Geräucherte Keramikfliesen
Unikate vom Designerkollektiv Assemble
Smoked bacon, Landjäger, Räuchermakrele oder für Vegetarier
Scamorza affumicata, das sind bekannte Produkte, die durch Rauch
länger haltbar gemacht werden. Beim Londoner Architekten- und
Designerkollektiv Assemble kommen auch Fliesen ins
Feuer.
Gallerie
Einstanden sind die Smoked Ceramic Tiles im
Auftrag des ebenfalls in der englischen Hauptstadt ansässigen Ace
Hotels, das im Rahmen seines Projekts Ready Made Go 2,
Designer mit der Gestaltung bestimmter Produkte für den
Hotelbereich beauftragt. Dort bekleiden die Fliesen nun die
Tresenfront der im siebten Stock gelegenen Bar.
Die Herstellung der Räucherfliesen basiert auf der
Raku-Brenntechnik. Dabei handelt es sich um ein traditionelles
japanisches Verfahren bei dem die glasierte oder unglasierte
Keramik
bei Temperaturen von 1.000 Grad und unter starker Rauchentwicklung
gebrannt und im heißen Zustand dem Ofen entnommen wird, um
eingebettet in einen luftdichten Behälter mit organischem
Brennstoff (Laub, Stroh, Heu o.ä.) abzukühlen. Der Rauch, der
Sauerstoffentzug sowie die im Brennstoff enthaltenen Mineralien
beeinflussen das optische Ergebnis dabei maßgeblich. Da sich der
Prozess nur wenig beeinflussen lässt, liegt der Reiz im Zufall und
macht zudem aus jedem Stück ein Unikat.
Das Gestalter-Kollektiv interpretierte diese Methode neu und
verwendete statt des traditionellen Ofens einen herkömmlichen
verschließbaren Grill, in dem die unglasierten Fliesen zwölf
Stunden geräuchert wurden. Um die Rauchentwicklung zu variieren
wurden dem Feuer Sägemehl, Zeitung und Bananenschalen beigegeben.
So entstanden bizarre Muster, deren Farbigkeit von lichtem Grau und
Braun bis zu tiefem Schwarz reicht.
Die quadratischen Fliesen haben eine Kantenlänge von 15 cm und sind
8 mm dick; andere Formate sind auf Anfrage erhältlich. Da sie nicht
glasiert sind, wird empfohlen, sie nach dem Einbau mit einem
geeigneten Produkt zu versiegeln.
Neben Fliesen stellt Assemble im Rahmen seines 2015 mit dem
Turner-Preis ausgezeichneten Granby Workshops auch andere
keramische Produkte wie Möbelknäufe auf diese Weise her. Das
soziale Projekt wurde gemeinsam mit einem Nachbarschaftskommittee
ins Leben gerufen, um verfallene Häuserzeilen im institutionell
vernachlässigten Liverpooler Stadtteil Granby zu sanieren. So viel
wie möglich sollte dabei von den Bewohnern selbst vor Ort
hergestellt werden. Die experimentellen, handgefertigten
Haushaltswaren – von handgedruckten Tapeten über Türklinken aus
gebranntem Ton und aus Bauholz gedrechselte Treppengeländer bis zu
aus zermahlenem Bauschutt gegossenen Tischplatten und Kaminsimsen –
können online bezogen werden (siehe Surftipps).