Ausfachungsmauerwerk für Stahlbetonskelettkonstruktionen
Anforderungen und Anschlussmöglichkeiten
Ausfachungsmauerwerke sind nicht tragende
Mauerwerkskonstruktionen, die zur massiven Füllung von
Zwischenräumen in Holz-, Stahl- oder Betonskeletten verwendet
werden. Sie finden vor allem im Gewerbe- und Industriebau
Anwendung. Die statischen Anforderungen beschränken sich auf die
Aufnahme des Eigengewichts sowie Horizontallasten, etwa durch Wind.
Damit die flächigen Bauteile diesen Kräften standhalten, müssen sie
auf Biegebeanspruchung (auch: Plattenbeanspruchung) ausgelegt
sein.
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Statische Nachweise nach DIN EN 1996-3/NA
Die Bemessung erfolgt gemäß DIN EN 1996-3/NA: Nationaler Anhang für den Entwurf, die Berechnung und Bemessung von Hochbauten und Ingenieurbauwerken mit unbewehrtem Mauerwerk, die sich auf windbelastete, nicht tragende Außenwände bis 20 m Höhe bezieht. Ein gesonderter statischer Nachweis ist nicht erforderlich, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
- Die Befestigung erfolgt vierseitig mit festen Anschlüssen (z. B. durch Verzahnung oder Anker).
- Das Überbindemaß (l0l) beträgt mindestens 0,4·hu.
- Der Mörtel entspricht mindestens der Gruppe NM IIa oder ist ein Dünnbettmörtel.
- Es gibt keine Fenster- oder Türöffnungen, die die Stabilität beeinträchtigen könnten.
- Die Größtwerte der Ausfachungsfläche entsprechen den Vorgaben
der Tabelle 1 NA.C.1 der DIN EN 1996-3/NA.
Bauteilanschlüsse bei Stahlbetonskelettkonstruktionen
Bei vierseitig umschlossenen Ausfachungen aus Mauerwerk werden die durch Wind entstehenden Horizontalkräfte auf das Stahlbetonskelett übertragen. Während horizontale Anschlüsse an Ringbalken und Fundamente meist ohne zusätzliche Nachweise über Formschlüsse erfolgen, sind vertikale Anschlüsse an Stützen technisch anspruchsvoller.
Da herkömmliche Ankerschienen in Mörtelfugen bei vorgefertigten Stahlbauteilen nicht verwendet werden können, sind alternative Lösungen erforderlich. Eine bewährte Methode ist der Mörtelverguss, wobei Nut- und Federausbildungen an den angrenzenden Bauteilen einen sicheren Formschluss herstellen und die Schubkräfte aufnehmen. Für diese Verbindungen sind gesonderte statische Nachweise erforderlich.
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Entkopplung zur Schadensbegrenzung bei ungeplanten Lasten
Ein Problem entsteht, wenn ungeplante extreme Lasten, z. B.
durch Erdbeben, auf das Ausfachungsmauerwerk wirken. Traditionell
wird die Ausfachung mit vollem Kontakt zum Stahlbetonrahmen
ausgeführt. Dadurch kann es jedoch zu einer Diskrepanz in der
Steifigkeit kommen: Während das Skelett sich bei Belastung
verformt, bleibt das Mauerwerk steif und wird dadurch
überlastet.
Die Folge: Risse und Schäden, insbesondere wenn seismische
Kräfte zusätzlich eine senkrechte Belastung auf die Wandelemente
ausüben. Dieses Problem ist seit Jahrzehnten bekannt und
verschiedene Lösungsansätze wurden erforscht. Eine effektive
Maßnahme ist die Entkopplung der Anschlussfugen, um kontrollierte
Bewegungen zu ermöglichen und Schäden zu reduzieren.
Ein Entkopplungssystem kann dabei aus speziellen
hyperelastischen Elastomeren bestehen, die entlang der Stützen und
Rahmenriegel angeordnet werden. Diese Materialien sind so
konzipiert, dass sie eine geringe Steifigkeit in Bewegungsrichtung
haben, aber gleichzeitig durch steife seitliche Flansche Stabilität
bieten. Dadurch können sie Verformungen der Wand ausgleichen,
verhindern aber ein unkontrolliertes Ausweichen des Mauerwerks
senkrecht zur Wandfläche.
Fazit
Ausfachungsmauerwerke sind eine bewährte Lösung für nicht
tragende Füllwände in Skelettbauten. Insbesondere bei vertikalen
Anschlüssen sind sorgfältige Verbindungen erforderlich, um eine
sichere Kraftübertragung zu gewährleisten. Entkopplungssysteme
spielen eine entscheidende Rolle, wenn ungeplante Lasten wie
Erdbeben auftreten, da sie Schäden minimieren und die Lebensdauer
der Konstruktion verlängern können.
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