Arten der Klimatisierung
Klimaanlagen nach Einsatz und Lüftungsfunktion
Im Gegensatz zu Lüftungsanlagen, bei der die angesaugte Außenluft nur erwärmt wird, erfüllen Klimaanlagen die vier thermodynamischen Funktionen Heizen, Kühlen, Befeuchten und Entfeuchten. Sie halten selbsttätig und ganzjährig die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Reinheit der Luft auf vorgegebenen Werten. Fehlt eine der Funktionen, handelt es sich um eine Teilklimaanlage.
Gallerie
Je nach Arbeitsweise und Aufstellort lassen sich Klimaanlagen in zentrale und dezentrale Anlagen sowie nach ihrer Lüftungsfunktion in Nur-Luft-, Luft-Wasser-, Luft-Kältemittel- und Nur-Wasser-Anlagen unterscheiden. Dabei ist zu beachten, dass die einzelnen Systeme in der Praxis und im Sprachgebrauch oft nicht genau voneinander getrennt werden.
Zentrale Klimaanlagen
Eine zentrale Klimaanlage führt alle erforderlichen
Luftkonditionierungen in einem zentralen Zuluftgerät und in einem
zentralen Abluftgerät aus. Von der Zentrale verteilen sich
Luftkanäle zu den einzelnen Räumen.
Dezentrale Klimaanlagen
Dezentrale Klimaanlagen führen die Luftbehandlungen Förderung,
Filtern und Temperieren direkt im Raum aus. Beispiele für
dezentrale Klimageräte sind Splitanlagen, Türluftschleiergeräte,
Fassadenlüfter und Gebläsekonvektoren. Dezentrale Klimaanlagen
sind, obwohl ähnlich aufgebaut, nicht gleichzusetzen mit
Raumklimageräten.
Nur-Luft-Anlagen
Bei Nur-Luft-Anlagen erfolgt die Luftaufbereitung ausschließlich
über die zugeführte Frischluft. Dies geschieht in Zentralgeräten,
die in eine Lüftungszentrale eingebaut sind. Je nach
Nur-Luft-Anlagen vor allem in größeren Räumen wie Sälen, Theatern
oder Versammlungsstätten. Je nach Art des Volumenstroms wird
unterschieden zwischen Einkanalanlagen mit variablem (VVS) und
konstantem (KVS) Volumenstrom. Im Gebäudebestand sind darüber
hinaus auch noch Zweikanalanlagen zu finden.
Einkanalsystem mit konstanter Zuluft
(KVS-Anlagen)
Bei Einkanal-KVS-Anlagen führt ein
Zentralgerät die aufbereitete Luft über den Luftkanal einem oder
mehreren Räumen zu. Der Volumenstrom ist konstant. In alle Räume
strömt Zuluft des gleichen Zustandes. Die individuelle Regelung des
Wärmebedarfs ist nur durch zusätzliche Heizkörper
möglich. Typische Anwendungen sind Gebäude mit einzelnen Räumen wie
Theater, Kinos, Versammlungsräume oder Hallen.
Einkanalsystem mit variabler Zuluft (VVS-Anlagen)
Bei VVS-Anlagen ist der Zuluftstrom variabel, aber die
Zulufttemperatur für die einzelnen Räume konstant. Die
unterschiedlichen Heiz- und Kühllasten der einzelnen Zonen werden
von einem Volumenstromregler durch Änderung der Zuluft
ausgeglichen. Anwendungen der VVS-Anlagen sind Büros oder
Labore.
Luft-Wasser-Anlagen
Die Luftkonditionierung einer Luft-Wasser-Anlagen erfolgt nicht
ausschließlich in der Klimazentrale. Hier findet nur die
Grundaufbereitung der Außenluft in Abhänigigkeit von der
Außentemperatur (Primärluft) statt. Ein zusätzliches Wassersystem
(Zwei,- Drei- oder Vierleiter-Rohrsystem) versorgt die örtlichen
Wärmeübertrager mit Heiz-/Kaltwasser. Zum Einsatz kommen vor allem
Induktionsgeräte und Gebläsekonvektoren.
Induktionsanlagen
Das zentrale Klimagerät bereitet die sogenannte Primärluft auf. Sie
entspricht der Mindestaußenluftrate und ist über das gesamte Jahr
konstant. Die Primärluft strömt zu den einzelnen Induktionsgeräten
in den Räumen. Von hier strömt sie mit hoher Geschwindigkeit aus
Düsen in den Raum und reißt dabei die Sekundärluft mit (Induktion).
Gegenüber Nur-Luft-Anlagen ist der Luftvolumenstrom auf 25 bis 30%
reduziert, aber dafür viel schneller. Induktionsanlagen werden
überwiegend als Hochgeschwindigkeitsanlagen
(Hochdruck-Induktionsanlagen) ausgelegt. Induktionsgeräte gibt es
zum Einbau in Brüstungen, in Böden und in Decken.
Fan-Coil-Anlagen (Gebläsekonvektoren)
Gebläsekonvektoren sind funktional mit den Induktionsgeräten
vergleichbar; der Unterschied besteht im Antrieb. Statt Düsen wird
die Luft von einem Radialventilator in den Raum geblasen.
Konvektoren sind für den Decken- und Brüstungseinbau verfügbar.
Luft-Kältemittel-Anlagen
Die dezentrale Luft-Kältemittel-Anlage ist eine Kombination aus
KVS- und Splitanlage. Diese besteht aus einem Innenteil
(Verdampfer), welches dem Raum die Wärme entzieht, und einem
Außenteil (Verflüssiger), welches die Wärme an die Umgebung abgibt.
Mit einer Splitanlage kann die Luft nur in einem Raum gekühlt und
entfeuchtet bzw. im Wärmepumpenbetrieb erwärmt werden. Die
Außenluftversorgung übernimmt eine KVS-Anlage.
VRF-Systeme
VRF- oder VRV-Multisplit-Systeme sind weiterentwickelte
Splitanlagen. Die Abkürzung VRF steht für engl. Variable
Refrigerant Flow, übersetzt variabler Kältemittelmassenstrom.
Sie sind das Klimasystem mit den geringsten Platzbedarf. Bei ihnen
versorgt eine Außeneinheit mehrere Splitgeräte mit Luftauslässen in
vielen Räumen. Am weitesten verbreitet sind
Luft-/Luft-Kältemittelanlagen mit elektrischer Wärmepumpe.
Es gibt aber auch Systeme mit integrierter Gaswärmepumpe. Sie
werden als Zwei- und Dreileiter-Systeme installiert. Bei
Zweileiter-Systemen können von einer Außeneinheit entweder alle
Räume nur gekühlt oder nur beheizt werden. Die Dreileiter-Systemen
besitzen eine zusätzliche Kältemittelleitung und Umschalteinheit.
Hier kann eine Außeneinheit variabel unterschiedliche Räume
beheizen oder kühlen. Dabei ist eine interne „Wärmeverschiebung“
möglich. Ein Teil der angeschlossenen dezentralen Inneneinheiten
kann zum Heizen, ein anderer Teil gleichzeitig zum Kühlen verwendet
werden. Die Außeneinheit verknüpft dabei die Energieströme. Damit
ist eine hohe Effizienz der Klimaanlage möglich.
Nur-Wasser-Anlagen
Nur-Wasser-Anlagen, auch Stille Kühlsysteme genannt,
besitzen keine Luftaustauschfunktion. Zu ihnen gehören
Kühldecken,-segel und -konvektoren sowie die Betonkernaktivierung.
Für das Abdecken eines hygienischen Luftwechsels müssen ggf.
separate Lüftungsgeräte eingesetzt werden.
Flächenkühlsysteme
Kühldecken und Kühlsegel führen hohe Kühllasten ab. Sie bieten eine
große Gestaltungsfreiheit und mehr Komfort, da bei ihnen gegenüber
herkömmlichen Lüftungen keine Zugerscheinungen und
Strömungsgeräusche sowie nur geringe Temperaturdifferenzen
entstehen. Das erhöht die thermische Behaglichkeit in einem Raum.
Flächenkühlsysteme funktionieren prinzipiell wie folgt: Zur Kühlung
durchströmt kühles Wasser (meist 16°C) ein Rohrnetz und kühlt die
Raumluft ab. Für ein optimales Raumklima sollte die Kühldecke mit
einer Entfeuchtungsanlage kombiniert werden. Zur Medienversorgung
sind Kühldecken an Heiz- oder Kühlwassersysteme angeschlossen.
Je nach Ort ihres Einsatzes werden Flächenkühlsysteme in
Decken-, Wand- und Fußbodenkühlsysteme unterteilt. Geschlossene
Deckenkühlflächen können Leistungen von 80 bis 100 W/m² übertragen.
Es kommen Systeme in Form von Metallpaneel- und Kassettendecken mit
verpressten Rohrschlangen und Wärmedämmung zum Einsatz. Zu den
offenen Deckenkühlflächen (100 bis 130 W/m²) zählen Kühlplatten und
Kühlsegel. Für Kühlsegel werden Teile der Deckenfläche abgehängt.
Für eingeputzte Kühldecken werden Kapillarrohrmatten in den
Deckenputz eingelegt und überputzt. Eine Sonderform sind speziell
entwickelte Sandwichpaneele mit eingeschäumten Kapillarrohrmatten.
Sie kombinieren die Kühldecke mit einem PCM-Latentwärmespeicher und
arbeiten mittels Strahlung und Konvektion.
Jeder Raum und jede Zone können separat über einen Temperaturregler
klimatisiert werden und verfügen zudem über einen Taupunktwächter
zur Vermeidung von Kondensat.
Bauteilaktivierung
Die thermische Bauteilaktivierung oder Betonkernaktivierung
bezeichnet Kühlsysteme (auch Heizsysteme), welche die Gebäudemassen
zur Temperierung nutzen. Bei der Bauteilaktivierung werden
mäanderförmige Rohrsysteme, meistens aus Kunststoff, in
Geschossdecken aus Beton verlegt. Das Kühlmedium ist Wasser.
Tagsüber werden Wärmelasten im Beton gespeichert. Nachts gibt der
Beton die Wärme wieder an das Kühlwasser ab. Die thermische
Bauteilaktivierung eignet sich für den Kühlbetrieb mit
Wärmepumpen.
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