Senckenberg Forschungszentrum für Biodiversität und Klima in Frankfurt
Sanierung eines denkmalgeschützten Institutsgebäudes aus den 1950er-Jahren
1957 wurde an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main das Hochschulgebäude des Instituts für Pharmazie und Lebensmittelchemie eröffnet. Entworfen hatte es der Architekt, Designer und Baudirektor der Hochschule Ferdinand Kramer (1898-1985). In den zwölf Jahren seiner Amtszeit prägte er den Campus Bockenheim im Westen der Stadt mit der Realisierung von insgesamt 23 Gebäude im Sinne eines Neuen Frankfurts.
Gallerie
Seit 2000 stehen die Institutsgebäude unter Denkmalschutz, benötigten aber dringend eine Kernsanierung. Nach einem Wettbewerb 2009 erhielten das Bochumer Unternehmen Schürmann Spannel SSP den Zuschlag für die Sanierung der Kramer'schen Bauten. Nach der Fertigstellung 2012 ist dort das Senckenberg Forschungszentrum für Biodiversität und Klima eingezogen.
Bereits im Generalbebauungsplan von 1954 war auf dem dreieckigen Grundstück an der Georg Voigt-Straße ein Universitätsgebäude vorgesehen. Die räumliche Nähe zu fachlich verbundenen Fakultäten legte hier den Neubau des Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie nahe. Kramer nutzte eine Senke auf dem Grundstück und errichtete Teile des Neubaus auf Stahlpylonen. Über einen wie schwebend erscheinenden Steg führt der Weg am flachen Bau des Hörsaals vorbei auf den fünfgeschossigen Riegel des Hauptgebäudes zu. Seine Kubatur ist durch einen etwas breiteren Kopfbau und eine erhöhte Mittelzone leicht differenziert und seine Konstruktion basiert auf einem Raster von 3,50 Metern, das sich in der Fassade unmittelbar abbildet. Dreiteilige Fenster und mit gelbem Ziegel gemauerte Brüstungen füllen das helle Betonraster aus. Die innere Struktur des Riegels mit einen durchgehenden Mittelflur und nur wenigen tragenden Wänden ermöglicht einen relativ flexiblen Innenausbau in kleine Büros und größere Seminar- oder Laborräume.
Bauphysik
Nach einer umfassenden restauratorischen
Dokumentation des Bestandes ist das Gebäude bis auf das
Betonskelett, die Treppen und die Fassade entkernt worden. Die
Klinkerfassade blieb erhalten und wurde lediglich gereinigt und in
Teilen neu verfugt. Die davor gesetzten Brise Soleil aus Beton
wurden saniert und mit einem neuen Anstrich versehen.
Auch wenn die Energieeinsparverordnung EnEV 2009 für denkmalgeschützte Bauten Ausnahmeregelungen bereithält, entschied man sich dennoch für die Anbringung einer Innendämmung. Insbesondere für die bis dato ungedämmten Brüstungsbereiche der Fassade bot sich diese Methode an. Die geschossweise Verjüngung der Stützenquerschnitte machten allerdings zwei verschiedene Ausführungen nötig: Im 1. und 2. Obergeschoss wurden die Nischen mit 20 cm dicken Porenbetonsteinen ausgemauert und mit einem mineralischen Kalkzementputz versehen. Im Erdgeschoss und dem 3. und 4. Obergeschoss kamen diffusionsoffene, nicht brennbare Mineraldämmplatten zum Einsatz. Die 600 x 390 mm großen und 60 mm dicken Platten wurden mit einem Leichtmörtel gegen die bestehende 115 mm starke Mauerwerkswand geklebt, mit Kalkzement verputzt und mit weißer Silikatfarbe gestrichen. Die Fassade erreicht nach der Sanierung einen U-Wert von 0,64 W/m²K. Der Transmissionswärmeverlust der Außenwände konnte damit um rund 50% reduziert worden.
Die alten Holzfenster – sogenannte Chicago Windows aus einem festverglasten Mittelteil und zwei schmaleren beweglichen Seitenflügeln – wurden gegen zweifach verglaste Holz-Aluminium-Verbundfenster mit Sonnenschutzisolierverglasung ausgetauscht. Die ursprüngliche Fenster-Aufteilung ist erhalten geblieben, die Ansichtsbreite der Rahmen fällt jetzt aber größer aus. Die Verglasung am Hörsaaleingang und am westlichen Treppenhaus wurde ebenfalls ausgetauscht. Die thermisch getrennte Konstruktion aus Stahl mit Isolierverglasungen erreicht nach der Sanierung einen U-Wert von 1,40 W/m²K.
Die Sanierung der Geschossdecken bedeutete insbesondere in
brandschutztechnischer Hinsicht eine Herausforderung. Die ohnehin
nur 5 cm starken Betonrippen hatten keine ausreichende Überdeckung
mehr, die teilweise frei liegenden Bewehrungen mussten
übergespachtelt und Risse geschlossen werden. Anschließend wurde
per Hochdruck ein 15 bis 20 mm dicker Brandschutzputz mit einer
niedrigen Rohdichte von 450 kg/m³ aufgetragen. Die Haftbrücke ist
aus Sanierungsmörtel hergestellt. Mit dieser Lösung konnte der
erforderliche bauliche Brandschutz in F60-Qualität erreicht werden.
Die außen liegenden Randstreifen wurden 3 cm dicker ausgeführt, um
eine zusätzliche wärmedämmende Wirkung zu erzielen und die Wärmebrücken an der Fassade zu reduzieren. Der
1,50 m breite Streifen wirkt sich verzögernd auf die Wärmeverluste
am thermisch nicht getrennten Rand aus.
Bautafel
Architekten: Ferdinand Kramer, Frankfurt (Entwurf 1957); SSP Schürmann Spannel, Bochum (Sanierung 2013)
Projektbeteiligte: Stroh+Ernst, Frankfurt (Tragwerksplanung); Tohr Bauphysik, Bergisch Gladbach (Bauphysik); HHP West, Bielefeld (Brandschutz); pbr Planungsbüro Rohling, Frankfurt (Technische Gebäudeausrüstung); Hyder Consulting, Halle/Saale (Technische Gebäudeausrüstung); Xella, Duisburg (Innendämmung); Promat, Ratingen (Brandschutzspritzputz)
Bauherr: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2013
Standort: Georg Voigt-Straße 14-16, 60325 Frankfurt
Bildnachweis: Paul Förster; Jörg Hempel, Aachen