Gewächshausumbau in Paris
Transformation eines Denkmals
Von Gewächshäusern und Orangerien geht ein besonderer Reiz aus. Entfalten sich ihre räumlichen Qualitäten doch vor allem aufgrund des reichlich vorhandenen Tageslichts. Doch viel Sonnenlicht, noch dazu direkt einfallendes, bedeutet auch viel Wärme: So funktioniert der Treibhauseffekt. Was für Pflanzen aus südlicheren Gefilden im Winter genau richtig ist, kann für Menschen besonders im Sommer einen nicht hinnehmbaren Verlust der Behaglichkeit bedeuten. Die Umnutzung dieser Gebäudegattung von einem Ort für Pflanzen zu einem für Menschen bedarf darum eines funktionierenden Verschattungskonzeptes. Ein solches hat das Architekturbüro Forme beim Umbau der historischen Orangerie eines Pariser Krankenhauses zu einem Freizeitraum mit einfachen Mitteln nach Vorgaben der Denkmalpflege umgesetzt.
Gallerie
Medizingeschichte seit dem 18. Jahrhundert
Das
Gewächshaus im Privatgarten der Klinik Saint Jean de Dieu im 7.
Arrondissement ist Relikt einer Landschaftsgestaltung des 18.
Jahrhunderts. Es beherbergte bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eine
Vielzahl an Heilpflanzen. Danach verblasste das Interesse an der
Pflanzenaufzucht und das Häuschen verwahrloste zusehends. Mit dem
Wunsch, das Gebäude sinnvoll zu nutzen und der Raumknappheit der
Klinik entgegenzuwirken startete die Fondation Saint Jean de Dieu
das Rehabilitationsprojekt. Die Stiftung entschied sich, das
Denkmal in einen Gastraum zu konvertieren, der den Mitarbeitenden
und Patienten für unterschiedlichste Aktivitäten zur Verfügung
steht.
Das Klinikareal befindet sich innerhalb der Grenzen eines sogenannten secteur sauvegardé und ist durch den Plan de Sauvegarde et de Mise en Valeur (PSMV) geschützt. Dabei handelt es sich um ein Instrument des staatlichen Denkmalschutzes, bei dem der konventionelle Bebauungsplan teilweise entkräftet und durch Regeln zum Schutz des baulichen Erbes ergänzt wird. Der hiesige PSMV beschränkt Neubauten und schreibt eine denkmalgerechte Renovierung der historischen Bauwerke vor.
Inspiriert von der ehemaligen Funktion
Die
Herausforderung für Forme war, unter Einhaltung der Auflagen des
Denkmalschutzes das Gebäude für alle Jahreszeiten auszurüsten. Das
äußere Erscheinungsbild blieb nahezu unverändert. Zugunsten
besserer Wärmedämmeigenschaften kam eine neue Doppelverglasung zum
Einsatz, für die ein besonders schmales, am Original orientierten
Holzprofil entwickelt wurde. Neben dem alten Lüftungssystem konnten
auch die außenliegenden Holzlamellen-Rollos erhalten werden, welche
fortan für die Verschattung des Glasdachs sorgen.
Der Großteil der Konversion fand im Innenraum statt, wo eine neue Einrichtung und ein abgesenkter Boden die Besuchenden erwarten. In Anlehnung an den ursprünglichen Grundriss mit Pflanztischen entlang der Wände, stattete das Planungsteam den Gastraum mit einer umlaufenden Holzbank aus. Sie nimmt alle technischen Einrichtungen auf, sodass das Zentrum des Raums frei bleibt für unterschiedliche Nutzungen. Durch die Rehabilitierung mithilfe behutsamer Eingriffe konnte die Architektur und ihre Geschichte für zukünftige Generationen bewahrt werden. -sh
Bautafel
Architektur: Forme Architecture + Urbanisme, Paris
Projektbeteiligte: BETEM, Paris (Tragwerk); H. Chevalier, Suresnes (Auf- und Abbau); Boutàbout (Schlosserei, Metallarbeiten); GS2E, Aulnay-sous-Bois (Elektro)
Bauherrschaft: Fondation Saint Jean de Dieu, Paris
Fertigstellung: 2021
Standort: 2 Rue Rousselet, 75007 Paris, Frankreich
Bildnachweis: Giaime Meloni, Ile-de-France
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