Fugen: Arten nach Rohstoffbasis
Die Auswahl des geeigneten Fugenmörtels ist für die Langlebigkeit eines keramischen Belages mitentscheidend. Sie wird maßgeblich von den Belastungen beeinflusst, die der Fugenmörtel – bedingt durch die Nutzung der Fläche – über eine lange Zeitperiode schadenfrei verkraften muss. Fliesenfugmörtel werden nach ihrer Rohstoffbasis unterschieden und lassen sich in folgende Arten unterteilen:
Gallerie
Zementfugen
Die rein zementäre Fuge wird als Fliesenfuge schmal, schmal und
breit, breit, Polygonalfuge oder Schlämmfuge angeboten. Sie besteht
nur aus fein aufbereitetem Zement, Farbpigmenten sowie Füllmitteln ohne
Kunststoffanteil. Reine Zementfugen verwendet man für
unproblematische Beläge oder eine preisgünstige Fliesenfuge.
Kunststoffvergütete Zementfugen
Die auch als Flexfuge bekannte kunststoffvergütete Zementfuge steht
in schmal, breit und extrabreit zur Verfügung.
Qualitätsunterschiede bestehen in der Feinheit der Bestandteile.
Diese Fliesenfuge setzt sich aus fein oder sehr fein aufbereitetem
Zement, Farbpigmenten, Füllmitteln sowie einem entsprechenden
Kunststoffanteil zusammen. Dieser Kunststoffanteil bewirkt eine
gewisse Flexibilität sowie eine höhere Flankenhaftung der Fliesen
untereinander. Verwendet wird diese Fliesenfuge zum einen bei
Bodenfliesen oder Wandfliesen mit erhöhten Anforderungen
(Bodenheizung, Terrassen, junge Fliesenuntergründe, problematische
Untergründe hinsichtlich der Stabilität, Fliesenmaterial mit extrem
geringer Wasseraufnahme wie Feinsteinzeug oder Kunststein). Zum
anderen gibt es heute Flexfugen mit Perleffekt, die so fein aufbereitet
werden, dass ihre Bestandteile regelrecht zusammensintern und so
das Eindringen von Wasser und damit auch Verschmutzungen verhindert
werden. Diese „Eigenschaft“ wirkt nur solange, bis der Kunde keine
Fehler bei der Pflege und Reinigung begeht.
Tipp: Flexfugen müssen sehr sauber abgewaschen werden, um zu
verhindern, dass Kunststoff auf der Fliesenoberfläche verbleibt.
Der Begriff „Flexfuge“ verleitet zu der Annahme, dass es sich um
eine flexible Fugmasse handelt; dies ist jedoch nicht der Fall.
Schnellfugen
Innerhalb des Bauablaufes kann es nötig sein, dass ein Bodenbelag
schnell wieder begehbar sein muss, z.B. in Einkaufspassagen oder
Ladenlokalen. Hierfür kann die Fliesenfuge als Schnellfuge
ausgeführt werden. Bei normalen Raumtemperaturen bindet diese
bereits innerhalb weniger Stunden ab – man spricht hier von einem
zügigen Ansteifverhalten – und erreicht schnell die notwendige
mechanische Belastbarkeit. Nach vollständiger Hydratation ist auch
die Schnellfuge absolut wasserfest und frostsicher. Einige
Schnellfugen haben zudem den Vorteil, dass große Bodenflächen
eingefugt werden können, ohne dass immer wieder Teilbereiche nach
kurzer Zeit abgewaschen werden müssen. Möglich wird dies durch ein
optimiertes Abwasch-Zeitfenster, welches früher als bei „normalen“
Fugmörteln beginnt und zugleich länger offen ist.
Hochfeste Zementfugen
Dieses sehr fein – nach der Mikrozementtechnologie – aufbereitete
Fugenmaterial sintert im Abbindeprozess derart dicht zusammen, dass
es fast die Dichte einer Epoxidharzfuge erreicht, hoch abriebfest
wird und sogar resistent gegen schwache Säuren.
Epoxidharzfugen (auf Reaktionsharzbasis)
Werden diffussionsdichte und chemikalienresistente Fugen benötigt,
setzt man meist Fugmörtel aus lösungsmittelfreien,
zweikomponentigen Epoxidharzen ein, die mit Füllmitteln und
Farbpigmenten versetzt werden. Mit diesen Epoxidharzfugen können
Mosaike gleichzeitig geklebt und verfugt werden. Ansonsten werden
sie hauptsächlich bei problematischen Untergründen oder im
wasserbelasteten Nassbereich (Schwimmbadfliesen, Großküchenböden,
Duschen) eingesetzt. Die Verarbeitung von Epoxidharzfugen ist
aufwändiger und auch um einiges teurer als bei zementären
Fugmörteln. Dafür verfügt die Epoxidharzfuge aber über eine
besonders gute Flankenhaftung, ist sehr leicht zu reinigen,
chemikalienbeständig sowie extrem strapazierfähig. Die
Epoxidharzfuge ist allerdings verhältnismäßig starr und lässt
keinerlei Wasserdampf hindurch.
Da Fliesen praktisch dampfundurchlässig sind, kann nur die Fuge die Aufgabe des Wassertransports erfüllen, was besonders bei Außenbelägen wie Terrassen wichtig ist. Ist etwa Überschusswasser im Fliesenkleber vorhanden gewesen oder Wasser in den Fliesenkleber eingedrungen, muss die Fuge diese Feuchtigkeit in Form von Dampf wieder an die Luft abgeben können, sonst kann es bei Hitzeeinfluss zu Dampfdruck und bei Frost zu Sprengwirkung (Volumenvergrößerung durch die Eisbildung) und damit zu Schäden am Fliesenbelag kommen. Bei gewollter Diffusion sind daher Epoxidharzfugen ungeeignet.
Dispersionsfugen
Probleme mit verschmutzten Fugen und Farbveränderungen der Fugen
– vor allem im Laufbereich – nehmen stetig zu, wenngleich die
Qualität der zementären Fliesenfuge heute viel besser geworden ist
als noch vor einigen Jahren. Trotz der mittlerweile hervorragenden
Qualität von Zementfugen verändern sich auch diese Fliesenfugen im
Laufe der Zeit (helle Fugen werden dunkler, dunkle Fugen hellen
sich auf). Der Wunsch nach dauerhaft farbstabilen Fugen –
insbesondere nach weißen Fugen auch auf dem Boden – ist mit
zementärem Fugenmaterial nicht zu erfüllen. Mit einer
einkomponentigen Polymerfuge auf Dispersionsbasis hingegen ist es
möglich, weiße Fugen immer wieder nur mit warmem Wasser sauber zu
bekommen. Dazu können diese Fugmörtel mit Hilfe eines
Elastifizierer-Zusatzes so flexibel eingestellt werden, dass
deutlich weniger Dehnungsfugen eingebaut werden müssen. Sie sind
zudem geeignet für hohe hygienische Anforderungen und dazu noch
besonders schmutzabweisend.
Generell gilt für alle Fugentypen: Um die Fugen vor Verschmutzung,
Fleckenbildung, Feuchtigkeit und Schimmelbildung zu schützen,
können sie durch eine nachträglich Imprägnierung zusätzlich geschützt werden.
Außerdem halten Hersteller professioneller Reinigungs- und
Pflegemittel auch spezielle Fugenreiniger für die schonende
Reinigung von stark verschmutzten Fugen bereit.