_Beschläge
Geschichtliche Entwicklung der Beschläge
Beschläge hatten ursprünglich nur den Zweck, einer Tür, einem Tor oder einem Portal eine Halterung zu geben, durch die sie mit dem Mauerwerk, der Bauöffnung oder einem Holzrahmen verbunden wurden. Dazu dienten Haspen oder Scharniere. Im Laufe der Zeit wurden die Beschläge von den Angelpunkten aus „erweitert“, breiteten sich über das ganze Türblatt aus und erhielten zusätzliche Funktionen, wie das Zusammenhalten der Bohlen des Tür- oder Torblatts, Sicherungsfunktionen durch ihre massiven Querschnitte und dekorative Aufgaben durch ihre Ornamentik.
Gallerie
Die ausufernden Beschläge wurden zu Vorläufern der Gittertüren. Nur ein flächenfüllendes Geäst blieb übrig und verschloss die Maueröffnung. Der romanische Beschlag des Annentores an Notre Dame in Paris aus dem 12. Jahrhundert ist ein Musterbeispiel dieser Entwicklung und der wohl erste Funktionsbeschlag, der sich so zum Zierbeschlag wandelte. In Form und Gestaltung von Beschlägen spiegelten sich seit der Romanik, als dieser Funktionswandel begann, der Zeitgeist, der vorherrschende Baustil und das Repräsentationsbedürfnis des Bauherrn oder Besitzers wieder.
Die Nebenfunktionen von Beschlägen, wie Form, Schönheit und Ornamentik der sichtbaren Bauteile traten in den Vordergrund und verdeckten teilweise die technische Hauptfunktionen
- Bewegen,
- Schließen,
- und Sichern.
Von den Beschlagelementen, die konstruktiv notwendig sind und
zugleich dem ästhetischen Geschmacksempfinden ihrer Epoche
entsprechen sollten, führt ein gleitender Übergang zu jenen
Beschlägen und Beschlagteilen, die ausschließlich Zierrat sind und
ohne Einbußen an der Hauptfunktion weggelassen werden können. Dies
sind dies z.B. aufgesetzte Applikationen, Schilde,
Verstärkungen und Blechschnittfiguren an Truhen, Portalen und
Türblättern, je nach Epoche aus Elfenbein, Gold, Silber oder Stein.
Sie sind von Gestaltung und Werkstoff her nicht für technische
Funktionen geeignet, teilen ausschließlich das Schönheitsempfinden
ihrer Zeit mit und schmücken.
Eine Hochblüte erlebten die ausschließlich auf künstlerischen
Ausdruck zielenden Zierbeschläge
in der Renaissance um 1500 und im nachfolgenden Barock. Von
Frankreich aus verbreiteten sich Vorlagen für Zierbeschläge auf
Kupferstichen, den sogenannten „fliegenden Blättern“, in ganz
Europa und wurden von den Kunstschlossern in gebläutem und
poliertem Eisen, in Kupfer und vor allem in Messing
umgesetzt. In dieser Zeit waren auch die beiden Funktionen
Schlossfalle betätigen und Türblatt oder Flügel bewegen getrennt.
Eine Hand betätigte das Schloss und damit Falle
und Riegel,
die andere Hand umgriff die Handhabe, einen in senkrechter Lage
aufgeschraubten Griff, der die Tür bewegte. Einen letzten Höhepunkt
erlebten Zierbeschläge im ausgehenden 19. Jahrhundert, als in
Gründerzeit und Historismus die Architektur auf längst überholte
Baustile zurückgriff und kurzfristig Neogotik, Neorenaissance und
Neobarock das Bauen beherrschte.
Als Zierbeschläge im oben erläuterten Sinn müssen auch all die
Schmuckformen an Schlössern und Schließanlagen
gelten, die keine oder nur bedingte schließende Funktion haben.
Stark von dem Wunsch nach bloßer Verzierung waren auch die
Türgriffe, die Drücker
und Handhaben sowie die Zugringe betroffen. Hier führte das
Bedürfnis nach Repräsentation zu Formen, die die Hauptfunktion und
die Handhabung gar behinderten, so durch Figuren, die man Griffen
aufsetzte, durch Masken und Fratzen im Griffbereich von Zugringen
oder durch Griffe
in Form eines Knaufs, der schlicht zu kurz und unhandlich war, um
durch ihn die Schlossfalle zu heben oder zurückzuziehen. Das am
Türknauf aufzubringende Drehmoment wurde zu groß, der Beschlag
technisch wertlos.
Das Bauhaus im 20. Jahrhundert hat eine Reduzierung der Gestaltung
auf die Erfordernisse der Hauptfunktion eingeleitet und begründet.
Der radikale Verzicht auf jede Art von Verzierung hat zu zweck- und
technisch orientierten Formen geführt. Erst in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts befassten sich Designer, Gestalter und
Kunsthochschulen wieder intensiv mit Beschlägen und ihrer
zeitgemäßen Form. In Verbindung mit den Erkenntnissen der Ergonomie
und der Anwendung einfacher mathematischer Grundlagen, wie dem
Goldenen Schnitt, dem Lehrsatz des Pythagoras und den
Fibunacci-Zahlenreihen, entstanden Beschlagformen, die versuchen
die Hauptfunktion „Betätigen“ mit der Nebenfunktion „Zierde“ zu
vereinigen.
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