Villa in Hameln
Spitze Winkel für das Dach
Die Villa Silberschmidt ist ein denkmalgeschütztes Gebäude des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Hameln, stilistisch zwischen Historismus, Eklektizismus und Jugendstil gelegen. Ziel ihrer Sanierung war die substanzschonende Integration einer neuen geschossübergreifenden Nutzung als Bürogebäude.
Gallerie
Der Holzmindener Architekt Thorsten Müller wollte den ursprünglichen Charakter des Hauses und seine Bestandteile – Parkett- und Dielenboden, Türzargen u.a. – möglichst erhalten und durch Materialien, welche sich klar als neu ausweisen sollten, vorsichtig ergänzen. Außerdem sollten alte Kunststofffenster durch denkmalgerechte Holzfenster ersetzt werden und eine zusätzliche Fluchtmöglichkeit aus dem Obergeschoss entstehen. Der neuen Nutzung entsprechend, musste auch die gesamte Haustechnik ersetzt und eine moderne Informationstechnik ergänzt werden.
Nun verfügt das Gebäude auf dreieinhalb Geschossen über rund 700
m² Nutzfläche. Im Souterrain sind Archiv-, Technik- und EDV-Räume,
Sanitärbereiche und ein Aufenthaltsraum mit benachbarter Teeküche
angeordnet, das Erdgeschoss bietet Platz für den Empfang, fünf
Büros und einen große Bibliothek, die auch als Besprechungsraum
genutzt werden kann. Im Obergeschoss befinden sich sechs weitere
Büroräume und ein kleiner Besprechungsraum. Die sanierten Fassaden
und das neue Schieferdach geben dem Gewerbebau ein einmaliges
Aussehen mit hohem Wiedererkennungswert.
Schiefer
Den oberen Abschluss der Villa bildet ein 410 m² großes
Mansarddach mit einer Spitzwinkel-Deckung aus Schiefer. Bevor sie
zum Einsatz kommen konnte, mussten Teile der darunterliegenden
Vollschalung erneuert, das Dach vorgedeckt und
vor allem viele der Verblechungen erneuert werden. Die kunstvoll
getriebenen Abdeckungen der stuckgeschmückten Giebel wurden soweit
wie möglich erhalten, überprüft, gereinigt und mit
Flüssigkunststoff beschichtet bzw. abgedichtet.
Das Mansarddach ist 70° geneigt, der Aufschiebling 35° und das obere Dach über dem Mansardknick ca. 30°. Darüber befindet sich ein mit einer Kunststoffbahn abgedichtetes Flachdach mit Oberlicht. Die geneigten Dachflächen sind mit Spitzwinkeln aus Schiefer der Größe 38 x 25 cm gedeckt. Die Größe entspricht dem ursprünglich gedeckten Schieferformat. Beginnend an der Traufe verläuft die neue Spitzwinkel-Deckung auf dem Aufschiebling bis zur Mansardfläche, wo sie mit einem 1,25 mm dicken Walzbleistreifen 10 cm überdeckt wird und in die Mansarddeckung übergeht. Diese endet unter dem Mansardknick mit einem Firstgebinde, das ebenso wie die aufgelegten Grate (Strackorte) mit rechteckigen Schieferelementen im Format 40 x 25 cm ausgeführt wurde.
Die Spitzwinkel-Deckung, eine auf die Spitze gestellte Raute,
ist bereits den Römern bekannt gewesen und dürfte damit die älteste
aller Dekorativen Deckarten mit Schiefer sein. Sie wird
in zehn verschiedenen Steingrößen angeboten. Das Angebot reicht von
21 x 13 bis 47 x 31 cm. Die Spitzwinkel sind, je nach Größe, ab
einer Regeldachneigung von 30° einsetzbar. Am gewölbten
Treppenturm der Villa zeigen sich jedoch die Grenzen dieser
Deckung. Hier würden die Spitzwinkel sperren, d.h. sie könnten die
Rundung nicht ausreichend nachvollziehen. Stattdessen wählten die
Planer eine Schuppen-Deckung im Format 22 x 17 cm für die
acht gewölbten, steilen Flächen. Sie wurde ohne Gebindesteigung verlegt, beginnt mit einem
Anfangort als Stichort und endet mit einem Doppelendort. Mit einem Firstgebinde endet die
Schuppen-Deckung unter der Laterne des Turmes.
Bautafel
Architekt: Thorsten Müller-Rauschgold, Holzminden
Projektbeteiligte: Dieter Grote Bedachungs, Folgebetrieb Stefan Grote Bedachungs, Barntrup-Alverdissen in Zusammenarbeit mit Schulte-Bedachungen, Eslohe (Dachdeckung); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schiefer)
Bauherren: privat
Fertigstellung: 2007
Standort: Klütstraße, Hameln
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen
Fachwissen zum Thema
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