Regenwasser: Arten der Entwässerung im Gebäude
Regenwasser kann in und am Gebäude in verschiedenen Leitungen abgeführt werden, maßgebliche Teile und Elemente dazu sind Dachflächen, Dachrinnen, Abläufe, Notentwässerung, Einzelanschluss-, Sammelanschluss-, Fall-, Sammel- und Grundleitungen sowie Grundstücksflächen. Strömungstechnisch wird zwischen zwei Systemen unterschieden:
Gallerie
Entwässerung mit Freispiegelsystem
Bei der Freispiegelentwässerung gelangt das Wasser über mehrere
Fallleitungen in eine im Gefälle verlegte Grundleitung, über die es
abgeleitet wird. Der Abfluss des Regenwassers erfolgt dabei über
die physikalische Gesetzmäßigkeit der Schwerkraft. Die
Ablaufleistung wird maßgeblich über das Rohrsohlengefälle und die
Ausbildung des Dachgullys beeinflusst. Das Rohrleitungssystem der
Freispiegelentwässerung ist dabei stets mit Wasser teilgefüllt,
wobei eine maximalle Füllhöhe nicht überstiegen werden darf, da
sonst die Ableitung mittels Schwerkraft nicht erfolgen kann. Diese
Art der Entwässerung ist die am häufigsten verwendete.
Die Bemessungsgrundlagen für Regenentwässerungsanlagen im
Freispiegelsystem sind komplett in der DIN 1986-100
Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke -
Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752
und DIN EN 12056 enthalten. Einzelanschlussleitungen
sind wie Sammelleitungen zu bemessen, wobei die Nennweite
nicht geringer sein darf als die Nennweite des Dachablaufs.
Sammelanschlussleitungen müssen wie Sammelleitungen bemessen
werden. Somit ist bei Einzel- und Sammelanschlussleitungen ein
maximaler Füllungsgrad von h/di = 0,7 und ein
Mindestgefälle von J = 0,5 cm/m zu berücksichtigen. Fallleitungen
dürfen bis zu einem maximalen Füllungsgrad von f = 0,33 bemessen
werden. Die Fallleitung darf keine geringere Nennweite aufweisen
als die Anschlussnennweite des angeschlossenen Dachablaufs bzw. der
Sammelanschlussleitung. Fallleitungsverzüge ≥10° brauchen bei der
Dimensionierung nicht berücksichtigt werden. Bei Verzügen <10°,
müssen die Fallleitungen mit dem Gefälle des Verzuges bei einem
Füllungsgrad von h/di = 0,7 bemessen werden.
Innerhalb von Gebäuden sind Sammel- und Grundleitungen für einen
maximalen Füllungsgrad von h/di = 0,7 unter
Berücksichtigung eines Mindestgefälles von 0,5 cm/m zu bemessen.
Außerhalb des Gebäudes muss bei Grundleitungen eine
Mindestgeschwindigkeit von 0,7 m/s und eine Maximalgeschwindigkeit
von 2,5 m/s berücksichtigt werden. Das Mindestgefälle beträgt 1:DN
und der maximale Füllungsgrad h/di = 0,7. Hinter einem
Schacht mit offenem Durchfluss darf auf Vollfüllung
(h/di = 1,0) ohne Überdruck bemessen
werden.
Entwässerung mit Druckströmung
Beim Druckströmungssystem werden die Ablaufströme der einzelnen
Gullys über Anschlussleitungen unter der Dachkonstruktion einer
gemeinsamen Fallleitung zugeführt. Bei der Ableitung des
Regenwassers wird in der Sammelleitung ein Unterdruck erzeugt, der
für eine schnelle und effektive Entwässerung der Dachfläche mit
hoher Fließgeschwindigkeit sorgt. Da das Druckströmungssystem durch
die physikalische Gesetzmäßigkeit des Unterdrucks funktioniert,
können die unterhalb des Daches verlaufenden Leitungen gefällelos
verlegt werden, so dass die Raumnutzung optimiert wird. Die
hohe Fließgeschwindigkeit sorgt zudem für eine Selbstreinigung des
Rohrsystems und damit zu einem geringeren Wartungsaufwand. Diese
Art der Entwässerung kommt vor allem bei großen Flachdächern zum
Einsatz.
Die gesamten Ausführungs- und Bemessungsgrundsätze für planmäßig
vollgefüllt betriebene Dachentwässerungsanlagen mit Druckströmung,
die bisher nur in der VDI-Richtlinie 3806 zusammengefasst waren,
sind seit 2008 in der DIN 1986-100 enthalten. Sie sind sehr
aufwändig. Für die Bemessung ist ein hydraulischer Nachweis des
Systems zu erbringen. Als Berechnungsregenspende sind mindestens 300 l/(s
ha) anzusetzen.
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