Zuckersilo 9 in Uelzen
Schlanke Gerüstlösung für die Dachmontage
Der norddeutsche Bahnverkehr lag einen Tag lahm als im Juni 2014 in den Nordzucker-Werken in Uelzen ein Großbrand ausbrach und 40.000 Tonnen Zucker in eine glühende Masse verwandelte. Erst im Jahr zuvor war das in Brand geratene Zuckersilo 9 aus 900 Tonnen Stahl und 8.000 Kubikmetern Beton für 10 Millionen Euro errichtet worden. Dessen Tragfähigkeit und Standsicherheit waren zwar nicht beeinträchtigt, dennoch waren erhebliche Sanierungsmaßnahmen notwendig und so rieselte erst im Oktober 2015 wieder der Zucker.
Gallerie
Die Arbeiten starteten mit der Erneuerung des Ringbalkens am oberen Ende des Silos, anschließend wurde ein neues Dach aufgesetzt. Erst dann konnte mit der Innensanierung der Wände begonnen werden. Den Abschluss bildeten die Fördertechnik und eine neue Bandbrücke. Der Materialeinsatz während des Sanierungsprozesses ist eindrucksvoll: Zur Erhöhung der Biegefestigkeit des Turms und um Risse zu „kitten“, wurde nach dem Abtragen des beschädigten Materials auf 14.000 Quadratmetern mit Carbonfasern bewehrter Textilbeton aufgebracht, laut RWTH Aachen unter Berufung auf den Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie der „Stahl des 21. Jahrhunderts“. In bis zu drei Schichten zwischen 18 und 24 Millimetern kamen so 340 Tonnen Feinbeton zum Einsatz. Für die konstruktive Instandsetzung der Innenschale wurden im Nassspritzverfahren weitere 340.000 Kilogramm Beton verbaut. Die insgesamt rund 4.500 Quadratmeter Sanierungsfläche wurden abschließend lebensmittelhygienisch einwandfrei beschichtet.
Das erneuerte Silo zählt mit 75 Metern Höhe zu den höchsten
Zuckersilos weltweit. Mit seinem Innendurchmesser von 45,5 Metern
hat es eine Lagerkapazität von 80.000 Tonnen Weißzucker.
Gerüste und Schalungen
Für die Montage der neuen Holzdachkonstruktion mit einer Höhe von
17 Metern wurde ein Trag- und Arbeitsgerüst mit einem Turmdurchmesser von
lediglich neun Metern errichtet, das durch horizontale Abspannungen
am Zugring in der Silokrone in 58 Metern Höhe und einen am Gerüst
umlaufenden Stahlring zur Lastaufnahme stabilisiert wurde. Die
gesamte Konstruktion konnte dank des minimierten Materialeinsatzes
und deshalb geringen Einzelgewichten innerhalb von acht Tagen
montiert werden. Die Verwendung von System-Stahlbelägen als
temporäre Zwischenplattformen wirkte sich beschleunigend aus – und
machte die Arbeiten zudem äußerst sicher. Wichtiger Bestandteil war
der gegenläufig montierte Treppenturm: Die leichten und rasch zu
montierenden Alu-Treppenläufe sorgten für den sicheren und bequemen
Zugang zu den höher gelegenen Arbeitsplätzen – bei Gerüstmontage
und -nutzung gleichermaßen.
Bautafel
Planer: Ipro Industrieprojekt, Braunschweig
Projektbeteiligte: Fa. Wiegand, Schellerten (Gerüst, Untergrundvorbereitung, Endbeschichtung); Torkret Substanzbau, Essen (Rissverpressung, Textilbetonarbeiten); Peri, Düsseldorf (Trag- und Arbeitsgerüst)
Bauherr: Nordzucker, Uelzen
Standort: Lüneburger Str. 118, 29525 Uelzen
Fertigstellung: 2015 (Sanierung nach Brandschaden)
Bildnachweis: Peri, Weißenhorn