Denkmalgeschützte Garage in Berlin-Zehlendorf
Sonderanfertigung eines Sektionaltores
In der Forststrasse in Berlin-Zehlendorf baute 1926 der Berliner Baumeister Bruno Ahrends eine Garage. Als klarer kubischer Bau in den Formen der Neuen Sachlichkeit stand er im Kontrast zu der bestehenden neobarock-expressionistischen Villa. Die Garage zeichnet sich an der Ostseite zum Garten hin durch eine Sitznische aus, die durch zwei Eckrisalite gebildet und durch das weit überstehende sehr flach geneigte Walmdach geschützt wird. 2003 wurde die Garage unter Denkmalschutz gestellt, da sie im Zusammenhang mit der Villa ein einmaliges Ensemble bildet.
Gallerie
Die Nutzung der Garage war 1926 für einen PKW vorgesehen. Der heutige Besitzer der Villa trat an den Architekten mit dem Wunsch heran, die Garage für die Unterbringung von vier PKW zu erweitern. Die Denkmalschutzbehörde stimmte dem geplanten Umbau nach intensiven Gesprächen zu, unter der Voraussetzung, dass das Gebäude in seiner Klarheit nicht beeinträchtigt werde.
Die Idee der Erweiterung besteht in der Durchdringung des geschlossenen Baukörpers durch einen neuen Stahlglaskörper. Sechs IPE-Stützen mit einem umlaufenden Stahlträger tragen die schwere Steineisendecke und öffnen den Baukörper an drei Seiten. Zur Aussteifung dienen die Eckresalite und die zum Nachbargrundstück ausgerichtete Längswand des Gebäudes. Dabei sollte das auskragende Dach weiterhin erhalten bleiben und ablesbar sein.
Tor und Fenster
Die Gliederung des ehemaligen zweiflügeligen Holzgaragentores mit
horizontalen Kassettenfeldern sowie die durch T-Stahlprofile
unterteilten Fenster wurden in die Gestaltung der neuen Anlage
aufgenommen.
Die tragende Stahlkonstruktion wird mit einem Netz aus T-Profilen überzogen. Die gleichmäßige Aufteilung durch horizontale Fenster soll den architektonischen Eingriff in den Bestand betonen und ein geschlossenes Bild ergeben. Die neuen Stahlglaswände sind an den Ecken mit einem offenen Stahlwinkel zusammengesetzt. Aus funktionellen Gründen wurde seitlich eine zusätzliche Tür eingebaut, die sich in das Raster einfügt.
Die Schwierigkeit für die angestrebte klare Gestaltung des Stahlglaskörpers lag in der Toröffnung. Um einen reibungslosen Ablauf beim Einparken der nebeneinander stehenden Pkws zu ermöglichen, wurde nach einem vorgefertigten Sektionaltor gesucht. Keine der handelsüblichen Toranlagen konnte aber die erforderliche Größe erfüllen und dem gestalterischen Anspruch eines klar ablesbaren Baukörpers aus gleich schmalen Stahlprofilen gerecht werden.
Der Architekt entwickelte mit seinem Statiker und der Schlosserfirma ein speziell angefertigtes Sektionaltor aus Stahlprofilwinkeln. Dabei sollen zwei Stahlprofilwinkel bei geschlossenem Tor das Bild des umlaufenden T- Profils der Fenster bilden. Das Maß für die Gliederung der Fenster in der Horizontalen leitet sich aus der technisch notwendigen Aufteilung des Tores in einzelne Segmente ab. Um den Charakter des 20er Jahre Baus zu unterstützen, wurde außerdem in alle Felder Riffelglas als Einscheibensicherheitsglas eingebaut.
Die 5,13 m breiten Elemente aus Stahl und Glas mit einem erhöhten Gewicht von 117 kg pro Segment werden auf der Innenseite mit einer Stahlseilabspannung gegen Durchbiegung unterstützt. Der Einbau von vorgespannten Torsionsfedern über dem Sturz dient zur Abfederung beim Herunterlassen des Sektionaltores. Gleichzeitig erleichtern die Torsionsfedern die manuelle Bedienung durch Gewichtsausgleich.
Die Garage wirkt bei Dunkelheit im Garten wie ein aus dem Inneren beleuchtetes Objekt. Die überdachte Sitznische wird weiterhin gerne als Verweilort im Freien genutzt. Die Eckrisalite dienen im Inneren als Abstellflächen und nehmen die Technik für die Bewässerung des Gartens auf.
Bautafel
Architekten: Gülink Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Dipl.-Ing. Olaf Rüdiger, Berlin (Statik); Metallbau Lichtbogen Berlin, Hild Tortechnik GmbH (ausführende Firmen)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2004
Standort: Forststrasse, Berlin-Zehlendorf
Bildnachweis: Gülink Architekten, Berlin
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