Gründungen mit Pfählen werden bei weichem oder wässrigem
Baugrund gewählt, um die zu erwartenden Setzungen auf ein sehr
geringes Maß reduzieren. Sie können außerdem verhindern, dass stark
unterschiedliche Lasten oder Gründungssteifigkeiten dazu führen,
dass das Gebäude kippt. Auch wenn die tragfähige Bodenschicht
besonders tief liegt, kann eine Bohrpfahlgründung sinnvoll sein.
Bei tiefen Baugruben mit hohen Auftriebslasten während der Bauphase
oder im Endzustand wirken die Pfähle zusätzlich als Sicherung gegen
Auftrieb, müssen dafür aber auf Zugkraft bemessen werden.
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Pfahlgründungen werden bei weichem Baugrund gewählt, etwa hier, bei der Haltestelle Elbbrücken in Hamburg.
Grundsätzlich wird zwischen Bohrpfählen und Verdrängungspfählen
unterschieden. Eine Kombination aus beiden sind
Verdrängungsbohrpfähle, die sich wiederum in Teil- und
Vollverdrängungsbohrpfähle kategorisieren lassen. Darüber hinaus
gibt es Mikropfähle für besonders beengte Bauplätze.
Die Auswahl des Pfahltyps richtet sich im Wesentlichen nach
folgenden Kriterien:
Bauwerkslasten
Platzverhältnisse und Nachbarschaft
Baugrund- und Grundwasserverhältnisse
Verformungsgrenzen des Bauwerks
Wirtschaftlichkeit
Verfügbarkeit der Baumaterialien
Verfügbarkeit der Einbaugeräte
Verfügbarkeit der Spezialbaufirma
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Pfahlgründungen werden bei weichem Baugrund gewählt, etwa hier, bei der Haltestelle Elbbrücken in Hamburg.
Bei der Herstellung von Bohrpfählen wird Bodenmaterial gelöst
und gefördert (Bodenaushub). Um die Bohrlochwand zu stabilisieren,
ist daher eine Verrohrung oder eine Stützflüssigkeit, sprich
Suspension nötig. Besonders lange Bohrpfähle
werden suspensionsgestützt hergestellt.
Gängige Herstellungsverfahren sind:
Kelly-Drehbohren mit verrohrter Bohrung
unverrohrte Bohrung mit Suspensionsstützung
Greiferbohrverfahren mit Verrohrungsmaschinen
Schneckenortbetonbohrpfähle (SOB-Pfahl)
Teilverdrängungsbohrpfähle (TVB-Pfahl)
Vor-der-Wand-Verfahren (VdW)
Ein Standardpfahlverfahren mittels Kelly-Drehbohren mit
verrohrter Bohrung läuft wie folgt ab: Zuerst wird das Bohrrohr mit
einer Drehbewegung in den Baugrund gedrückt. Dabei dringt
Grundwasser von unten ins Bohrloch (hydrostatischer Überdruck),
sodass der Wasserspiegel im Bohrloch mindestens 1,5 Meter über dem
Grundwasserspiegel liegt. Anschließend wird das im Rohr vorhandene
Bodenmaterial mit einem Greif- oder Drehbohrer gelöst und
gefördert. Jetzt kann der Bewehrungskorb eingestellt und Ortbeton
(Schütt- oder Pumpbeton) eingebracht werden. Damit sich Grundwasser
und Schlamm nicht mit dem Beton mischen, kommt dabei das
Kontraktorverfahren zur Anwendung. Solange der Beton noch frisch
ist, wird die Verrohrung gezogen, wobei ihre Unterkante stets
tiefer als der Betonspiegels liegen muss. Da der Pfahlbeton auf den
obersten 50 cm eine unzureichende Festigkeit aufweist, ist es
üblich, rund 50 bis 100 cm über den geplanten Pfahlkopf hinaus zu
betonieren. Dieser sogenannte Überbeton wird nach Erhärtung
abgestemmt.
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Pfahlgründungen werden bei weichem Baugrund gewählt, etwa hier, bei der Haltestelle Elbbrücken in Hamburg.
Bei Verdränungspfählen fällt kein Bodenaushub an, weswegen sie
sich zum Beispiel bei kontaminierten Böden empfehlen. Da ihre
Herstellung geräuscharm und erschütterungsfrei abläuft, eignen sie
für innerstädtische Bereiche und Bauplätze, die von empfindlicher
Nachbarbebauung umgeben sind.
Zu den Verdrängungspfählen zählen:
Holzpfähle
Stahlpfähle
Stahlbetonrammpfähle
Ortbetonverdrängungspfähle
Vollverdrängungspfähle (VVB), auch Schraubpfähle genannt
Das Herstellungsverfahren von Vollverdrängungsverfahren beginnt mit
dem Einbohren. Dabei wird ein Stahlrohr mit einem Schneidkopf oder
mit einer wendelförmigen Fußspitze drehend in den Boden gedrückt.
Ist die erforderliche Bohrtiefe erreicht, wird ein Bewehrungskorb
in das Stahlrohr eingestellt und es wird mit Beton aufgefüllt. Dann
kann das Bohrrohr, abwechselnd links und rechts herum drehend,
gezogen werden. Anschließend wird der Pfahlkopf gekappt und die
Anschlussbewehrung hergestellt.
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Pfahlgründungen werden bei weichem Baugrund gewählt, etwa hier, bei der Haltestelle Elbbrücken in Hamburg.
Sogenannte Energiepfähle kombinieren die Gründung mit der
Nutzung oberflächennaher Geothermie. Bei Gebäuden, die aufgrund der
Geologie eine Pfahlgründung benötigen, lässt sich die Geothermie
besonders kostengünstig einsetzen. Ortbetonpfähle haben wegen des
Einbaus der erforderlichen PE-Rohre nach dem Einbringen der
Vortreibrohre Vorteile gegenüber Fertigpfählen, da sie nicht durch
den Rammvorgang beschädigt werden können. Vor dem Einbau der
PE-Rohre in das Vortreibrohr und nach Fertigstellung der Pfähle
werden Dichtigkeitsprüfungen durchgeführt. Nach dem Kappen der
Pfähle erfolgt die horizontale Anbindung der PE-Rohre an die
Wärmepumpen der Energiezentrale.
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