Trosten Sauna in Oslo
Schwimmende Sauna für alle
Fjord-City heißt das beispielhafte Stadtentwicklungskonzept, das Oslo seit der Jahrtausendwende zu einem Vorbild postindustrieller Stadtgestaltung macht. Mit dem Bau eines neuen Containerhafens am Rande der Stadt öffneten sich neue Areale an der Wasserkante, auf denen neben hochpreisigen Wohnbauten auch bedeutende Kunst- und Kultureinrichtungen ihren Platz gefunden haben. Darüber hinaus wurden öffentliche Räume geschaffen, die das Wasser für eine breite Öffentlichkeit zugänglich machen, wie die Badeanstalt auf der Halbinsel Sørenga und die schwimmenden Saunen.
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„Sauna to the people!“ — so lautet das Motto der Osloer Saunavereinigung. Seit 2016 setzt sich der gemeinnützige Verein für den öffentlichen Zugang zum Saunieren im Oslofjord ein. Das in Norwegen beliebte Eisbaden im Fjord wird hier mit einem Saunagang kombiniert. Den Anfang machte das Saunafloß Måken, das die Mitglieder aus Treibholz und Recyclingmaterialien bauten. Aus einem Floß wurde inzwischen eine Insel mit mehreren schwimmenden Saunen, entworfen von verschiedenen Architekturbüros. Die jüngste Ergänzung ist die Trosten Sauna aus der Feder des spanischen Architekturbüros Estudio Herreros. Das Madrider Studio ist bereits für das zwei Jahre zuvor eröffnete Munch Museum in unmittelbarer Nachbarschaft verantwortlich.
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Skulpturale Dreiecke in Grün
Die Konstruktion der Sauna ist simpel und zugleich skulptural: Drei versetzte dreieckige Volumen bilden die Gebäudekubatur und schaffen eine Sitzlandschaft mit Blick auf den Fjord. Das Team von Estudio Herreros ließ sich von der Tradition architektonischer Follies inspirieren. Dementsprechend fällt auch die mintgrüne Farbgebung ins Auge. Die recycelte Aluminiumpaneele verkleiden das Gebäude und sollen dank ihrer Korrosionsbeständigkeit dem rauen Meeresklima möglichst lange standhalten. Der Außenbereich und die ansteigende Sitzlandschaft kontrastieren mit einem rot eingefärbten recyceltem Gummiboden. Eine filigrane Metallbrüstung mit Maschennetz dient als Absturzsicherung.
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Gehüpft wie gesprungen
Die Sitzplattform ist für Besucher*innen der Hafenpromenade frei zugänglich. Das Wasserpanorama lädt zum Verweilen ein, im Sommer sogar zu einem Bad im kühlen Nass: Eine seitlich öffnende Luke transformiert die oberste Ebene zur Sprungplattform. Wer nicht springen mag, steigt über eine Leiter auf der untersten Plattformebene ins Wasser. Der Wasserzugang der Sauna liegt visuell abgeschirmt auf der anderen Seite des Gebäudes. Eine Tür führt in einen kurzen, hohen Korridor, der von oben seitlich Licht erhält. Hier gibt es Schließfächer und eine Bank – das muss als Umkleide genügen. Die Innenwände dieses Zwischenbereichs sowie der gesamte Boden sind mit Terrazzo verkleidet, der als thermischer Speicher dient.
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Barrierefreies Saunieren
Die Saunakabine bietet Platz für bis zu 22 Gäste — dann wird es allerdings auch eng. Die unterste Bank lässt sich einziehen, sodass hier zwei Rollstuhlfahrer*innen Platz finden können. Damit ist Trosten die erste barrierefreie Sauna der Stadt. Ein integriertes Dampfumlaufsystem mit elektrischen Ventilatoren sorgt für eine angenehme, gleichmäßige Wärme.
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Die Konstruktion besteht aus einer Holzstruktur, die außerhalb der Stadt auf einem Trockendock gebaut wurde. Anschließend montierte man das Tragwerk auf eine vorgefertigte schwimmende Betonplattform, installierte die Aluminiumpaneele und die Innenausstattung. So blieb der Saunabetrieb auf dem Oslofjord von den Bauarbeiten ungestört. -hs
Bautafel
Architektur: estudioHerreros
Projektbeteiligte: DIFK (Tragwerksplanung); White Arkitekter (lokales Architekturbüro); AF Håndverk og Oslo Prosjektbygg (Generalunternehmer); Frontal (Fassadenbauunternehmen); Weberg (Metallarbeiten); Hydro (Fassadensystem, Innovation & Entwicklung); Huguet (Terrazzolieferant); Moelven (Holzlieferant); CH Prosjekt (Gummilieferant); Helgoland Marina (Schwimmende Plattform)
Bauherrschaft: Oslo Badstuforening
Standort: Sukkerbiten, 0150 Oslo, Norwegen
Fertigstellung: 2024
Bildnachweis: Einar Aslaksen (Fotos); Rebecca Zeller (Fotos); estudioHerreros (Zeichnungen)
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