Verwaltungssitz der Stadtwerke in Neuss
Konzept mit direkter und indirekter Beleuchtung
Die Stadtwerke Neuss versorgen bereits seit fast 100 Jahren die Stadt mit Erdgas, Fernwärme, Wasser und Strom. Neben dem öffentlichen Nahverkehr betreibt das Unternehmen zudem die Neusser Bäder sowie die städtische Eissporthalle und beschäftigen insgesamt über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Um alle Dienste an einen Ort zu bündeln, hat der städtische Versorger kürzlich in direkter Nähe zur Zentrale ein neues Bürogebäude für 140 Beschäftigte errichten lassen. Die Kölner Niederlassung des Architekturbüros Heinle Wischer und Partner hat das Projekt, das 2017 aus einem erfolgreichen VOF-Verfahren hervorging, umgesetzt.
Gallerie
Zweigeteilter Quader an der Kreuzung
Der
fünfgeschossige Neubau mit rund 4.500 qm Bruttogrundfläche befindet
sich im nördlichen Teil des Grundstücks. Der Baukörper liegt direkt
an einer prominenten Kreuzung der Stadt und trifft auf die
gegenüberliegende Moselstraße, bevor diese in zwei Richtungen
zweigt. An dieser stark frequentierten Stelle entwickelt sich das
Gebäude als zweigeteilter Quader. Durch eine zurückgesetzte
Glasfuge, die sich mäanderförmig ausbildet, wird der Verwaltungsbau
in seiner Ansicht in zwei Bereiche gegliedert. Auf der südlichen
Seite des Grundstücks wird durch die Positionierung des
Neubaus zusammen mit den bestehenden umliegenden Bauten eine große
Fläche gerahmt, die Parkplatz für 93 Autos und für 22 Fahrräder
bietet.
Die vertikal teilende Glasfuge, welche die öffentlichen Bereiche
des Gebäudes kennzeichnet, wurde als Pfosten-Riegel-Konstruktion
ausgebildet. Die beiden Büroquader hingegen bestehen aus einer
Elementfassade aus Blech, die reliefartig in der Fassade vorrückt.
In der Bürofassade sind zum einen Fensterellemente mit
Festverglasung und zum anderen Elemente mit halbseitig
geschlossenem Paneel zu finden. Durch die Anordnung der beiden
Typen entsteht ein Wechselspiel.
Gute Orientierung durch klare Bereiche im Inneren
Die Nutzfläche von insgesamt 2.813 m² ist klar strukturiert. Hinter der verglasten Fuge befinden sich die öffentlichen Bereiche des Hauses. Das Foyer bietet nicht nur Ausstellungsflächen und Beraterplätze im Erdgeschoss, sondern auch die vertikale Erschließung mit einem Aufzug und je einem Treppenhaus für interne und externe Nutzer. Zusätzlich sind im Erdgeschoss die Werkstatt der InfraStruktur Neuss, die abgewandt zur Straßenseite im Süden des Gebäudes liegt, untergebracht.
Die Grundrisse der Regelgeschosse werden durch die Erschließungsfuge im Verhältnis 2:3 zoniert. In jeder dieser Ebenen befinden sich Einzel- und Doppelbüros mit Glaswänden, die sich jeweils um eine kommunikative Mitte mit Besprechungsräumen, Druckerräumen und Teeküchen, anordnen. Ein vertikal durchlaufender Betonkern nimmt neben dem Aufzug, die von beiden Bürozonen gemeinsam genutzten Sanitär- und Technikräume auf und verbindet diese somit horizontal miteinander. Zudem trennt der Kern trennt die Treppenhäuser und erlaubt die Organisation in eine nörlich liegende öffentliche und eine südlich liegende interne Wegeführung. Aus dem Konferenzraum im vierten Geschoss mit vorgelagerter Terrasse öffnet sich der Blick auf die Stadt. Der Raum fasst bis zu 100 Personen und ist durch eine bewegliche Trennwand teilbar. Auf dem Dach befindet sich die mit Streckmetall umschlossene Technikzentrale. Auf dem westlichen Bereich des Daches ist zudem eine Photovoltaikanlage installiert, die dazu beiträgt, dass das gesamte Gebäude Niedrigenergiestatus innehat.
Holz, Beton und Licht
Die Materialien Holz und Beton
prägen das Innere. So ist das Treppenhaus Nord für externe Kunden,
wie auch das Foyer und der Konferenzbereich gemäß des
Gestaltungskonzeptes mit einer Holzverkleidung der Kernwand
ausgestattet. Akzente werden durch farbige Einbauten und Möblierung
gesetzt. Mit weißen Wänden und den Verzicht auf Farbe sind hingegen
die Büros in neutraler Anmutung gestaltet.
Licht: Konzentriertes Arbeiten durch direkte und Indirekte Beleuchtung
Eine gute und angenehme Ausleuchtung sind für eine konzentrierte
Arbeitsatmopshäre unabdingbar. Um diese zu erreichen, wurde in den
Bürobereichen ein Beleuchtungskonzept mit einer Mischung aus
direktem und indirektem Licht entwickelt. Die gängige Lichtfarbe
zur Beleuchtung von Arbeitsplätzen liegt bei 4.000 Kelvin
(neutralweiß), die allgemein als konzentrationsfördernd empfunden
wird. Zum Einsatz kommen linienförmige Hängeleuchten mit
direkt-indirekt strahlender Lichtstärkeverteilung. Tagsüber sorgen die
Glaswände und Tageslichtfenster in Einzel- und Doppelbüros für viel
Tagslichteinfall.
Warmweiße Leuchten in den öffentlichen Bereichen
Um eine hohe Aufenthaltsqualität zu erzielen und soziale Interaktion anzuregen, wurde in den öffentlichen Bereichen des Gebäudes ein wärmerer Farbtons forciert. Hier sieht das Beleuchtungskonzept 3.000 Kelvin (warmweiß) vor. So kommen im Kernbereich sowie in den Flurbereichen LED-Einbaudownlights mit eng strahlendem Abstrahlwinkel zum Einsatz. Das auffällige Leuchtenensamble über dem Empfangstresen besteht aus drei Reihen aus je zehn und mittig neun LED-Pendelleuchten. Die Lichtkugeln aus mundgeblasenen Glas sind in unterschiedlicher Höhe aufgehängt und mittels einer schwebenden Röhrenstruktur an der Decke verankert worden.
Strahlende Außenwirkung
Die gläserne Fuge und die versetzten Büroquader prägen die
Fassade des Neubaus. Durch das Beleuchtungskonzept wird die Fuge in
Szene gesetzt und gewährt Einblick in das Gebäude. Die Kernwand im
Inneren fungiert dabei als ein reflektierendes Element auf das das
Licht flächig trifft und somit nach außen strahlt.
-kl
Bautafel
Architektur: Heinle Wischer und Partner Freie Architekten, Köln/Berlin/Stuttgart
Projektbeteiligte: Heinle Wischer Gesellschaft für Generalplanung, Berlin (Generalplanung); Vibia (Leuchte Empfangstresen); Trilux, Arnsberg (linienförmige Büroleuchten); Siteco, Berlin (Einbaudownlights Flurbereich und Kernbereich)
Bauherrschaft: Stadtwerke Neuss
Fertigstellung: 2020
Standort: Moselstraße 25-27, 41464 Neuss
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart; Heinle Wischer und Partner, Köln ff.