Sportbad Neckarpark in Stuttgart
Schwimmen in den Baumkronen
Stuttgart ist bekannt für seine Mineralquellen. In der Innenstadt kann man gleich in zwei unterschiedlichen Bädern im mineralischen Wasser baden. Was den Schwimmbegeisterten in Stuttgart jedoch bisher fehlte, war ein 50-Meter-Sportbecken, das den nationalen Wettkampfrichtlinien entspricht. Damit in Zukunft auch Leistungsschwimmer*innen in der Stadt auf ihre Kosten kommen, lobte die Stadt einen Wettbewerb für ein neues Sportbad im Stadtteil Bad Cannstatt aus. 2015 entschiedenen Lehmann Architekten und AHM Architekten den Wettbewerb für sich. Seit 2022 können Schwimmende in Stuttgart nun also endlich auch lange Bahnen ziehen.
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Das Hallenbad soll den Auftakt zu einer neuen Sport- und Veranstaltungsmeile entlang der viel befahrenen Mercedesstraße und den Übergang zum neuen Quartier Neckarpark bilden. Entlang der Hauptstraße reihen sich großmaßstäbliche Veranstaltungsorte wie die Schleyer-Halle, die Porsche-Arena oder das Stadion des VfB Stuttgart mit weiteren Sportplätzen aneinander. Das große Volumen des Hallenbads entspricht dieser städtebaulichen Körnung. Nach Norden öffnet sich das Gebäude in Richtung Quartier. Ein Vorplatz soll als Bindeglied zur benachbarten Blockrandbebauung dienen. Hier befinden sich auch Fahrradständer und Parkplätze, die künftig von den frisch gepflanzten Bäumen überdacht werden.
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Offener Eingangsbereich und umlaufender Sockel
Das Gebäude umgibt ein Sockelgeschoss aus Sichtbetonfertigteilen, darüber ist es in gekantete, bronzefarben eloxierte Aluminiumbleche gehüllt. Versetzt angeordnete dunkelblaue und silberne Lamellen sowie großflächige Verglasungen in den beiden Obergeschossen unterbrechen das einheitliche Fassadenbild. Die geschlossene Fassade im Erdgeschoss ist notwendig, da sich hier die Technikebene befindet, die bei den meisten Bädern im Keller untergebracht ist. Aufgrund der unterirdischen Mineralquellen war im Neckarpark jedoch keine Unterkellerung möglich. So befindet sich hier die Bädertechnik im Erdgeschoss, was für den technischen Betrieb vorteilhaft ist, da das Technikgeschoss ebenerdig angedient werden kann.
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Eine dreigeschossige Verglasung markiert den Eingangsbereich des Bades auf dem in Richtung Quartier orientierten Vorplatz. Das dahinter liegende Foyer besteht aus einem Luftraum, der den Eingangsbereich mit den beiden Obergeschossen verbindet. Hinter dem Kassenbereich liegen Verwaltungs- und Serviceräume. Neben einem Aufzug führt eine Freitreppe parallel zur Glasfassade in das erste Obergeschoss zum Schwimmbereich mit Umkleideräumen und Duschen. Neben einem Wettkampfbecken verfügt das Bad auch über einen Mehrzweckbereich mit Sprunganlage.
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Teilbares Wettkampfbecken
Da das Hallenbad auch als Schul- und Sportbad dient, gibt es
zwei separate Dusch- und Umkleidebereiche für Sportler*innen und
Freizeitschwimmende. Auf einer Galerie entlang des Luftraumes
befinden sich die Umkleiden für den Sportbetrieb, dahinter liegen
die Duschen mit direktem Zugang zum Mehrzweckbecken. Für den
öffentlichen Betrieb ist ein zweiter Umkleide- und Duschbereich
vorgesehen, der sich zum Wettkampfbecken orientiert. Das
50-Meter-Becken mit acht Bahnen erfüllt die Anforderungen des
Deutschen Schwimmverbands für nationale Wettkämpfe. Mithilfe einer
mittigen Hubwand lässt sich das Becken jedoch auch in einen
25-Meter- und einen 23-Meter-Bereich unterteilen. Dies ermöglicht
die Austragung von Kurzbahnmeisterschaften sowie eine Zweiteilung
für den Trainingsbetrieb. Mit einer Tiefe von zwei Metern kann das
Becken darüber hinaus auch für den Wasserballsport genutzt
werden.
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Sprunganlage und Tribüne
Das kleinere Mehrzweckbecken verfügt über eine Sprunganlage mit einem 1-Meter-Brett und einem 3-Meter-Turm. Außerhalb des Sprungbereiches befindet sich ein Hubboden, der flexibel bis auf die Höhe des Wasserspiegels gefahren werden kann. Dadurch ist es möglich, die Wassertiefe zu verringern, was unter anderem für den Schulunterricht von Vorteil ist. Über das zweite Obergeschoss gelangt man auf die Tribüne, die für rund 900 Zuschauer*innen ausgelegt ist.
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Blick ins Grüne
Die großflächige Verglasung der Halle auf Höhe der Schwimmbecken rahmt die Aussicht auf die Bäume, die die Mercedesstraße säumen. So entsteht im Sommer ein grünes Panorama, das die darunter liegende Straße vergessen lässt. Der Innenraum ist hell gestaltet; weiße Bodenfliesen und die weiß beschichteten Stahlfachwerkträger der Deckenkonstruktion rücken das cyanfarbene Wasser in den Vordergrund. Entwässerungsrinnen mit weißem Rollrost rahmen das Becken unauffällig und leiten übertretendes Wasser ab. Indirektes Tageslicht gelangt durch Sheddächer ins Innere, die zur hellen Atmosphäre des Bads beitragen. In den übrigen Bereichen überwiegen Sichtbeton und helle Holzverkleidungen aus Weißtanne.
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Interner Wasserkreislauf
Eine extensive Begrünung der rund 4.100 Quadratmeter großen Dachfläche minimiert den Regenabfluss. Die Bepflanzung nimmt das Regenwasser auf und gibt es später über Verdunstung wieder ab, was zur Verbesserung des Stadtklimas beiträgt. Überschüssiges Regenwasser wird über ein Unterdrucksystem in das Erdgeschoss geleitet und fließt in einen Speicher zur weiteren Nutzung. Bei Auslastung gelangt das Wasser in außenliegende Pufferspeicher und wird von dort in die Kanalisation abgeführt. Darüber hinaus kann das Hallenbad dank des ambitionierten Energie- und Technikkonzept CO₂-neutral betrieben werden.-hs
Bautafel
Architektur: Lehmann Architekten, Offenburg; AHM Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Drees & Sommer, Stuttgart (Projektsteuerung); SVZ Baumanagement, Stuttgart (Objektüberwachung); Ingenieurbüro Möller + Meyer Gotha, Greifenberg (Technische Gebäudeausrüstung (TGA), HLSKA und Badewasser); Fritz Planung, Bad Urach (TGA Elektro); Netze BW, Stuttgart (TGA Elektroplanung Schwachstrom, Blitzschutz); EGS-plan Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäude- und Solartechnik, Stuttgart (Bauphysik); Pfrommer + Roeder, Stuttgart (Freianlagen); BERNECKER Ingenieur, Stuttgart (Geotechnik, Baugrund); Ralf Kludt Sachverständige & Ingenieure für vorbeugenden Brandschutz, Stuttgart (Brandschutz); ACO, Büdelsdorf (Hersteller: Hygiene-Kastenrinnen HF-S für Beckenumrandungen und Duschen, Rollroste mit Rutschhemmung für Barfußbereiche, Bodenabläufe)
Bauherrschaft: Landeshauptstadt Stuttgart, Stuttgarter Bäder
Baukosten: 42,3 Millionen Euro netto
Fertigstellung: 2022
Standort: Leonore-Volz-Straße 2, 70372 Stuttgart
Bildnachweis: Achim Birnbaum (Fotos); Lehmann Architekten und AHM Architekten (Pläne)
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