Firmenhauptsitz in Nový Bor

Leuchtendes Glashaus

In einer böhmischen Kleinstadt hat das Architekturbüro ov-a historische Bestandsbauten mit zwei Neubauten kombiniert, wobei ein Baukörper mit einer Fassade aus transparenten Glasfliesen verkleidet ist. Während das Gebäude im Dunkeln wie eine Leuchtskulptur wirkt, dient sie tagsüber auch als Showroom für die eigenen Leuchtenkollektionen.

Gallerie

Eine Tradition aus Böhmen

In der Umgebung von Nový Bor im Norden Tschechiens siedelten sich im 18. Jahrhundert viele Glashütten an. Die Kleinstadt liegt inmitten des sogenannten Kristalltals, dem Zentrum der Kristallglasproduktion Böhmens. Hier befindet sich auch der Firmenhauptsitz von Lasvit, einem Hersteller von Glas, handgefertigten Leuchten und Installationen. Genauso kunstvoll und designaffin wie die Produkte der böhmischen Manufaktur sollte auch der neue Unternehmenssitz am Palackého-Platz gestaltet werden. Nach einem eingeladenen Wettbewerb hat das Architekturbüro ov-a aus Prag einen Masterplan erarbeitet.

Alt trifft Neu

Das Headquarter besteht aus vier unterschiedlichen Baukörpern, die auf einer Fläche von 1.780 Quadratmetern miteinander verbunden sind. Zwei unter Denkmalschutz stehende Gebäude – eines davon mit Holzkonstruktion und vielen erhaltenen Details – wurden sorgsam restauriert und durch zwei zeitgenössische Bauten ergänzt. Beide Bestandsbauten erinnern an die Geschichte des Ortes, die eng verbunden ist mit der Glasherstellung: Ein Gebäude wurde im 18. Jahrhundert von Glasherstellern bewohnt, in dem anderen befand sich seit Ende des 19. Jahrhunderts die Glashütte der Firma Carl Schappel aus Leipzig.

Während der eine Neubau, das sogenannte Zementhaus, durch eine Verkleidung aus schwarzen Zementfliesen wie ein hermetisch abgeriegelter Block wirkt, stellt sich der andere visuell als das komplette Gegenteil dar. Zwar erinnern die Fassadenfliesen auch hier in Form, Textur und Anwendung an die traditionellen Schieferdachschindeln aus der Region, sind aber überraschenderweise aus transparentem Glas gefertigt. Die selbsttragende Fassade ist an einer Metallkonstruktion befestigt, die die Form des Hauses aufnimmt. Das schwarze Zementhaus hat eine ungewöhnliche Funktion: Hier werden die komplexen und oft sehr schweren Glasinstallationen des Herstellers aufgehängt und können dann unter verschiedenen Lichtverhältnissen getestet werden.

Lichtplanung: Durch Glas leuchten

Doch das eigentliche Highlight des ungewöhnlichen Architekturensembles ist das Glashaus. Zwar hat es auch tagsüber seinen Reiz, doch sobald es dunkel wird, erscheint es als leuchtende Skulptur. Und zwar deshalb, weil nicht nur die Fassade, sondern auch das Dach komplett mit den verschieden geformten Glasfliesen ummantelt ist – insgesamt 1.400 einzelne Elemente, die insgesamt 14 Tonnen wiegen. Sie wurden von Lasvit eigens für das Projekt entwickelt und hergestellt – und sollen schon von außen die Glasexpertise und den hohen gestalterischen undtechnischen Anspruch des Herstellers repräsentieren. Das besondere Oberflächenfinish der Fliesen aus Bruchglas entstand mithilfe von Formen, die nicht aus Holz, sondern aus Papier bestanden.

Die Glasfassade überdeckt ein weiteres Glashaus, wobei nur ein undurchsichtiger Teil sichtbar ist – die Betondecke im Sitzungssaal, die wie ein Dach wirkt. Die Räume des Firmensitzes dienen auch zur Präsentation verschiedener Leuchtenkollektionen. Auffälligstes architektonisches Element im Innenraum ist die Betonkonstruktion im Besprechungsraum, die von DNA Design als Tonnengewölbe entwickelt wurde.

Inside out

Das Innere nach außen bringen – das ist die Idee des Glashauses, gleichsam einem gläsernen Leuchtturm in Nordböhmen. Zusammen mit dem Zementhaus und den historischen Gebäuden bildet es ein Ensemble, das sich zwischen Vergangenheit und Zukunft bewegt, und gleichermaßen traditionelles (Glas-)Handwerk und zeitgenössische Gestaltung zeigt. -csh

Bautafel

Architekten: ov-a, Prag
Projektbeteiligte: Maxim Velčovský/ Lasvit, Nový Bor (Innenarchitektur + Lichtplanung); TGK, Nový Bor (Glasverkleidung Fassade), Břetislav Eichler/ DNA Design, Brünn (Betonstruktur Office)
Bauherrschaft: Lasvit, Nový Bor
Fertigstellung: 2019
tandort: Palackého nám. 170, 473 01 Nový Bor, Tschechien
Bildnachweis: Lasvit, Nový Bor

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