwissen zum Thema
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