Pflege und Wartung von Extensivbegrünungen
Die regelmäßige Pflege und Wartung von Gründächern ist die Voraussetzung für eine nachhaltig intakte Vegetation. Grundsätzlich werden Pflege- und Wartungsmaßnahmen bei Extensivbegrünungen in den Dachbegrünungsrichtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) geregelt.
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Die Pflegemaßnahmen lassen sich in drei Phasen gliedern:
beginnend mit der Fertigstellungspflege nach Aufbringung der
Vegetationsschicht, folgt die Entwicklungspflege und schließlich die
Unterhaltungspflege nach Erreichen der gewünschten Vegetation. Eine
regelmäßige Wartung begrünter Dächer sichert den Erhalt des
Sollzustands von technischen und Sicherheitseinrichtungen sowie
auch der Dachabdichtung.
Pflegephasen
Die Fertigstellungspflege beginnt nach Aussaat bzw. dem Aufbringen der Vegetation und endet mit der Abnahme der Dachbegrünung. Danach setzt die Entwicklungspflege ein, die den funktionsfähigen Zustand der Begrünung sicherstellt. Ist das Vegetationsziel erreicht, erfolgt im Anschluss die Unterhaltungspflege, um die Zielvegetation dauerhaft zu erhalten. Die Wartung gehört zu allen Phasen der Pflege.
Die Arbeiten während der einzelnen Pflegephasen unterscheiden sich inhaltlich nur geringfügig, sondern variieren lediglich in ihrer Intensität und Häufigkeit. Die Pflegemaßnahmen umfassen im Wesentlichen: Bewässerung (nur bei extremer Trockenheit erforderlich), Düngung, Mulchen, Schnittmaßnahmen und Entfernung von unerwünschtem Bewuchs und Laub, Vegetationsschnitt, Nachsaat und Nachpflanzung bei Ausfall oder Fehlstellen, Nachfüllen von Substrat bei Erosion, Verfüllen von Fugen bei Vegetationsmatten, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Winterschutzmaßnahmen, Freihalten technischer Einrichtungen sowie Rand- und Sicherheitsstreifen von Vegetation. In der Regel werden drei bis vier Pflegegänge im Jahr empfohlen.
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Wartungsarbeiten
Parallel zur Pflege sollte auch die Wartung der Dachbegrünung sichergestellt sein. Die üblichen Wartungsarbeiten umfassen die Prüfung der Entwässerungsvorrichtungen, der Standfestigkeit von zusätzlichen Aufbauten, der Schubsicherung, der Dachabdichtung und des Zustands der Bodenbeläge.
Unterhaltungspflege und typische Pflegemängel
Eine fehlende oder unzureichende Pflege kann zu Mängeln und Beschädigungen der Dachbegrünung und der Dachabdichtung führen.
Dabei ist der unerwünschte Bewuchs beziehungsweise die Bestandsumwandlung eine der häufigsten Pflegemängel. Sie kann zu langfristigen Pflanzenausfällen der originalen Vegetation und zu Substratverwehungen führen. In der Folge können auch Schäden an der Dachabdichtung auftreten. Unerwünschte Pflanzen werden oft über Samenflug auf das begrünte Dach transportiert und breiten sich dort aus. Begünstigt wird die Ansiedlung von Fremdbewuchs durch den Schichtaufbau, der Wasser- und Nährstoffbereitstellung sowie den klimatischen Standortbedingungen. Bestandumwandlungen können abhängig von ästhetischen Zielvorgaben auch toleriert werden, jedoch sollte sichergestellt sein, dass die Wurzeln der jeweiligen Fremdpflanzen nicht rhizombildend oder schädlich für die Dachabdichtung sind.
Ein visuell auffälliger Mangel auf begrünten Dachflächen ist das Auftreten von lückenhafter Pflanzendeckung, oft aufgelöst durch Trockenheit und Nährstoffmangel. Je nach Größe der Fehlstellen wird in der Regel ein stärkeres Düngen und/oder ein Nachsäen bzw. Nachpflanzen empfohlen. Üblicherweise werden extensive Dachbegrünungen nach der Fertigstellungspflege nicht bewässert.
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Kommt es dennoch zu Trockenstresssymptomen der Begrünung, ist zu prüfen, ob sich der Standort in einem Wassernotstandsgebiet befindet oder besonders windexponiert ist. Letzteres begünstigt eine stärkere Verdunstung des Wassers. Treffen diese Standortmerkmale zu, ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht von einer zusätzlichen Bewässerung abzuraten und stattdessen trockenstresstolerante Pflanzen zu bevorzugen. Ein Nährstoffmangel kann mit einer regelmäßigen Düngung ausgeglichen werden. Die Auswahl geeigneter Düngemittel für Extensivbegrünungen ist sehr groß. In der Anwendung haben sich vor allem umhüllte NPK-Langzeitdünger (Stickstoff, Phospor, Kalium) bewährt.
Schädlingsbefall bei extensiven Begrünungen ist eher selten. Es können Blattläuse auftreten, andere Schädlinge sind eher unwahrscheinlich. Generell dürfen auf Dachbegrünungen nur biologische Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Chemische Pflanzenschutzmittel könnten in die Kanalisation gelangen oder zur Reduktion der Artenvielfalt beitragen.
Klimawandel und Bewässerung
Die Auswirkungen des Klimawandels manifestieren sich in verschiedenen Phänomenen im urbanen Raum und werden somit die Art der Pflege und Wartung von Gründächern beeinflussen. Zu den prognostizierten und bereits eintretenden Veränderungen gehören höhere Temperaturen mit vermehrten Hitzetagen und einer Abnahme kalter Extreme, veränderte Niederschlagsmuster sowie häufigere und intensivere Extremwetterereignisse. Gründächer werden bereits verstärkt zur Verringerung von Hitzestress sowie insbesondere zur Verbesserung des natürlichen Wassermanagements bzw. zur Überschwemmungsvorsorge in Städten eingesetzt.
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So kann beispielsweise eine höhere Substratschicht größere Niederschlagsmengen zurückhalten und dadurch die Abgabe von Niederschlagswasser in die Kanalisation verzögern. Diese aufgeschobene Regenwassereinleitung kann aktiv Überflutungen vorbeugen. Des Weiteren können Retentionsgründächer eingesetzt werden, die bis zu 160 l/m² Regenwasser zusätzlich zurückhalten und verzögert über mehrere Tage an die Kanalisation abgeben.
Da aufgrund der zunehmenden Klimaveränderungen die Wasserspeicherfähigkeit von extensiven Dachbegrünungen ein immer bedeutenderes Thema wird, sollten Gründächer folglich regelmäßig auf mögliche Schäden, wie beispielsweise Trockenstress, Staunässe, Überschwemmungen und Vegetationsausfall geprüft werden.
Fachwissen zum Thema
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