Square Viger in Montreal
Licht im Loop
Der Square Viger in Montreal blickt auf eine lange Geschichte zurück: Seit seiner Einweihung als grüner Park in den 1840er-Jahren wurde er bereits mehrfach erweitert und umgestaltet. Die größte Veränderung erfuhr der Ort in den 1970er-Jahren, als Autobahn- und ein U-Bahn-Tunnel errichtet wurden, die fortan ein brutalistischer Platz mit vielen Betonflächen überdeckte. Statuen, Brunnen und Pergolen der Künstler Charles Daudelin, Claude Théberge und Peter Gnass bevölkerten den Square Viger, dennoch blieb er lange Zeit vernachlässigt und ungenutzt. Dem Masterplan von Nippaysage folgend, ist die Südhälfte der Anlage nach erneuter Umgestaltung seit 2022 wieder zugänglich.
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Viergeteilte Platzfolge
Der Platz erstreckt sich entlang vier städtischer Blöcke und ist durch die Straßenführung in vier Abschnitte unterteilt. Von Süden aus beginnt die Platzfolge mit einem schmalen Feld, auf dem die historische Statue des Quebecer Arztes Jean-Olivier Chénier steht. Von dort aus sieht der Masterplan eine Achse vor, auf der auch die weiteren, früher schon auf dem Platz vorhandenen Kunstwerke wieder aufgestellt wurden: Auf die Chénier-Statue folgen die Betonpergolen von Daudelin auf dem zweiten Abschnitt, darauf die Skulptur Forces von Théberge und abschließend das Fontaine von Gnass auf dem letzten Platzteil im Norden.
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Mischung aus alt und neu
Die beiden südlichsten Felder sind wieder betretbar, die beiden nördlichen befinden sich noch im Umbau. Der Raum wurde umorganisiert und die bestehenden Kunstwerke um neue Elemente ergänzt: Dazu gehören zwei Springbrunnen, Sitzgelegenheiten, Pflanztröge mit mehrjährigen Pflanzen, mehr als 50 Bäume sowie öffentliche Toiletten und ein Café-Pavillon. Letzterer stammt aus der Feder des ortsansässigen Architekturbüros Provencher Roy. In einen der Springbrunnen wurde sogar die 1984 entstandene Brunnenskulptur Mastodo von Daudelin integriert.
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Integrales Lichtkonzept
Um den Entwurf in Szene zu setzen, wurde das Lichtdesign-Büro
Lightemotion bereits früh in das Projekt einbezogen. Das
Lichtkonzept basiert auf einem ausgeklügelten
Beleuchtungs-Masterplan, in dem die Lichtexpert*innen
Gestaltungskriterien und entsprechende Beleuchtungslösungen für die
unterschiedlichen Zonen des Platzes festlegten. Ziel war es, die
Besonderheiten der Bereiche – Hauptachse, Nebenachse, Kunstwerke,
Vegetation, etc. – hervorzuheben und dabei zugleich ökologische
Anforderungen zu berücksichtigen.
Wesentlicher Teil des Lichtkonzepts war die Inszenierung der Daudelin-Pergolen: Jede Stützte wird beidseitig durch je einen Strahler beleuchtet, durch deren Wallwashing-Effekt Schatten auf der Betonoberfläche verschwinden. Die neuen Springbrunnen wurden vom Hersteller bereits samt Beleuchtung geliefert. Lightemotion ergänzte diese mit einem blauen Licht, das – wenn die Brunnen inaktiv sind – die Reflexionen der Umgebung auf der glatten Wasseroberfläche verstärkt. Auch die Vegetation berücksichtigten die Lichtdesigner*innen bei ihrem Entwurf: Dynamische Bodeneinbaustrahler beleuchten als Uplights die Bäume von unten. Die Chénier-Statue ist mit heller und leistungsfähiger Seitenlicht-Beleuchtung ausgestattet. Für die Allgemeinbeleuchtung der Hauptachse wählten die Beteiligten sehr hohe Nadelmasten, die durch kleine Austritte mit unterschiedlichem Öffnungsgrad präzise Lichtstrahlen abgeben, ohne zu blenden.
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Licht im Loop
Alle eingesetzten Beleuchtungselemente lassen sich über ein DMX-System im Hintergrund steuern. Für den Square Viger programmierten die Beteiligten einen Ablauf, bei dem das Licht im Verlauf von jeweils 30 Minuten heller und wieder dunkler wird. Durch die subtilen und allmählichen Veränderungen der Lichtintensität und -farbe im Loop entsteht auch in den Abendstunden eine lebendige Atmosphäre. -si
Bautafel
Landschaftsarchitektur und Projektleitung: NIPPAYSAGE, Montreal
Projektbeteiligte: Provencher_Roy, Montreal (Architektur Café-Pavillon); François Ménard, Montreal (Ingenieurbau Springbrunnen); FNX-INNOV, Montreal (Ingenieurbau); Luc Nadeau Ingenieurs Forestiers Experts-Conseils, Laval (Gartenbau); Brodeur consultants, Montreal (Beratung kulturelles Erbe); Lightemotion, Montreal/Toronto (Lichtdesign)
Bauherr*in: Stadt Montreal
Standort: Avenue Viger E, Montréal, QC, Kanada
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Charles Masse und Martine Doyon (Fotos); McCord Museum (historische Fotos); NIPPAYSAGE (Pläne)
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