Sanierung Westbahnhof in Wien
Denkmalgeschützte Nachkriegsarchitektur mit moderner Ausstattung
Dass eine luftige Bahnhofshalle nicht zugig sein muss, zeigt ein
Wiener Beispiel aus den 1950er-Jahren. Mit der Moderniersierung des
Bestands ging eine Erweiterung um zwei angrenzende Gebäude einher.
Alle sind unterirdisch miteinander verbunden, gläserne Türen wahren
die Transparenz.
Gallerie
Der Westbahnhof in Wien hat sich im Laufe seiner über
160-jährigen Geschichte stark gewandelt: Mitte des 19. Jahrhunderts
als k.k. privilegierte Kaiserin Elisabeth-Bahn eröffnet, war
der Kopfbahnhof westlich der Stadt unter anderem ein Haltepunkt für
den berühmte Orientexpress zwischen Paris und Istanbul (damals
Konstantinopel). In den frühen 1950er-Jahren errichtete man nach
Kriegszerstörungen ein neues Bauwerk an gleicher Stelle, das heute
unter Denkmalschutz steht. Nach über fünf Jahrzehnten der Nutzung
für den Fernverkehr war jedoch eine Generalsanierung der Halle
notwendig. In diesem Zuge wurden dem länglichen Nachkriegsbau im
Norden und Süden zwei flankierende Achtgeschosser an die
Schmalseiten gestellt, darunter die weit auskragende sogenannte
Wolkenspange. Für den Entwurf verantwortlich zeichnen die
Architekten Neumann und Steiner. Der gesamte Komplex fungiert nun
unter dem Namen Bahnhof City Wien West als Knotenpunkt für
den Nah- und Regionalverkehr und beherbergt des Weiteren in den
Neubauten ein Einkaufszentrum, ein Hotel, Restaurants sowie
zahlreiche Büros.
Während im Osten vor dem zurückgesetzten, denkmalgeschützten
Bahnhofsbau ein breiter Vorplatz ausgebildet wird, schließen
dahinter im Westen die Gleisanlagen an. Großflächige Verglasungen
in den Fassaden und ein flaches Walmdach kennzeichnen das Gebäude.
Über dem Erdgeschoss kragt auf ganzer Länge ein geschwungenes
Betondach vor und bietet den Reisenden Wetterschutz. Gläserne
Eingangstüren leiten in die hohe, weite Halle. Filigrane, mit
Natursteinplatten verkleidete Stützen tragen das Dach. Eine
Verkleidung aus Naturstein prägt auch die Wände. Boden und Decke
sind durch ein Rastermuster aufeinander bezogen.
Im Parterre sind Serviceeinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten für Reisebedarf sowie Gastronomie untergebracht. Mittig in der Halle angeordnete Treppen und Fahrtreppen führen hinab ins Untergeschoss zu dem dort angebundenen Nahverkehr sowie zur neu entstandenen unterirdischen Shoppingebene. Weitere Treppenaufgänge im Westen leiten hinauf auf die Ebene, von der aus die elf Gleise des Regionalverkehrs zu erreichen sind.
Elektro: Automatiktüren
Um den luftigen, transparenten Raumeindruck zu bewahren und zugleich aktuellen Ansprüchen an Sicherheit, Barrierefreiheit und Komfort gerecht zu werden, kommen gläserne Automatiktüren mit motorisierten Antrieben zum Einsatz. Sie finden sowohl als Eingangstüren an den breiten und hohen Zugängen zur Bahnhofshalle, als auch zum angrenzenden Hotel oder Bürohaus Verwendung. Aufgrund der geringen Höhe von nur sieben Zentimetern konnten Antriebssysteme und Steuerungstechnik in die Rahmen integriert werden. Die leisen Hochleistungsantriebe sind ausgelegt für hohen Publikumsverkehr: Die Zeitspanne, in der die Türen offen gehalten werden, passt sich der Durchgangsfrequenz der Passanten an. Wird der Besucherstrom größer, bleiben die Türflügel automatisch länger offen. Beschleunigung, Offenhaltezeit oder Öffnungs- und Schließgeschwindigkeit können individuell eingestellt werden. Das Steuerungssystem der Antriebe lässt sich in die Gebäudeleittechnik integrieren. So können die Überwachung oder das Verändern von Türfunktionen aus der Ferne erfolgen.
Türschließertechnik für den vorbeugenden Brandschutz
Im gesamten Bahnhofskomplex inklusive der Neubauten sind mehrere
hundert manuelle ein- und zweiflügelige Türen mit verschiedenen
Varianten eines Türschließerprogramms ausgestattet. Im Bürokomplex
bewirken sie das sichere und zuverlässige Schließen von Türen, die
immer oder zumindest im Brandfall kontrolliert geschlossen werden
müssen. Klapphebelantriebe dienen als Zuluft- beziehungsweise
Nachstromöffnung. Sollte es im Altbau zum Brand kommen, werden die
Türen dort automatisch aufgedrückt und für die Zufuhr frischer Luft
weit offen gehalten, sodass Rauch und Hitze entweichen können und
der Fluchtweg gegeben ist. -jb
Bautafel
Architekten: Neumann + Steiner, Wien (Bahnhof City Wien West)
ArGe Robert Hartinger, Architekt Sepp Wöhnhart und Franz Xaver Schlarbaum, Wien (1949–1954)
Moritz von Loehr, Wien (1858)
Projektbeteiligte: ECE, Hamburg (Projektentwicklung); Geze, Leonberg (Glastüren und Antriebe)
Bauherr: BahnhofCity Wien West
Fertigstellung: 2015
Standort: Europaplatz 1-3, 1150 Wien
Bildnachweis: Sigrid Rauchdobler, Jürgen Pollak / Geze, Leonberg
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