Haus des Weins in Berneck

Bewegliches Schaufenster ins Innere

Mitten im histori­schen Dorfkern von Berneck, der größten Weinbaugemeinde im Schweizer Kanton St. Gallen, ist ein neues Zentrum für Produkte des regionalen Winzerhandwerks entstanden. Eingebettet in die kleintei­lige Struktur der Umgebung ruht das Haus des Weins am Dorfplatz als Schau- und Degustationsplattform. Der monolithische Baukörper aus Beton ist ein Entwurf von Carlos Martinez Architekten, die als Gewinner des von der Ortsgemeinde ausgelobten Wettbewerbs hervorgingen.

Gallerie

Der neue Betonbau schließt an den rekonstruierten Wirtschaftsteil und ein historisches Bauernhaus an. Verbunden wird das Ensemble durch die in Form und Größe original­ge­treu wiederaufgebaute Scheune in der Mitte, die nicht nur als Bindeglied zwischen Alt- und Neubau fungiert, sondern auch die notwendigen Nebenräume beherbergt. Das neue Herzstück, ein Weinkeller und ein Veranstaltungsraum, befindet sich im augenfälligen Neubau. Sowohl die Fassade des Sichtbetonkörpers wie auch das markante Schrägdach mit ansteigender Firstlinie wurden in Ortbeton erstellt. Der helle Sichtbeton ist in sandfarbenem Ton lasiert und bezieht sich auf die dunklen Holzfassaden der weiteren Bauteile. Ein visueller Bezug zu den nahegelegenen Weinbergen mit den Rebstöcken ist übrigens in der Sichtbetonfassade zu entdecken: Dezent sind Schalungsabdrücke von 21 verschiedenen Weinblättern als Relief an der Gebäudeaußenseite eingebracht.

Ein tiefer und weiter, verglaster Einschnitt in der Fassade öffnet das Gebäude in Richtung Dorfzentrum und verleiht ihm eine einladende Geste. Vorgelagert ist auf dem Platz eine Gartenwirtschaft, die bei schönem Wetter zum Umtrunk lädt. Die Fensterwand gewährt Einsicht ins Innere, wo sich ein großer, holzverkleideter Raum auftut. Durch den Rücksprung wird zudem ein überdachter Bereich ausgebildet. Hier befindet sich auch der Eingang.

An hölzerne Weinfässer angelehnt

Zwei Haupträume auf zwei Geschossen beherbergt der Sichtbetonbau. Während sich ebenerdig der Veranstaltungssaal öffnet, befindet sich im Untergeschoss der Winzerkeller. Der Eingang des Neubaus führt in den Saal und ins Treppenhaus. Eine zweiläufige massive Betontreppe leitet in den unteren Raum; in der ans Treppenhaus angrenzenden rekonstruierten Scheune des Ensembles sind die Wirtschaftsräume untergebracht. Während das Gebäude nach außen eine massive Erscheinung ausstrahlt, empfängt der Saal die Besucherinnen und Besucher mit einer lichten Atmosphäre: An hölzerne Weinfässer angelehnt, wurde der ebenerdige Raum mit Fichtenholz ausgekleidet.

Bewegliches Schaufenster in den Saal

Die großzügige Glas-Faltwand mit Holzrahmen bietet einen Einblick ins Innere des Veranstaltungsraumes und einen gleitenden Übergang von Innen und Außen. Ein wesentlicher Entwurfsgedanke war es, das warm anmutende Innere des hölzernen Veranstaltungsraumes auch außen sichtbar werden zu lassen und ihn an sonnigen Tagen nahtlos in den Außenraum erweitern zu können.

Sieben mal drei Meter Glas-Faltwand

Die gläserne Faltwand öffnet den Veranstaltungssaal barrierefrei auf einer Breite von über sieben Metern und einer Höhe von fast drei Metern. Die zusammenhängenden Glaselemente lassen sich weit auffalten und werden dann als schmales Paket an der Seite verstaut. Durch die bewegliche Glasfassade entsteht eine flexible Veranstaltungsebene, die nicht durch kleinteilige Flügeltüren voneinander getrennt wird. Die Profile bestehen aus mehrfach schichtverleimtem Holz, der Blendrahmen basiert auf einer Aluminiumkonstruktion, die innen und außen vollflächig mit Massivholz-Leisten verblendet ist.

Auch im geschlossenen Zustand schafft die Glas-Faltwand mit nur 147 mm Profilansicht im Flügelstoß einen großzügigen Raumeindruck und ermöglicht maximale Durchsicht. Stabilität und Dichtigkeit zeichnen die Konstruktion ebenso aus wie die hochwertige Lauftechnik aus Edelstahl. Sie ist wartungsarm und verschleißfrei, und auch bei hohen Glasgewichten und großen Elementen ermöglicht sie einen ruhigen Lauf. Geschlossen werden gute Wärmedämmwerte erreicht.

Moderner Weinkeller

Die Degustation kann nicht nur im Veranstaltungssaal des Kulturzentrums stattfinden, sondern auch im Untergeschoss: Den rund 2.000 Flaschen Wein von rund 20 Weinbauern aus der Region bietet der Weinkeller im Untergeschoss einen angemessenen Schau- und Degustationsraum bei 17 Grad Raumtemperatur. Mit seiner gewölbeartigen, kassettierten Deckenausbildung aus Beton stellt er eine moderne Interpretation von historischen Gewölbedecken dar. Der abgeschliffene Betonboden mit den Gesteinskörnern ähnelt den natürlichen Kiesböden traditioneller Weinkeller. Schwarze Einbaumöbel wie Regale und Tresen bilden einen edlen Rahmen für Weinflaschen und die Verkostung.

Bautafel

Architektur: Carlos Martinez Architekten, Berneck
Projektbeteiligte: saw schmitter, Widnau (Transportbeton); Mobilwerke Berneck (Innenausbau); Solarlux, Melle (Glas-Faltwände; Modell Woodline)
Bauherr/in: Gemeinde Berneck
Fertigstellung: 2018
Standort: Obereggerstrasse 8a, 9442 Berneck, Schweiz
Bildnachweis: Faruk Pinjo für Carlos Martinez Architekten

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