Schnellkleber
Zeit ist Geld – dies gilt auch und gerade für das Bauwesen. Allerdings kostet fehlende Zeit zunehmend auch mehr Geld: Bauzeit und Zeitdruck werden von den am Bau Beteiligten am häufigsten genannt, wenn sie nach Ursachen für Bauschäden befragt werden. In den meisten Fällen sind dies Feuchtigkeitsschäden. Getreu dem Motto „Bauen ist ein Kampf mit dem Wasser", entstehen laut den bisher veröffentlichten Bauschadensberichten die meisten Baumängel im Zusammenhang mit Wasser.
Der Termindruck durch geforderte, möglichst kurze Ausfallzeiten gibt den Verarbeitern heute kaum mehr zeitlichen Spielraum für die Ausführung ihrer Arbeit. Werden aber die bauphysikalisch bedingten Wartezeiten nicht eingehalten, sind Schäden vorprogrammiert. In dieser Situation kommen neue entwickelten Verlegewerkstoffen, die besonders schnell trocknen und durchhärten eine wichtige Rolle zu.
Der Zaubertrick der kristallinen Wasserbindung
Die sogenannten Schnellkleber gewährleisten gerade bei
Terminbaustellen eine sichere und schnelle Ausführung der Arbeiten
und verzögern den Baufortschritt nicht. Das heißt, dass zum
Beispiel nach einer nächtlichen Sanierungsarbeit am Morgen der
Publikumsverkehr wieder ungehindert möglich ist. Oder dass ein
kompletter Fußbodenaufbau – inklusive Estrich –
innerhalb weniger Tage fertiggestellt ist beziehungsweise
Teilflächen schon nach wenigen Stunden für Folgegewerke freigegeben
werden können.
Der Clou dabei sind speziell abgestimmte Bindemittel-Mischungen (Zemente und Additive), die den Trocknungsprozess beschleunigen. Während in einem herkömmlichen Klebemörtel auch nach dem Zement-Abbindungsprozess (Hydratation = Erstarren und Erhärten durch Reaktion zwischen Zementbestandteilen und Wasser) noch freies Überschusswasser verbleibt, welches eine Austrocknungszeit erforderlich macht, können sogenannte Trisulfat-Bindemittelsysteme das Anmachwasser zu 100 Prozent kristallin binden. Diese schnell erhärtenden Bindemittel sind chemisch so ausgerüstet, dass das Überschusswasser durch eine Kristallbildung (Ettringit-Kristall) fest in die Mörtelmatrix eingebunden wird. Sie bestehen neben weiteren Additiven aus einer Kombination von hochfein gemahlenen Zementen, deren Oberfläche im Vergleich zu normalem Zement um ein Vielfaches höher ist. Dies hat zur Folge, dass die Binder schnell reagieren und abbinden sowie eine erhöhte Menge Wasser für die Hydratation des Zements verbrauchen. Überschusswasser wird durch die Additive gebunden bzw. verdunstet.
Dünnbettmörtel dieser Art weisen trotz der extrem kurzen
Erhärtungszeit keine schädlichen Schwindspannungen auf. Bereits
nach eineinhalb bis zwei Stunden können die Fliesen- und
Plattenbeläge begehbar sein und ausgefugt werden; die volle
Belastung sollte man aber erst nach etwa einem Tag in Betracht
ziehen.
Achtung vor schnellen Mörteln, die nicht schnell trocknen
Nicht jede schnell erhärtende Bindemittel-Variante trocknet
allerdings auch schnell ab. Bei den ausschließlich auf
Portlandzement basierenden Mörtelsystemen etwa kann ebenfalls ein
Teil des Wassers während der Hydratation des Zements kristallin
gebunden werden; dieser Wasseranteil ist jedoch begrenzt. Derartige
Kleber werden zwar schneller fest, aber nicht schneller trocken.
Daher sollten Mörtel mit schneller Erhärtung (hydraulisch schnell
abbindende Klebstoffe), frühzeitiger Ausbildung des Haftspektrums
und zusätzlich einem schnellen Trocknungsverhalten (mit hohem
Wasserbindevermögen) bevorzugt werden.
Schnellbau-Systeme
Wenn es innerhalb des Bauablaufes nötig ist, dass ein Bodenbelag
schnell wieder begehbar wird – beispielsweise in Einkaufspassagen
oder Ladenlokalen – kann auch die Naturstein- oder Fliesenfuge als
Schnellfuge ausgeführt werden. Bei normalen Raumtemperaturen bindet
diese bereits innerhalb von wenigen Stunden ab – man spricht hier
von einem zügigen Ansteifverhalten – und erreicht ebenfalls schnell
die notwendige mechanische Belastbarkeit. Nach vollständiger
Hydratation ist auch die Schnellfuge absolut wasserfest und
frostsicher. Einige Schnellfugen haben zudem den Vorteil, dass
große Bodenflächen eingefugt werden können, ohne dass immer wieder
Teilbereiche nach kurzer Zeit abgewaschen werden müssen. Möglich
wird dies durch ein optimiertes Abwasch-Zeitfenster, welches früher
als bei „normalen“ Fugenmörteln beginnt und zugleich eine längere
offene Zeit bietet.
Die meisten Bauchemie-Hersteller haben inzwischen komplette
Schnellbau-Systeme für zeitlich drängende Bauvorhaben – meist
Sanierungen – entwickelt; diese beginnen bei Turboestrichen und
reichen über schnelle Dichtungsschlämmen und Dichtbahnen bis zu
Blitzgrundierungen, Express-Spachtelmassen, Rapidklebern und
beschleunigten Fugenmörteln. Für die Verarbeiter ist es damit
möglich, eine Ausführung mit hoher Qualität im System zu
garantieren und dennoch den zeitlichen Nutzungsausfall auf ein
Minimum zu reduzieren. Dass diese Produkte (und Systeme) jedoch
ihren Preis haben, dürfte klar sein.