Ein wasserfester Boden für die Marienburg
Sanierung nach Überflutung des historischen Ensembles
Nach einer Überflutung im Sommer 2017, bedingt durch ungewohnte Niederschlagsmengen, musste der Kulturcampus Domäne Marienburg der Universität Hildesheim aufwendig saniert werden. Weil Hochwasser in Zeiten des Klimawandels keine Seltenheit sind, und derartige Katastrophen künftig unbedingt vermieden werden sollten, wurde der Boden des historischen Ensembles dabei wasserfest ausgeführt.
Gallerie
Bei der Domäne Marienburg handelt es sich um eine spätmittelalterliche Wasserburg im südlichen Teil von Hildesheim, nahe am Ufer der Innerste. Seit den 1990er-Jahren nutzen die Fachbereiche Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation der städtischen Universität das historischen Ensemble. Als in Folge eines Starkregenereignisses ein Nebenfluss der Innerste, die Beuster, über die Ufer trat, wurden die Domäne und das umliegende Gelände überflutet. Die Überschwemmungen verursachten teils irreparable Schäden an Fußbodenkonstruktionen, Aufzügen, Dämmungen unter den Estrichen und Maschinenräumen. Insgesamt wurden rund 3.200 Quadratmeter Fläche beschädigt. Im Erdgeschoss musste der Bodenaufbau aus EPS-Dämmung, Zementestrich und Parkett vollständig entfernt werden.
Mit der Planung der Sanierungsmaßnahmen waren Woelk Wilkens Architekten aus Hannover beauftragt. Zur Herstellung eines dauerhaften und wasserfesten Bodenbelags fiel die Wahl auf Schaumglas-Dämmplatten der Deutschen Foamglas in Verbindung mit Bitumenabdichtungen und einem Terrazzobelag aus Gussasphalt. Die geschlossenzellige Struktur des Dämmmaterials verhindert die Aufnahme von Wasser, und auch Gussasphalt (aus mineralischen Zuschlägen und Bitumen) nimmt kein Wasser auf. Die Materialien sind also bestens für den Hochwasserschutz geeignet. Mit einem Lambdawert von λD = 0,042 W/(m·K) verfügen die Dämmplatten Foamglas T4+ zudem über einen guten Wärmeschutz. Der hohlraumfreie Bodenaufbau behält auch im Falle einer erneuten Überflutung seine mechanischen und physikalischen Eigenschaften.
Um zunächst einen provisorischen Universitätsbetrieb zu gewährleisten, wurden nach Trocknung und Desinfizierung für einzelne Seminar- und Erschließungsbereiche temporäre Fußböden eingesetzt. Ende 2017 begannen die ersten Vorarbeiten: Mittels Kugelstrahlen wurde der Betonboden mechanisch bearbeitet und mit Reaktionsharz versiegelt. Für die spätere Wandabdichtung wurden Putz abgetragen und neue Sockel gemauert.
Im Februar 2018 starteten die Arbeiten zur Wiederherstellung des
Bodenbelags. Auf den versiegelten Betonboden wurde eine Lage
Polymerbitumen-Dachdichtungsbahn in heißflüssiger Bitumenklebemasse
aufgebracht und darauf die Schaumglasdämmung in Heißbitumen
verlegt. Zur Herstellung einer wasserdichten und auftriebssicheren
Dämmebene ist die Abdichtungsebene zugfest auf der Bodenplatte
verlegt und an den Wänden hochgeführt. Dann wurde eine weitere
bituminöse Abdichtung in Kombination mit einer Mastixschicht
aufgebracht und zusätzlich an aufgehenden Bauteilen bis zu einer
Höhe von 70 Zentimetern eine mineralische Schlämme aufgetragen. Die
obere Abdichtungsebene bildet den Untergrund für zwei Schichten
Gussasphaltestrich. Die obere Lage ist durch mehrmaliges
Abschleifen und Versiegeln als Terrazzoboden vollendet.