Bürogebäude Capricorn in Düsseldorf
Gezielte Tageslichtversorgung
Das siebengeschossige Büro- und Gewerbegebäude der Capricorn-Gruppe bildet den südlichen Eingang des Düsseldorfer Medienhafens. Die Gegebenheiten des Grundstücks stellen eher schwierige Entwurfsparameter dar: Es ist in seiner Form sehr lang, schmal und geknickt und liegt zwischen einem Bahndamm und einer stark befahrenen Straße, so dass beidseitiger Lärmschutz erforderlich war.
Gallerie
Das Entwurfsergebnis der Kölner Architekten Gatermann und
Schossig zeigt einen mäanderförmigen Grundriss, der mit seiner Form
eine maximal mögliche Ausnutzung des Grundstückes erreicht.
Zielsetzung war es, ein Niedrigenergiegebäude mit gleichmäßiger
klimatischer und tageslichttechnischer Qualität an allen
Arbeitsplätzen zu entwickeln. Dies ließ sich insbesondere durch den
Einsatz einer integralen Fassade und eines Atriums realisieren.
Speziell für dieses Gebäude entwickelten die Architekten
eine multifunktionale „i-modul-Fassade“, die eine Weiterentwicklung
ihrer in anderen Projekten bereits umgesetzten Kiemen- und
Integralfassade darstellt. Diese Fassade besteht aus dreigeteilten,
2,70 x 3,45 m großen, farbigen und transparenten Glaselementen. Die
Aufteilung erfolgt im Wesentlichen in ein nicht transparentes, 1,8
m hohes, rot emailliertes, wärmegedämmtes Paneel sowie ein darüber
liegendes Oberlicht, das der sommerlichen Nachtlüftung
dient. Unmittelbar daneben schließt ein raumhohes, 3-fach
verglastes Kastenfenster an, das für die Sichtbeziehung nach außen
sorgt und den Sonnen- und Blendschutz aufnimmt. Das Verhältnis von
transparenten zu opaken Elementen beträgt 55 % zu 45 %, so dass
eine ausreichende Tageslichtversorgung gegeben ist, ohne dass sich
die Räume im Sommer überhitzen und die Kühllasten zu hoch
werden.
Lichtkonzept / Tageslichtnutzung
Die Lenkung des Tageslichtes in tiefere Raumzonen erfolgt über
feststehende, in das Oberlicht integrierte Retrolamellen, die das
Licht über eine reflektierende Decke in Raumtiefe transportieren.
Dadurch kann eine nennenswerte Reduzierung des Energiebedarfs für
die künstliche Beleuchtung und deren Kühllast erzielt
werden. Als Sonnen- und Blendschutz befinden sich innerhalb
der Kastenfenster individuell zu bedienende raumhohe Raffstores.
Die Lamellen lassen sich ebenfalls in einen
beliebigen Winkel zur Lichtlenkung einstellen und ermöglichen
trotz ihrer Blendschutzfunktion eine gute Sichtbeziehung nach
außen.
Die Fassadenmodule steuern durch die Integration von
dezentralen Lüftungssystemen zum Kühlen, Heizen und Lüften das
Raumklima des Gebäudes. Die Multifunktionsfassade beinhaltet
außerdem Beleuchtungs-, Schallabsorptions- & Raumakustikelemente,
sodass keine abgehängte Decke für diese Installationen mehr
notwendig ist. Dadurch wiederum ließ sich problemlos eine
Betonkernaktivierung in den Decken realisieren, die das Gebäude
ganzjährig temperiert. Die Energieversorgung für den Wärme- und
Kühlbedarf erfolgt über zwei Wärmepumpen in Kombination mit einer
Grundwasserbrunnenanlage als geothermische Energiequelle.
Für die künstliche Belichtung wurde eine spezielle in die
Fassade integrierte Innenleuchte entwickelt, die das Kunstlicht, an
die Decke lenkt. Von dort aus wird es, wie tagsüber das Tageslicht, reflektiert und in Raumtiefe
transportiert. Es ist keine zusätzliche Beleuchtung am Arbeitsplatz
notwendig, da das Licht blendfrei gleichmäßig im Raum verteilt
wird. Der tageslichtabhängig gesteuerte Wechsel zwischen
Tages- und Kunstlicht wird durch die indirekte Beleuchtung nur
untergeordnet wahrgenommen.
Die Zwischenräume des mehrfach gebogenen Baukörpers werden durch
vier geschossübergreifende, bepflanzte Atrien ausgefüllt, die für
einen ausreichenden Lichteinfall in den angrenzenden Räumen sorgen
und auf diese Weise insgesamt die Anzahl der mit Tageslicht
versorgten Bereiche wirksam erhöhen. Die Atrien bieten Raum
für Empfangsbereich, Eingangshalle, Ausstellungen oder
Pausenräume. Sie weisen allerdings keine
Verschattungsmöglichkeit auf; dafür sind die angrenzenden Büroräume
mit Blend- und Sonnenschutz ausgestattet.
Mit den gläsernen Zwischenzonen wurde ein optimaler Schallschutz zu beiden Grundstückseiten geschaffen. Darüber hinaus bilden die Atrien eine thermische Pufferzone zur Regulierung des Gebäudeklimas. Im Winter können solare Wärmegewinne erzeugt und zur Beheizung des Gebäudes hinzugezogen werden; im Sommer wird die Wärme über Dachluken abgeführt, um eine Überhitzung zu vermeiden.
Für das Capricorn-Gebäude erhielten Gatermann und Schossig zahlreiche Architekturpreise, unter anderem „best architects 2008“ sowie den „Innovationspreis Architektur & Technik“.
Bautafel
Architekten: Dörte Gatermann + Elmar Schossig, Köln
Projektbeteiligte: Winter - Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik, Düsseldorf und Huber Ingenieurtechnik, Düsseldorf (Technischen Gebäudeausrüstung); Hubertus Zimmerling Ingenieure, Düsseldorf (Tragwerksplanung); Hagen Ingenieure, Kleve (Brandschutz); Trümper, Overath, Heimann, Römer, Bergisch-Gladbach (Bauphysik); FSL, Neukirchen-Vluyn (Lüftungssytem)
Bauherr: Capricorn Development, Mönchengladbach
Fertigstellung: 2007
Standort: Düsseldorf-Medienhafen
Bildnachweis: Gatermann + Schossig, Köln (1, 3 und 4); Helen Weber, Siegen (2 und 5)