Einfamilienhaus in Immenstaad am Bodensee
Licht, Wasser und Sonnenenergie
Abgesehen von ein paar Hochhäusern aus der Mitte des 20.
Jahrhunderts im Osten der Stadt hat sich Immenstaad am Bodensee
seinen dörflichen Charakter bewahrt. Weite Teile der Uferkante sind
zudem in Privatbesitz. Kleine und größere Wohnhäuser reihen sich
hier wie an einer Perlenschnur auf, jeweils mit eigenem Zugang zum
Wasser. In diesem Kontext entwarf Atelier H2A ein Einfamilienhaus,
das über großflächige Verglasungen stets einen Bezug zum Bodensee
sucht. Bei der Menge an Fassadenglas stellt sich allerdings auch
schnell die Frage nach der Klimatisierung der Innenräume und damit
dem Energiebedarf des Gebäudes. Doch auch wenn hier architektonisch
mehr geklotzt als gekleckert wurde – das kluge, nachhaltige
Energiekonzept mit Solarthermie und Wärmepumpe
beschert dem Haus den Standard Energieeffizienzhaus KfW 55.
Gallerie
Haus mit zwei Gesichtern
Auf dem Grundstück hatte sich zuvor bereits ein Gebäude befunden, von dem allerdings nur erhalten blieb, was unterhalb der Erdoberfläche lag: Das einstige Schwimmbecken ist nun zu einem Freibad plus großzügiger Terrasse umfunktioniert, der ehemalige Keller bietet Platz für die Gebäudetechnik. Die Architekturschaffenden verstehen ihren Entwurf für den Neubau als „Haus mit zwei Gesichtern“: Hofhaus und Haus am See. Der zweigeschossige Baukörper setzt sich aus einem weiß verputzten Haupthaus auf annähernd quadratischer Grundfläche und zwei schmalen, eingeschossigen Riegeln zusammen. Der fensterlose, östliche Riegel ist mit Holzlamellen verkleidet und beherbergt Garderobe und Hauswirtschaftsraum. Sowohl in Richtung Pool als auch in Richtung Garten und Seezugang bildet er Sitzstufen aus. Der deutlich längere, westliche Riegel beherbergt den Gästetrakt und ist ebenso wie das Haupthaus weiß verputzt. Im Poolbereich im Norden, wo sich Gästetrakt und Haupthaus L-förmig um Terrasse und Schwimmbecken legen, entwickelt sich das räumliche Gefühl eines Hofhauses.
Verbindung zum Wasser
Im Schnitt zeigt sich, dass sich die Nord- und Südfassade teils
schiffsrumpfartig gen Süden neigen. So fällt nördlich besonders
viel Tageslicht ein, während die Fensterfronten der Südseite
verschattet werden. Im Erdgeschoss befindet sich ein großer,
stützenfreier Raum als zentraler Wohnraum mit Wohnzimmer, Esszimmer
und Küche, der gen Norden und Süden mit großen Glasflächen versehen
ist. Dadurch verbindet sich der Wohnbereich räumlich mit dem Garten
und dem See einerseits und mit dem Pool andererseits. Man schaut
förmlich durch das Gebäude hindurch von Wasser zu Wasser. Auch das
Obergeschoss besitzt nach vorne und hinten großzügige
Fensterflächen. Den Verantwortlichen war es wichtig, das Element
überall im Haus erlebbar zu machen.
Die weißen, etwas steril wirkenden Oberflächen der Innenräume wurden mit gräulichen Holzverkleidungen kombiniert. So bildet die hölzerne Hülle des Osttraktes die Kaminwand des Wohnraumes aus. während das von außen in Holz gehüllte Schlafzimmer im Obergeschoss ihn wie eine hölzerne Deckenskulptur prägt.
Niedrigenergiehaus dank Solarthermie
Die Bauherren haben die vormalige Ölheizung des Bestandbaus abgeschafft, der ehemalige Öltank dient allerdings noch als Regenwasserzisterne. Das Regenwasser wird für die Toilettenspülung, die Waschmaschine und die Gartenbewässerung genutzt. Primär wird die Energie zur Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung aus einer Solarthermieanlage gewonnen. Sekundär ist in das System eine Luft-Wasser-Wärmepumpe als Zusatzheizung integriert, die nur zugeschaltet wird, wenn es notwendig ist, also an besonders kalten Wintertagen. Beide sind kombiniert mit einem Pufferspeicher, aus dem dann die Wärme sowohl für die Heizung als auch für Warmwasser genommen wird. Die Übergabe der Heizungswärme an die Räume erfolgt über eine Fußbodenheizung. Teil der Gebäudetechnik ist außerdem eine Lüftungsanlage. Eine möglichst energieautarke Nutzung des Gebäudes mittels Photovoltaik und Energiespeicher ist für die Zukunft bereits vorbereitet. So hat der Bau mit einer Wohnfläche von 250 Quadratmetern bei einem Bruttorauminhalt von 1.310 Kubikmetern trotz der großen Fensterflächen den Standard Energieeffizienzhaus KfW 55 erreicht. Der Pool wird übrigens nicht beheizt: Die Dämmung der Beckenwände, leicht dunkle Fliesen sowie eine Glasabdeckung sorgen dafür, dass das Wasser stets eine angenehme Temperatur besitzt. -tg
Bautafel
Architektur: Atelier H2A Prof. Mona Bayr, Eislingen
Projektbeteiligte: Stöffler, Geisingen (Heizung, Lüftung, Klima); Pfoser Halblaub Beratende Ingenieure, Überlingen (Tragwerksplanung); Ziegler Bauunternehmen, Salem (Rohbau); Stuckateurmeisterbetrieb Hubert Ziegler, Salem (Putz, Stuck); FB-Technik Scheler, Greiz (Parkett, Bodenbeläge); Solarlux, Melle (Glas-Faltwände)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2018
Standort: 88090 Immenstaad am Bodensee
Bildnachweis: Solarlux, Melle; Dorothea Caven
Fachwissen zum Thema
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