Wald der Hoffnung in Bogota
Sportfeldüberdachung aus Dodekaedern mit grünem Stahlgewebe
In den Elendsvierteln südlich der kolumbianischen Hauptstadt Bogota bestimmen Verarmung, Resignation und Gewalt das Leben der Menschen. Die meisten von ihnen sind vor dem Bürgerkrieg geflüchtet und leben in provisorischen Behausungen – ohne Perspektive für die Zukunft. Um ihnen das Leben etwas zu verschönern, entwarf der kolumbianische Architekt Giancarlo Mazzanti den Wald der Hoffnung, eine Überdachung für ein betoniertes Fußballfeld.
Gallerie
Die Dachkonstruktion überdeckt eine Fläche von knapp 700 m² und ähnelt einem Baumkronendach bestehend aus insgesamt 83 „Bäumen“. Jeder einzelne hat die Form eines regelmäßigen Dodekaeders (griechisch: Zwölfflächner) und besitzt 12 Flächen, 20 Ecken und 30 Kanten. Wegen der regelmäßigen Symmetrie lassen sich die Elemente zu einem unendlichen, stets erweiterbaren „Wald“ aneinanderreihen.
Die im Werk vorgefertigte Gitterstruktur der Dodekaeder besteht aus Metallrohren, die zusammengesetzt und mit Verbindungen zu einer in sich biegesteifen Konstruktion fixiert wurden. So entstand nach und nach die 3,24 m hohe, modulare Dachkonstruktion. 40 schlanke, dunkelgraue Stahlstützen an den Längsseiten des Fußballfeldes heben die Konstruktion in eine Höhe von 12,6 m. Durch ein integriertes Beleuchtungssystem in der Dachkonstruktion kann die Fläche auch in den Abendstunden als Sportplatz oder öffentlicher Veranstaltungsort genutzt werden. Das Dach strahlt dann über die flache Bebauung hinweg weit in die Nacht hinein.
Sonnenschutz
Die Flächen der Dodekaeder sind mit einem engmaschigen Stahlgewebe
umhüllt, das in Anlehnung an die gestalterische Idee der Baumkronen
leuchtend grün gefärbt wurde. Um es auf der Gitterstruktur zu
befestigen, wurde das Gewebe auf eine vorgefertigte
Unterkonstruktion genagelt und anschließend mit der Gitterstruktur
verbunden (Bild 10).
Das witterungs- und UV-beständige Dach filtert bei gutem Wetter das Sonnenlicht und verwandelt das Fußballfeld in einen angenehm schattigen Ort, frei von Blendung und übermäßiger Sonneneinstrahlung. Auch an regnerischen Tagen bieten die engen Maschen des Stahlgewebes einen gewissen Schutz.
Mit der modularen, an die Natur angelehnten und
anpassungsfähigen Überdachung versuchte der Architekt einen Ort zu
schaffen, der in der Zukunft mehrere öffentliche Orte in den
Elendsvierteln von Bogota miteinander verbinden kann.
Bautafel
Architekten: Giancarlo Mazzanti, Bogota/CO
Projektbeteiligte: Nicolás Parra, Bogota (Tragwerksplaner); Collmallas, Bogota (Stahlgewebe)
Bauherr: Pies Descalzos Foundation, Bogota
Fertigstellung: 2011
Standort: Altos de Cazucá, Bogota
Bildnachweis: Jorge Gamboa und Alejandra Loreto, Bogota
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