S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig
Leuchtwände aus Glasbausteinen und Downlights in 15 Meter Höhe
Der Ende 2013 fertiggestellte rund fünf Kilometer lange City-Tunnel Leipzig zählt zu den größten innerstädtischen Infrastrukturmaßnahmen Europas. Kernstück ist eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn, die unterirdisch Leipzig Nord mit dem Bayerischen Bahnhof südlich der Innenstadt verbindet. Insgesamt befinden sich vier Stationen auf der Strecke, die alle von unterschiedlichen Architekten gestaltet und umgesetzt wurden. Für den Entwurf und die Durchführung der S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz / Platz der Friedlichen Revolution am südlichen Rand der Innenstadt zeichnet das Berliner Büro des Schweizer Architekten Max Dudler verantwortlich.
Gallerie
Der Zugang zum 20 Meter tiefer gelegenen Bahnsteig erfolgt über zwei Eingänge, die sich jeweils im Norden und Süden der Station befinden. Von hier gelangen die Fahrgäste nach unten in die imposante 140 Meter lange und 20 Meter breite Bahnsteighalle. Wände und Decken der lang gestreckten und in Längsrichtung leicht gekrümmten stützenfreien Halle sind mit großformatigen, semitransparenten Glasbaustein-Fertigelementen gestaltet. In ein Gitterwerk aus Sichtbetonfertigteilen sind pro Gitter 12 x 12 Glasbausteine eingesetzt , die hinterleuchtet werden und dadurch die Halle hell und freundlich erscheinen lassen. Außerdem wirken die Glasflächen dank der Beleuchtung wie Fenster, wodurch der Eindruck eines tagesbelichteten Raumes entsteht. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die untypische Höhe der Bahnsteighalle von 15 Metern.
Insgesamt beschränkten sich die Architekten bewusst auf nur wenige Materialien, so ist zum Beispiel der Inselbahnsteig in der Mitte der Halle in hellem, fugenlosem Ortterrazzo ausgeführt. Alle notwendigen Möblierungen und Informationsstellen sind in drei Betonboxen untergebracht, die in regelmäßigen Abständen auf dem Bahnsteig angeordnet sind; sie nehmen die Funktionen, wie Sitzgelegenheiten, Fahrplanaushänge, Beschriftung und Fahrkartenautomaten auf.
Die tragende Konstruktion der Bahnsteighalle aus Stahlbeton-Fertigteilen liegt hinter der Glasbaustein-Verkleidung und ist nicht sichtbar. Die Wandelemente der Glasbausteinhülle sind an einer Stahlunterkonstruktion an der Tunnelwand rückverankert; die Deckenelemente von der Rohbaukonstruktion abgehängt.
Die beiden oberirdischen Zugangsbauten wurden in Anlehnung an die Bahnsteighalle ebenfalls aus mit Glasbausteinen ausgefachten Beton-Fertigteil Elementen ausgeführt. Durch Beleuchtung bei Dunkelheit sollen sie zur Belebung des Platzes beitragen.
Elektro
Ihren lichtdurchfluteten Charakter erhält die unterirdische
S-Bahn-Station durch die Beleuchtung des Zwischenraums von
Glasbausteinen und Tunnelrohbau. Er ist circa 1,20 Meter breit,
begehbar und dient gleichzeitig als Revisionsgang, sodass z.B. auf
Revisionsklappen o.ä. in der Glasebene verzichtet werden konnte.
Die Betonrohbauwand erhielt einen weißen Anstrich und wurde dann
mit Langfeldleuchten (mit T16-Lampen) so bestückt, dass eine
homogene Lichtverteilung erfolgt. Die semitransparenten
Glasbausteine verdecken die Leuchten und streuen das Licht
gleichmäßig in die Halle.
Eine zweite Beleuchtung des Bahnsteigs erfolgt über die Decke: Hier sind in 15 Meter Höhe HIT-Downlights mittig in Einzelfelder des Glasbausteinrasters eingebaut, die von Weitem wie Perlen auf einer Schnur erscheinen. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass nur in jedem zweiten Deckenfeld Leuchten sitzen. Das Glas vor den 150-W-HIT-Strahlern hat einen Transmissionsgrad von 90%, sodass viel Licht auf dem Bahnsteig ankommt. Die Wartung der Deckenleuchten erfolgt von 1,80 Meter hohen Gängen, die sich oberhalb der Glasdecke befinden und von unten nicht sichtbar sind. Durch die bauseitige Integration des Kunstlichts kann die Bahnsteighalle komplett frei von Leuchten gehalten werden. Weitere Beleuchtungspunkte sind lediglich die Anzeigetafeln, die Notausgangsbeleuchtung und in die Betonboxen integrierte Lecuchtfelder.
Die Treppenaufgänge und Rolltreppen profitieren von der
Beleuchtung der großen Bahnsteighalle, erhalten im oberen Teil
Tageslicht und Licht aus den Zugangsbauten. In diesen beiden
oberirdischen Gebäudeteilen kommen schwenkbare Flächenstrahler mit
asymmetrisch breit streuender Lichtstärkeverteilung zum Einsatz,
die die Zugänge bei Dunkelheit erhellen.
Bautafel
Architekt: Max Dudler, Berlin/Frankfurt/Zürich
Projektbeteiligte: Arge BOL/BÜ, Leipzig (Bauleitung); Pichler Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Planungsgemeinschaft Winter-Graner, Leipzig (Haustechnik); Graner Ingenieure, Leipzig (Akustik und Bauphysik); Brandschutz Consult, Leipzig (Brandschutz); Licht Kunst Licht, Bonn/Berlin (Lichtplanung); Winter Beratende Ingenieure, Leipzig (Beratung Lichtplanung); Norka, Hamburg (Beleuchtung); Bega, Menden (Beleuchtung Zugangsbauwerke)
Bauherr: Deutsche Bahn gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen
Fertigstellung: 2013
Standort: Wilhelm-Leuschner-Platz, 04107 Leipzig
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin; Christian Günther, Leipzig für Norka, Hamburg
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