_Fenster und Türen
Temporärer Pavillon in Berlin-Pankow
Allet Pank
Im historischen Kern vom Berliner Bezirk Pankow ist nach dem Entwurf von AHM Arnke Häntsch Mattmüller Architekten der rückbaubare Pavillon Allet Pank entstanden. Der temporäre, eingeschossige Holzbau ist für eine breite Nutzungsvielfalt entworfen worden und bietet als Kiezcafé, Ausstellungs- und Mehrzweckraum sowie Co-Working-Space Raum für Begegnungen.
Gallerie
Der dörfliche Ursprung des heutigen Pankow lässt sich noch gut am Dorfanger erkennen. Zwischen der Pfarrkirche und dem Rathaus bildet der Anger einen länglich-ovalen Platz, der noch immer als Wochenmarkt – angeblich sogar einer der ältesten Berlins – genutzt wird. Rund um den historischen Kern entwickelte sich in den letzten 20 Jahren eine rege Bautätigkeit, beispielsweise entstand auf der Nordseite eine dreigeschossige Shoppingmall mit Gastronomie und Dienstleistungen. Südlich des Angers liegt das ehemalige Villengrundstück der jüdischen Arzt- und Bankiersfamilie Bleichröder, die von den Nationalsozialisten enteignet wurde. Einige der Familienmitglieder überlebten die Shoa nur durch Flucht nach Großbritannien und Australien. Letzte Reste der Villa wurden nach der Jahrtausendwende abgerissen und das Grundstück straßenseitig neu bebaut und verdichtet, während der rückwärtige Garten heute als öffentlich zugänglicher Bleichröderpark an die Pankower Familie erinnern soll.
Aufgabe und Konzept des Pavillons
Auf der Südseite befand sich ebenfalls eine eingeschossige
Kaufhalle, die nach der Wende verfiel und als vermeintlich
obsoletes Relikt aus DDR-Zeiten schließlich abgerissen wurde. Die
restliche Fläche war teilweise versiegelt und wurde als
provisorischer Parkplatz zwischengenutzt. Eine Neubebauung dieser
relativ großen und attraktiven Fläche im Herzen Pankows verzögerte
sich aufgrund städtebaulich und planungsrechtlich unterschiedlicher
Vorstellungen zwischen Investoren, Berliner Senat und dem Bezirk
Pankow – schließlich treffen das lebendige Ortszentrum, eine
ruhigere Wohnbebauung und der Park als kostbare Grünfläche
aufeinander. Hier gibt es also eine Menge Diskussions-, Planungs-
und Kommunikationsbedarf – und genau diesen Austausch mit der
Pankower Bürgerschaft zu ermöglichen, ist die Aufgabe des
temporären Pavillons, der nun auf der Brache errichtet wurde. Als
Café, Ausstellungs- und Mehrzweckraum, für Begegnungen ebenso wie
für Yoga und entspanntes Vertiefen in eine Lektüre der Ortschronik
wurde ein einladender, heller und offener Pavillon namens Allet
Pank nach Plänen von AHM Arnke Häntsch Mattmüller Architekten
gebaut. Wenn dann die Bauarbeiten für eine voraussichtliche
Mischung aus Einzelhandel und dringend benötigten Wohnungen
beginnen, kann er demontiert und anderer Stelle weiterverwertet
werden.
Fenster, Türen und Faltschiebeläden
Der nachhaltig konzipierte, hölzerne Quader mit etwa 120 m²
Grundfläche und einer Terrasse mit einer weiteren Fläche von 180 m²
wurde in nur drei Monaten errichtet. Der eingeschossige Bau ist
streng geometrisch organisiert und setzt sich aus sechs Modulen
zusammen. Jedes Modul hat an den Stirnseiten wahlweise ein
stehendes raumhohes Zwillingsfenster oder eine Kombination aus
Fenster und Fenstertür mit Oberlicht. Die Rahmen sind jeweils in einem
lichten Hellgrau lackiert und stehen so in einem subtilen Kontrast
zum naturbelassenen gelblichen Holz, das mit der Zeit
möglicherweise auch eine silbrige Schattierung annimmt. Diese
großformatigen Fenster ermöglichen gleichermaßen Ein- und
Ausblicke, denn sie zeigen die beiden wichtigen Blickrichtungen
bezüglich der künftigen Bebauung. Nach Norden öffnen sich die
Fenster auf den Anger mit den Straßen und Geschäften und nach Süden
auf die Brache, inzwischen eine grüne Wiese, die bis zur
Gründerzeitwohnbebauung an der Schulstraße reicht und nach Westen
an den Bleichröderpark grenzt.
Die Fenster und Türen der straßenseitigen Fassade können nachts mit Faltschiebeläden geschlossen werden, die tagsübers zu Doppelbündeln geparkt werden. Die Schiebeläden bestehen wie die umlaufende Hülle des Pavillons aus vertikalen Lärchenholzleisten. Diese filigranen Leisten verbergen auch als Gitter ein liegendes Fenster im Tresen- und Servicebereich der Gastronomie.
Terrasse und Veranda
Eine umlaufende aufgeständerte Terrasse, die die Fundamente und
Bodenplatte verkleidet, ist mit Pflanzkübeln, einer Rampe und
Sitzstufen ergänzt und fächert in stumpfen Zickzack-Winkeln in
Richtung Wiese aus. Der Rhythmus der Module gibt die Geometrie der
Veranda vor, die Innen- und Außenraum transparent und fließend
verknüpft. Hier ist ein lauschig-entspanntes Lounge-Ambiente
entstanden. Eine Lichtergirlande an mehreren Holzmasten
unterstreicht diese spielerische Leichtigkeit.
Autarkie, Demontage und Weiternutzung
Im Inneren setzen sich die warmen hellen Farbtöne in der Wand- und
Deckenverkleidung mit Brettsperrholz fort. Hölzerne Schiebetüren
trennen den Sanitärbereich ab. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach
gewährleistet eine autarke Energieversorgung.
Der Pavillon hat sich in seiner vielseitigen Nutzbarkeit – für
Vorträge und Diskussionen, Ausstellungen, Gymnastikgruppen,
Co-Working und nicht zu vergessen das Café – bereits sehr gut
bewährt. Aufgrund seines modularen Aufbaus lässt der Holzbau sich
in ein paar Jahren in einzelne Elemente zerlegen und
transportieren. Die Bauherrin ist schon heute fest entschlossen,
ihn an anderer Stelle wieder aufzubauen und weiterzunutzen.
-sj
Bautafel
Architektur: AHM Arnke Häntsch Mattmüller Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Dachkonzept Ihle, Eichwalde (Holzbau); Kiez Kaffee Kraft Pankow (Gastronomie)
Bauherr/in: ANH Hausbesitz, Arnsberg/ Berlin
Fertigstellung: 2021
Standort: Breite Straße 35, 13187 Berlin
Bildnachweis: Yves Sucksdorff, Berlin; AHM Architekten, Berlin; Dachkonzept Ihle, Berlin; Susanne Junker, Berlin