Jubilee Pool in Penzance
Salziges Bad in Cornwall
Schwimmen im Meer ist gesund! Mit diesem ärztlichen Ratschlag begann Mitte des 18. Jahrhunderts in Großbritannien die Wiederentdeckung der Küsten als Badeorte. Schnell erfreuten sich Meeresschwimmbecken großer Popularität und führten zu dem Bau zahlreicher Sea Pools. Der Jubilee Pool in Penzance, Cornwall, ist einer davon. Für Badebegeisterte öffnete das Bad erstmals im Jahr 1935 seine Pforten, anlässlich des silbernen Thronjubiläums (engl. „Silver Jubilee“) von König Georg V. Im Laufe der Jahrzehnte hinterließen atlantischen Stürme ihre zerstörerischen Spuren, der Pool war baufällig geworden und immer wieder von der Schließung bedroht. Eine lokale Initiative setzte sich für den Erhalt ein, bis die Gemeinde den Betrieb übernahm. Dank öffentlicher Fördergelder und Gemeindebeteiligung konnte das Londoner Büro ScottWhitbyStudio mit der Sanierung des denkmalgeschützten Bades beauftragt werden.
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Zwischen Atlantik und Ärmelkanal
Penzance liegt an der Mounts Bay, einer Meeresbucht am südwestlichsten Zipfel von Cornwall. An dieser Stelle verengt sich der Nordatlantik zum Ärmelkanal, sodass der wärmende Effekt des Golfstroms hier noch für mildes Klima sorgt. Trotz der etwas abseitigen geografischen Lage ist der Ort infrastrukturell gut angebunden: Seit 1866 führt eine Eisenbahnlinie von der Londoner Paddington Station nach Cornwall, Endstation ist Penzance. Schnell entwickelte sich die Hafenstadt zu einem beliebten Ziel für Tourist*innen. Besonders populär war das Bad im Meer auf den Battery Rocks, einer exponierten Felsformation, die in den Atlantik hineinragt und als natürlicher Wellenbrecher dient. An dieser prominenten Stelle ließ der bei der Stadt angestellte Ingenieur Frank Latham zwischen 1931 und 1935 den Jubilee Pool als Meeresschwimmbecken errichten. Das dreieckige Becken mit seiner Art-Deco Architektur ist eines der letzten erhaltenen Salzwasser-Gezeitenbecken in Europa und steht heute unter Denkmalschutz.
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Soziale Infrastruktur
Wiederkehrende Winterstürme hinterließen im Laufe der Jahre ihre Spuren in der Bausubstanz. Zudem sorgten günstige Pauschalreisen in südlichere Gefilde seit den 1970er-Jahren für den Rückgang des Tourismusbooms in Penzance und damit auch der Besucher*innenzahlen des Jubilee Pools. Nachdem das Bad von der endgültigen Schließung bedroht war, formierte sich eine lokale Initiative: 2015 konnte die Organisation Friends of the Jubilee Pool das Schwimmbad erwerben, drei Jahre später ging es in den Besitz der Gemeinde über, wodurch 1,8 Millionen Pfund an öffentlichen Geldern aufgebracht werden konnten. Beeindruckend ist, dass ein Drittel der Kosten von den Menschen vor Ort gespendet wurde. Dieses lokale Engagement zeugt von der Bedeutung des Bades als Herzstück der Gemeinde – eine Eigenschaft, die den Sea Pools oft eigen ist. Sie spielen vor allem in kleineren Städten eine wichtige Rolle als Treffpunkt und soziale Infrastruktur. Das Team von ScottWhitbyStudio legte Wert darauf, den gemeinschaftlichen Charakter des Ortes zu stärken.
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Ergänzungsbau mit Wellendach
Vom Straßenniveau führt eine Treppe in der Mitte der Anlage hinunter auf eine Terrasse, seitlich befindet sich eine Rampe für den barrierefreien Zugang. Von dieser Hauptebene aus wird der Neubau erschlossen, in dem sich ein Café und ein flexibel nutzbarer Gemeinschaftsraum befinden. Das skulpturale Dach stellt die Verbindung zur höher gelegenen Promenade her. Die Balken der Holzkonstruktion des Daches sind so angeordnet, dass eine Wellenform entsteht – eine Referenz zum bewegten Wasser des Schwimmbeckens. Zugleich erzeugt die Dachform Oberlichter, die Nordlicht in den Innenraum bringen und Passant*innen Einblicke Richtung Pool ermöglichen.
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Ganzjähriges Baden auf dem Felsvorsprung
Von dieser Hauptebene aus führen Treppen und Rampen eine weitere Ebene tiefer zu den Umkleideräumen. Der denkmalgeschützte Bestand mit seiner klaren, kantigen Formensprache wurde von den Architekt*innen saniert, ohne das Erscheinungsbild zu verändern. Ähnlich subtil ertüchtigte das Team von ScottWhitbyStudio die bauliche Struktur der Gesamtanlage, damit sie den Stürmen des Atlantiks in Zukunft besser standhalten kann. Das dreieckige Becken liegt auf der tiefsten Ebene der Anlage. An den landseitigen Ecken sind zwei gesonderte Badebereiche eingefügt. Um auch in der kalten Jahreszeit ein salziges Bad zu ermöglichen, planten die Architekt*innen ergänzend zu dem bestehenden Hauptbecken sowie dem Kinderbereich einen geothermisch beheizten Pool. Ein 410 Meter tiefer geothermischer Brunnen speist das neue Becken mit erwärmtem Wasser. Die Möglichkeit der ganzjährigen Nutzung des Schwimmbads soll eine positive Entwicklung der Stadt fördern. Die Hoffnung ist, dass der Jubilee Pool noch lange eine wichtige soziale Infrastruktur für Penzance wird bleiben können. -hs
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Bautafel
Architektur Bestand 1931-1935: Captain Frank Latham
Architektur Sanierung 2022: ScottsWhitbyStudio, London
Projektbeteiligte: WebbYates Engineers, London (Tragwerksplanung, Service Engineering); ScottsWhitbyStudio, London (Denkmalschutz); Fox Cornwall (Projektmanagement); Catling Construction, Penzance (Bauunternehmen); A1 Construction Penzance (Tischlerarbeiten); ESW, Bristol (Dachabdeckung); Stuart Pease, Rotherham (Fassadenverkleidung); GEON - GEL Geothermal Engineering Limited/Arup (Geothermie-Ingenieure)
Bauherr*in: Jubilee Pool Penzance Ltd
Fertigstellung: 2022
Standort: Battery Road, Penzance, Cornwall
Bildnachweis: EyeOnHigh (Drohnenaufnahmen); Jim Stephenson (Fotos); ScottsWhitbyStudio (Pläne)
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